Wunderbare Selbstwirksamkeit mit Baum

Das wird mal ein schöner Spitzahorn. Baumexperte Christoph von Eisenhart Rothe organisiert als Stammhalter die Arbeit am Pflanzloch, Baumpatin Anna Lupke (vorne mit Mütze) legt eine ordentliche Schippe drauf, Antje Runge und andere Helfer assistieren. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. In der Stadt wachsen 15 neue Bäume dem Himmel entgegen. Es sind besondere Bäume, Ulme und Spitzahorn, Sommerlinde, Blutbuche und Maulbeere, Früchte des Patenschaftsprogramms „Stadtbäume“, inszeniert von der Lokalen Oberurseler Klimainitiative (LOK). Verwirklichter Klimaschutz durch Menschen aus der Stadt, Bäume, für die ihre Bewohner viel Geld gespendet und beim Pflanzen selbst Hand angelegt haben.

Anna Lupke ist begeistert über ihren Baum, der natürlich für alle Menschen gepflanzt wurde. Ungefähr vier Meter Höhe schon hat er mitbekommen auf seinen neuen Lebensstandort. Ein kleiner Spitzahorn, Acer platanoides in der Fachsprache der Gärtner und Baumpflanzer. Ein schöner Platz da am Zaun, der den Deschauer Park von der Füllerstraße abgrenzt. Hier wird er immer von vielen kleinen Kindern umgarnt sein, von fröhlichen Tönen meist, der Spielplatz im Park ist sehr beliebt. Anna Lupke aus der Strackgasse hat den Baum gestiftet und die Patenschaft für ihn übernommen. Das Gießen wird sie dem freundlichen Nachbarn überlassen, der schon zur Taufe am Samstag einige Kanister Wasser angeschleppt hat, oder eben dem BSO, der mit im Boot ist bei der Kampagne „Stadtbäume“. Aber vorbeikommen und nach ihrem Baum gucken wird die ältere Dame so oft sie kann.

Auf dem Gelände der katholischen Liebfrauenkirche haben bereits am Vormittag Gemeindemitglieder mit der LOK-Bodentruppe ein halbes Dutzend Bäume gepflanzt. Maulbeere und Mehlbeere und zwei Sommerlinden als Ersatz für verdorrte Birken am Wegesrand, eine wunderbare Blutbuche vor dem Kindergarten der Gemeinde, wo einst auch eine Birke ihr Laub schüttelte. Eine feine „Spielart der Natur“, so Forstexperte Christoph von Eisenhart von der LOK, der an allen Grabungsorten aktiv war. Die Blutbuche startet schon im Frühjahr mit roten Blättern in die Saison.

Es sind viele Bäume gefallen in der Stadt oder einfach verdorrt in den Dürrejahren 2018 bis 2022. Durch die Trockenheit, die der Klimawandel mit sich bringt, durch Baumschädlinge, durch neuartige Erkrankungen. Viele Bäume sind nicht nachgepflanzt worden aufgrund der angespannten Haushaltslage, engagierte Bürger sind nun in die Bresche gesprungen, haben sich Gedanken gemacht und über die LOK die Gruppe „Stadtbäume“ gegründet. Haben alte und mögliche neue Standorte lokalisiert und kartiert und parallel dazu das Konzept der Baumpatenschaften entwickelt und das Ganze mit Stadt und BSO abgesprochen. Fast zwei Jahre wurde der erste große Pflanztag vorbereitet.

Der Deschauer Park war Basisstation für die Pflanzaktion bei bestem Buddelwetter. Mit Parkplatz für einen kleinen Bagger, mit Zelt für Kaffee und Kuchen nach getaner Arbeit. Als Frau Lupkes Spitzahorn fein eingebettet war in die gelockerte Park-Erde, kam noch eine Sommerlinde (Tilia cordata) dazu, für die Christine Greve vom LOK-Vorstand die Patenschaftsurkunde von Bürgermeisterin Antje Runge bekam. Auch der Juwelier Windecker kann jetzt in der Mittagspause kurz schauen, ob seine gespendete Ulme „Ulmus Rebona“ gut gedeiht. „Mein Mann möchte auch gerne einen Baum spenden, wo kann man das machen?“ fragte eine andere ältere Dame spontan in die Runde. Ein Geburtstag steht an, da sollen die Gäste lieber für einen Stadtbaum spenden als Geschenke mitbringen.

Ein sehr schönes Bild fand die neue Baumpatin Susanne Wiesner neben dem Ferdinand-Balzer-Haus vis-a-vis der Grundschule Mitte. Dort wurde im vorigen Winter eine gefährdete Esche gefällt, aus Sorge, abbrechende Äste könnten Kinder auf dem Schulhof verletzen. Auch hier wird ein Ahorn im nächsten Herbst schönes Blattlicht verbreiten und irgendwann auch Schatten werfen. „Es ist eine wunderbare Selbstwirksamkeit, wenn man Bäume pflanzt, in deren Schatten sich Generationen von Menschen aufhalten werden und die Schönheit des Baumes genießen können“, sagte Susanne Wiesner zum Dank für die Chance solcher Wirksamkeit, zu der die Lokale Klimainitiative noch sehr viel mehr Menschen verhelfen will. Schon im Frühjahr sollen weitere Bäume gepflanzt werden, zur Finanzierung hat die LOK ein Spendenkonto eingerichtet, Verwendungszweck, na klar, „Spende Stadtbäume“.

Weitere Artikelbilder



X