„Zeichen, dass die Gemeinschaft lebt“

Endlich wieder Weindorf, Biergarten und Apfelweinkneipe im öffentlichen Raum. Die „Orscheler“ genießen den Schoppen auf dem Rathausplatz mit vielen vollen Gläsern und freuen sich über ein Stückchen Normalität im Alltag. Foto: js

Oberursel (js). Wie schnell doch sieben Wochen vorbeigehen. So haben es viele Besucher des Sommer-Biergartens mit Zweigstelle für Wein- und Apfelweintrinker auf dem Rathausplatz empfunden. Stammgäste sind viele geworden, haben mehrere lauschige Abende am Brunnen zwischen Rathaus und Stadthalle verbracht in diesen sieben Wochen. Haben einen frischen kühlen Sauvignon Blanc der Odenwälder Winzergenossenschaft Vinum Autmundis, einen örtlichen Äppler der Apfelwein-Agentur von Jockel Döringer oder ein Alt Oberurseler Brauhaus-Bier in der blauen Stunde und ein bisschen darüber hinaus genossen. Haben vor allem ein bisschen der gewünschten „Normalität“ genossen während der temporären Rückkehr in die Partyzone des Lebens. Und das fast durchgehend bei perfektem Trinkwetter.

Sieben Mal drei Abende Biergarten und Weindorf in einem, das sorgte für Begeisterung beim Publikum und für Freude bei den Betreibern, weil auch das Klingeln in der Kasse ein schönes Nebengeräusch war. Keine Klagen zu hören, nur zufriedene Mienen bei denen, die sich richtig reingehängt haben, um in Zeiten strenger behördlicher Vorgaben doch eine gelassene Stimmung zu erzeugen. Auch um Zusammenhalt zu demonstrieren in harten Zeiten für die Gastronomie. Ohne Live-Musik ging’s auch, Musik vom Band musste nicht sein, der Mensch hat sich trotzdem viel zu erzählen, wenn er beim fröhlichen Trunke sitzt und ein paar Leckereien dazu naschen kann. „Es war Wahnsinn“, sagt Mitveranstalter Thomas Fiehler. „Extrem“ das erste Wochenende kurz vor Ferienbeginn, da sind sie fast überrollt worden vom Ansturm und mussten bei der Organisation der Verteilung der Gäste an die Tische unter Coronabedingungen noch ein wenig nachjustieren. „Den Rest haben wir genossen.“ Bedankt hätten sich die Leute, sagt Thomas Fiehler im Rückblick. Am Wochenende haben sich die Rathausplatzwirte von ihren Gästen verabschiedet und bekamen dabei viel Beifall der Szene. Die Menschen haben es hingenommen, mit Maske am Eingang auf Einlass zu warten, wenn mal wieder alle Plätze besetzt waren. „Leider besetzt“, das mussten Fiehler, „Dorfchef“ Danny Franklin und die wechselnden Kontaktmanager am Einlass des öfteren sagen, enges Gedränge war halt nicht angesagt. „Die Leute waren sehr diszipliniert, das war schon klasse“, sagt Franklin, der Rathaus-Hausmeister, der meistens als Letzter das Licht ausgemacht hat. „Hier ist was zusammengewachsen“, den Satz hat er am Vorabend des Abschieds vom Sommer-Biergarten mehrfach gesagt. Und damit nicht nur das Trio der Veranstalter gemeint, zu dem noch Brauhaus-Wirt Thomas Studanski gehörte. Schließlich waren da noch Vereine, örtliche Kneipiers und Caterer, die im Wechsel für die Verköstigung der Gäste gesorgt haben.

„Ein Zeichen, dass die Gemeinschaft lebt“, hat Bürgermeister Hans-Georg Brum gesehen, der nicht nur bei der Eröffnung und beim Abschied über seine Grußworte hinaus am Ort war. „Vielleicht nächstes Jahr wieder“, stellte er in Aussicht, dann wird er allerdings als Ex-Bürgermeister nur noch Gast sein. Experiment geglückt, „wir haben alles richtig gemacht“, befand Thomas Fiehler.

An den Tischen wurde da schon diskutiert, ob die Stadt ihr Weindorf nicht zu schnell abgesagt hatte im Corona-Frühling. Und darüber, dass die Wirte doch eine Steilvorlage gegeben hätten, dass man in ähnlicher Form doch vielleicht auch ein Weihnachtsdorf mit einem Weihnachtsmarkt drumherum organisieren könnte.

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