Zwei Säulen erzählen, und das Publikum spielt mit

Konzentriert, aber dennoch mit Spaß an der Arbeit (v. l.): Carina Müßen, Doris Kutt, Regisseur Volker Zill, Kerstin Grunwald, Jacques Marfels und Erika de Lorenzi. Foto: bg

Oberursel (bg). „Bei antiken klassischen Stücken habe ich mich in der Schule schwer getan“, bekannte Volker Zill. Manchem Fan des Theaters im Park (TiP) mag es ähnlich gegangen, als er die Neuigkeit erfuhr, dass mit „König Ödipus“ ein Klassiker der griechischen Mythologie im nächsten Jahr zur Aufführung kommen soll. Aber keine Angst: Im TiP wird es wieder unterhaltsam zugehen, soviel hat der Regisseur schon verraten.

Die klassische griechische Tragödie von Ödipus, dem das Orakel verkündet, dass er seinen Vater ermorden und seine Mutter ehelichen wird, ist aus der Feder von Sophokles schwere Kost. Im TiP wird das Stück in einer Neudichtung von Bodo Wartke zu sehen sein. Der bekannte Musikkabarettist und Liedermacher hat das antike Stück komplett neu getextet, in Reimform und inhaltsgetreu. Er tourt damit als Ein-Mann-Stück, in dem er sämtliche Rollen übernimmt und sich selbst am Klavier begleitet, mit großem Erfolg durch die Lande. Komödie und Tragödie wurden dabei zu einem unglaublichen Theaterabend vereint. Volker Zill ist von dieser neuen Version des Klassikers begeistert. Als musikalischen Leiter konnte er den Oberurseler Komponisten Lasse Heinrich gewinnen.

Zill gibt richtig Gas. Drei Leseproben hat er angesetzt, die letzte findet am 9. November um 15 Uhr im Vereinshaus des Frohsinn statt. Bis Anfang Dezember soll das Ensemble stehen, dafür benötigt er 16 Akteure, einige von ihnen müssen auch singen können. Für Januar hat er ein erstes Ensembletreffen geplant. Im Februar will er mit der Probenarbeit beginnen. Wöchentlich sind zwei Termine angesetzt, donnerstags und samstags.

Am ersten Leseabend waren 13 Interessenten erschienen, die Verteilung der Rollen war da keine Schwierigkeit für den Regisseur. Jeder kam mal dran und konnte sich präsentieren. Viele bekannte Gesichter und Mitglieder des Theater Vereins waren erschienen, das Stück reizt sie schon. Darunter auch Tamara Dierksen, Marie-Luise Ette, Karin Gerber, Marie Marks, Cornelia Rauscher, Monika Witt, Manfred Nitsch und Winfried Wagner. Zur zweiten Leseprobe hatte sich nur eine kleine Runde eingefunden. Zill gab eine kurze Einführung in das Stück: „Die Geschichte von Öidpus war schon im alten Griechenland ein Renner und ist heute noch aktuell. Sie handelt von wichtigen menschlichen Themen. Die Handlung spielt in Theben. Auf der Bühne wird der Königspalast aufgebaut sein, dazu zwei großen Säulen mit antiken Figuren, die im Stück lebendig werden“, erläutert er.

Die Stimmung unter den fünf Aspiranten ist fröhlich und locker, man sitzt im Stuhlkreis zusammen. Darunter alte Theaterhasen wie Kerstin Grunwald, die schon gefühlte unzählige Male im TiP auf der Bühne stand, oder Doris Kutt. Die, wie sie immer gern erzählt, durch ihren Sohn Dennis, den sie zu Proben für Kindertheaterstücke brachte und abholte, auch den Weg zur Bühne gefunden hat. Auch Carina Müßen bringt Theatererfahrung mit und kann, diese Frage stellt der Regisseur jedem, auch richtig gut singen. Jacques Marfels, der schon mehrfach bei der Studiobühne in Bad Homburg mitgespielt hat, bedauert – singen kann er nicht so gut.

Die Theaterabende im TiP und vor allem auch das schöne Ambiente haben Erika de Lorenzi sehr gut gefallen. Bei ihren Besuchen hat ihr auch imponiert, was Amateure alles auf die Beine stellen. Jetzt hat sie mehr Zeit und sich vorgenommen, selbst auf der Bühne zu stehen und Theater zu spielen. Deshalb ist sie gekommen und macht ihre Sache richtig gut. Sie darf einen Hirten lesen, einen Ausländer, der auch noch hessisch babbelt. Das ist jetzt nicht so ihr Ding, aber Volker Zill ist zufrieden.

Zwei antike Säulenfiguren, Thalia und Musikus werden lebendig und treiben als Erzähler die Geschichte voran. Dabei spielt auch das Publikum eine wichtige Rolle. Als Volk von Theben wird es im Laufe des Stücks immer wieder direkt angesprochen und in das Spiel einbezogen. Nicht nur die Rolle des Ödipus muss besetzt werden. In weiteren Rollen agieren seine leiblichen Eltern König Laois und Königin Iokaste, das Herrschpaar von Theben, sein Freund und Berater Kreon, der auch sein Onkel ist, ein Orakel, eine Sphinx, zwei Hirten, das Königspaar von Korinth, das ihn als Adoptivkind aufzieht, ein betrunkener Korinther, ein Priester, ein Seher und ein Therapeut. Auch vor und hinter Bühne werden viele helfende Hände benötigt. Bei der Erstellung des Bühnenbilds wird wie in den vergangenen Jahren mit der Hochtaunusschule kooperiert.

!Die Premiere von „König Ödipus“ nach Sophokles in der Neudichtung von Bodo Wartke findet am Donnerstag, 9. Juli 2020, statt. Gespielt wird anschließend von Freitag, 10. Juli bis Samstag, 15. August immer freitags und samstags um 20 Uhr im Park der Klinik Hohe Mark. Der Ticketvorverkauf startet bereits Anfang November. Die Karten kosten 20 Euro plus Gebühren und sind in allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie über Frankfurt Ticket Rhein-Main unter der Hotline 069-1340400 erhältlich.



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