Zweiter „Orscheler Sommer“ im Ausnahmezustand

Kunstgriff-Vorsitzender Dirk Müller-Kästner und die Vorstandsmitglieder Michael Schyska und Birgit Kindler mit Hund Zita vor dem Eingang zum Gelände der Erich-Kästner-Schule. Der Schulhof könnte ein Veranstaltungsort im Sommer sein. Foto: js

Oberursel (js). Dirk Müller-Kästner hat so ziemlich alle „Orscheler Sommer“ miterlebt, von der Premiere 1985 bis zum ersten Corona-Sommer 2020. Erst war er nur als Besucher dabei, ab etwa 1998 hat er mitgeholfen. Das Sommerkulturprogramm für die „Daheimgebliebenen“ mit Musik und Theater, Sport und Begegnungen unter freiem Himmel unter Federführung des Vereins „Kunstgriff“ ist im Kalender vieler Oberurseler fester Bestandteil. Über den zweiten „Orscheler Sommer“ im Ausnahmezustand spricht Jürgen Streicher mit dem Kunstgriff-Vorsitzenden.

Der „Kunstgriff“ macht Hoffnung auf einen „Orscheler Sommer 2021“. Was nährt diesen Optimismus?

Dirk Müller-Kästner: Wir machen keine Hoffnung und wollen schon gar nicht falsche Hoffnung wecken. Wir können selbst nur hoffen, dass es einen Orscheler Sommer 2021 geben kann.

Haben Sie dennoch schon ein konkretes Datum im Kopf, wann der „Orscheler Sommer“ beginnen kann?

Dirk Müller-Kästner: Stand heute fangen wir mit dem Start der Sommerferien an. Vielleicht bietet sich auch ein früherer Start an. Vielleicht.

Reden wir nur im Konjunktiv oder gibt es schon feste Pflöcke? Zeitraum, Spiel- und Veranstaltungsorte, feste Programmpunkte?

Dirk Müller-Kästner: Wir können nur im Konjunktiv reden, feste Zusagen sind unmöglich. Aber wenn, dann wird es am 14. August ein „Orschels Finest“ mit „Hole Full of Love“ als Haupt-Act geben. Den Sommer-Auftakt wird die Kunstgriff-Theatergruppe gestalten, inklusive einer Vorführung von Kindern für Kinder. Außerdem sind bereits Vorführungen des Galli-Theaters, ein Poetry Slam, eine Zaubershow und Filmabende geplant. Anfang September würden wir gerne wieder eine große Bühne auf die Bleiche stellen, unter anderem für einen Chorabend und ein Sinfoniekonzert.

Was können Sie den Oberurselern, ihren Freunden und Gästen denn versprechen?

Dirk Müller-Kästner: Dass wir kein Harakiri versuchen, aber dass wir viele Ideen haben, Musiker und Künstler auf die Bühne zu bringen.

Sommer mit Maske, Sommergefühle auf Abstand, Schnelltest am Eingang, eingezäunte Schulhöfe, Besuch nur mit Anmeldung und Impfpass. Wie muss man sich das im zweiten Corona-Sommer in Folge vorstellen?

Dirk Müller-Kästner: Das kann alles irgendwie passieren oder nötig sein. Aber schon jetzt konkrete Pläne zu verkünden, wäre Kaffeesatz-Leserei. Wir werden machen, was nötig, aber auch was möglich ist.

Der etwas andere „Orscheler Sommer“, im vergangenen Jahr hat er ziemlich gut funktioniert und ist beim disziplinierten Publikum gut angekommen. Allerdings nicht so sehr bei den Anwohnern, wie man hört.

Dirk Müller-Kästner: Es gibt direkte Nachbarn der Schule Mitte, die vor allem über die Beschallung bei den Rockkonzerten klagen. Dafür haben wir Verständnis. Deshalb wollen wir nun zumindest mit den „lauten“ Veranstaltungen auf den Hof der Erich-Kästner-Schule am Feldrand umziehen.

Was haben Sie aus der Premiere im neuen Format gelernt? Was kann man besser machen?

Dirk Müller-Kästner: Gelernt haben wir, dass der Hof der Grundschule Mitte ein wunderbarer Spielort ist und sich mit Schulleitung, Lehrern und Hausmeister hervorragend zusammenarbeiten lässt. Außerdem haben wir erfahren, dass wir in der Stadt viel Rückhalt haben. Gelernt haben wir auch, dass die Oberurseler in Krisenzeiten ungewöhnliche Regeln akzeptieren. Für die außergewöhnliche Situation lief der Orscheler Sommer hervorragend. Besser machen wollen wir da nichts. Wir würden lieber wieder normale Veranstaltungen präsentieren.

Welche logistischen Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein, wenn der Kunstgriff jetzt an zwei Orten spielt?

Dirk Müller-Kästner: Wir brauchen zwei Bühnen und auch ansonsten doppeltes Equipment. Jedes Mal alles hin und her zu fahren, das würden wir personell nicht schaffen.

Wie viele Hygiene-Konzepte, Test-Strategien und Krisenmanagement-Varianten für mögliche Szenarien haben Sie und Ihr Team vom Kunstgriff und den Mitveranstaltern bereits entworfen?

Dirk Müller-Kästner: Unzählige und letztlich kein Konzept, keine Strategie und keine haltbare Variante. Wir warten ab, wie sich die Lage entwickelt, und hoffen, dass keine neuen Mutationen alle Ideen über den Haufen werfen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Gesundheitsamt?

Dirk Müller-Kästner: Ausgesprochen gut.

Gibt es schon abgestimmte Konzepte?

Dirk Müller-Kästner: Nein.

Die Corona-Notbremse ist gezogen, von welchen Vorgaben ist nun die endgültige Entscheidung abhängig?

Dirk Müller-Kästner: Wenn größere Veranstaltungen irgendwann wieder möglich sind, werden wir loslegen. Noch einmal: Wir denken nicht daran, den Orscheler Sommer zugrunde zu richten, nur weil er unbedingt stattfinden soll.

Also wieder ein „Sommer“ mit Einschränkungen. Wie wichtig ist er trotzdem für die Stadt und ihre Menschen?

Dirk Müller-Kästner: Der Orscheler Sommer bietet inzwischen ein Programm, in dem allen Alters- und Interessensgruppen etwas geboten wird. Die Resonanz, die wir seit Jahren erfahren, zeigt sehr deutlich: Der Orscheler Sommer ist eine tragende Säule im Kulturleben der Stadt. Kurz: Er ist, in aller Bescheidenheit, enorm wichtig.

Dürfen wir uns auf „Rituale“ wie den Stelzenlauf durch die Stadt und das Fischerstechen am Weiher im Maasgrund am Eröffnungswochenende freuen?

Dirk Müller-Kästner: Stelzenlauf wird es bestimmt wieder geben, das Fischerstechen eher nicht, da dabei zu viele Menschen zusammenkommen würden, ohne die Corona-Regeln einhalten zu können. Aber auch da heißt es: Abwarten!



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