Angst statt Training: Ungewisse Zukunft für Sportvereine

Tor und Schloss statt Spaß und Spiel: So wie der SV Bommersheim in Oberursel haben in den vergangenen Tagen sämtliche Sportvereine im Hochtaunus ihre Anlagen schließen und ihr klassisches Angebot aussetzen müssen. Foto: sth

Hochtaunus (how). Die deutsche Eishockeyliga hat den Saisonabbruch beschlossen, die Profiligen im Fußball pausieren. Die Olympischen Spiele in Tokio wurden um ein Jahr verschoben. Die Corona-Pandemie macht auch vor den großen Sportevents nicht halt. Doch es sind nicht nur mächtige Funktionäre, die sich derzeit ihre Köpfe über einen Plan B oder C zermartern. Das Virus sorgt für leere Arenen, aber auch für verlassene Dorfplätze und Turnhallen. Die Basis leidet mindestens so sehr wie der Spitzensport.

Im Hochtaunus haben sämtliche Sportvereine vor knapp zwei Wochen ihren Betrieb eingestellt. Weder Training noch Wettkämpfe finden statt. Alle großen Sportverbände haben ihre Saison für beendet erklärt. Die Empfehlungen, welche bezüglich Verhaltens- und Schutzmaßnahmen vom Robert-Koch-Institut ausgesprochen wurden, hatten diesen Schritt unumgänglich gemacht. „Die Probleme, die im Zusammenhang mit der Einstellung des Sportbetriebs auftreten, sind die gesellschaftlichen Folgen der Isolierung. Ein Verein lebt vom sozialen und gesellschaftlichen Austausch“, bedauert Jutta Stahl, Präsidiumsmitglied und Geschäftsführerin der TSG Oberursel, diesen schweren, aber alternativlosen Schritt.

Gerade die möglichen finanziellen Auswirkungen sorgen derzeit für Angst- statt Trainingsschweiß bei so manchem Verantwortlichen. „Es kann je nach Dauer zu schweren finanziellen Nöten kommen, vor allem auch bei den Übungsleitern“, erklärt Stahl. Hinsichtlich des fortlaufenden Einzugs von Mitgliedsbeiträgen hofft sie auf die Solidarität der Mitglieder. Wie die TSG Oberursel bei diesem Thema verfahren wird, ob Beiträge womöglich also auch zurückgezahlt werden, ist noch nicht endgültig entschieden. Die Mitglieder sollen zeitnah informiert werden. Auch Ursel Geldner, Vorstandsmitglied und 1. Schatzmeisterin bei der TSG Köppern, kann diesbezüglich noch keine klaren Prognosen treffen. Sie rechnet mit Abmeldungen, hofft aber gleichzeitig darauf, Mitglieder zunächst auf den 18. April vertrösten zu können. Bis zu diesem Tag ist der Sportbetrieb vorerst offiziell ausgesetzt. Dass auch bei der TSG Köppern finanziell „anders geplant“ werden muss, bezweifelt Geldner nicht.

Hans-Peter Grösgen, Vorsitzender des TV Dornholzhausen, sieht derzeit keine größeren wirtschaftlichen Sorgen auf seinen Verein zukommen: „Der TVD befindet sich in einer wirtschaftlich soliden Situation.“ Sollte die Frage nach der Rückzahlung von Mitgliedsbeiträgen kommen, „werden wir sie wohlwollend beantworten“. Gegensätzlich hierzu wird den Worten von Präsident Ralph Gotta zufolge bei der Homburger Turngemeinde (HTG) verfahren: „Einem gemeinnützigen Verein ist es nicht gestattet, Mitgliedsbeiträge zurückzuzahlen.“ Die Ausführungen des Landessportbunds Hessen zu eben dieser rechtlichen Frage stützen Gottas Worte. Die finanziellen Folgen für die HTG ließen sich derzeit nicht einschätzen, Gotta hofft auf eine „baldige Wiederaufnahme des Regelbetriebs“.

Um die Zwangspause zu überbrücken, sprießen in den Vereinen kreative Ideen. Zum einen wird Menschen aus der Risikogruppe Hilfe angeboten, ob beim Einkaufen oder beim Gassi-Gehen. Die HTG und die TSG Oberursel informieren hierzu auf ihrer Website. Ihr Sportangebot hat die HTG auf den vereinseigenen Youtube-Kanal verlegt. Hier finden Mitglieder zahlreiche Übungen aus verschiedenen Sportarten, die sich auch zu Hause leicht umsetzen lassen. Hüpfspiele für die Kleinsten sind ebenso vertreten wie ein Basketball-Workout. Ein Fitnessprogramm für zu Hause bietet die TSG Oberursel auf der Vereins-Website an, weitere Angebote für Zumba-Fans und Kinder sollen folgen. Beim TV Dornholzhausen haben Übungsleiter der Abteilungen Zumba und Tanzen Videosequenzen für die Mitglieder bereitgestellt. „Je länger die Pause dauert, desto kreativer werden wir“, kündigt der Vorsitzende Grösgen an.

Manche Sportler bekommen von Vereinsseite individuelle Übungspläne an die Hand. „Viele unserer Ballsportmannschaften haben Trainingspläne bekommen. Allerdings haben wir ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieses Training nur alleine durchgeführt werden darf, damit es zu keinem Treffen der Sportler kommt“, berichtet Jutta Stahl von der TSG Oberursel. Zwar ist Zuhause-Bleiben das Gebot der Stunde, individuelle sportliche Betätigung schließt das jedoch nicht aus. „Hier in Köppern haben wir den Wald vor der Nase“, verweist Ursel Geldner auf den Standort der Sport- und Turngemeinschaft, „auch ein ausgiebiger Spaziergang ist gut für die Ausdauer.“ Und erlaubt, vorausgesetzt, man ist maximal zu zweit unterwegs.

Weitere Artikelbilder



X