Besuchsstopp und deutlich mehr Intensivbetten

Hochtaunus (how). In den Hochtaunus-Kliniken gilt ab sofort ein Besuchsstopp auch für Angehörige stationärer Patienten. Diese Sicherheitsmaßnahme gilt für alle drei Klinik-Standorte in Bad Homburg, Usingen und Königstein. Ausnahmen sind ausschließlich für Partner und Kinder von schwer erkrankten Patienten möglich. Ferner dürfen die Lebenspartner von Schwangeren die werdenden Mütter in die Klinik begleiten.
„Diese Entscheidung ist uns sehr schwergefallen, weil wir wissen, was das für Patienten und deren Angehörige bedeutet“, hob Klinikgeschäftsführerin Dr. Julia Hefty hervor. „Aber zum Schutz unserer Patienten und unserer Mitarbeiter ist ein genereller Besuchsstopp der zwingend notwendige Schritt“, betont Julia Hefty.
Wie die Klinikgeschäftsführerin erläutert, sind die Hochtaunus-Kliniken dabei, die Klinik angesichts der sich weiter zuspitzenden Lage aufzurüsten. So würden neue Isolationsstationen geschaffen und die Intensivkapazitäten an den Standorten Bad Homburg und Usingen deutlich erweitert. „Wir richten uns darauf ein, schlimmstenfalls 36 Beatmungsplätze in Bad Homburg und sieben in Usingen bereitzustellen“, so Hefty. Normalerweise habe Bad Homburg zehn Beatmungsbetten auf der Intensivstation, Usingen vier. Dies bedürfe präziser Planung und akribischer Vorbereitung, erläutert die Klinikchefin.

„Kapazitäten sind endlich“

So haben die Hochtaunus-Kliniken in den vergangenen Wochen einen Stufenplan erarbeitet, der in unterschiedlichen Eskalationsstufen nun scharfgeschaltet werde. Damit lasse sich ein hohes Patientenaufkommen bewältigen. „Klar ist aber auch: Die Kapazitäten aller Kliniken sind endlich, unsere auch. Wenn zu viele Patienten auf einmal kommen, wird es extrem schwierig“, so Hefty. Deshalb appelliert die Klinikchefin an die Menschen im Hochtaunuskreis: „Bleiben Sie bitte zu Hause, vermeiden Sie jedes Ansteckungsrisiko und geben Sie uns so die Chance, denen zu helfen, die sich schon angesteckt haben!“ Nicht nur aus Rücksichtnahme auf ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen – es sei ein fataler Irrtum, zu glauben, dass es junge gesunde Menschen nicht genauso schlimm und lebensgefährlich treffen könne. Das sehe man gerade in Deutschland jetzt oft. Die Mitarbeiter der Kliniken, allen voran Ärzte und Pflegekräfte, seien hochmotiviert. Alle wüssten, dass es gelte, die größte Herausforderung zu meistern, vor der das deutsche Gesundheitssystem je gestanden habe „Wir alle arbeiten rund um die Uhr an den Vorbereitungen, und auch wenn alle Behandlungen, die verschiebbar sind, bereits verschoben wurden, müssen unsere Ärzte und Pflegekräfte weiterhin die Patienten versorgen, die wegen ganz anderer medizinischer Probleme als Notfälle zu uns kommen“, so Hefty. Das bedeute zweifellos eine Doppelbelastung, die nur durch großen Zusammenhalt innerhalb der Klinik gemeistert werden könne.

Größter Dank und Respekt

Die meisten Mitarbeiter hätten freiwillig auf ihren geplanten Urlaub verzichtet, um die Kollegen zu unterstützen. Ärzte und Pflegekräfte meldeten sich vorzeitig aus der Elternzeit zurück, weil sie wüssten, dass jede Hand gebraucht werde, und auch etliche Menschen von außerhalb hätten ihre tätige Hilfe angeboten. „Allen Mitarbeitern gilt mein großer Dank und mein größter Respekt für ihren Mut und ihre Haltung. Und ich bin genauso dankbar für die Solidarität, die wir von allenthalben erfahren“, erklärt die Klinikchefin.
Hefty berichtet aber auch von Schwierigkeiten, mit denen sie niemals gerechnet hätte. „Dass wir in Deutschland mal in der Situation sein könnten, dass uns die einfachsten Dinge wie Mundschutz, Schutzkittel und Desinfektionsmittel fehlen, und diese nur in geringen Mengen zu horrenden Preisen oder gar nicht zu kaufen sind, hätte ich mir vor einem Jahr nicht vorstellen können.“ Sorgen mache ihr auch, dass es keine Abstrichröhrchen mehr zu kaufen gibt, die für die Corona-Labortests benötigt werden. „Ich frage mich, wie irgendjemand valide Aussagen über die Verbreitung der Infektion machen will, wenn es mangels Material kaum möglich ist, die Menschen überhaupt zu testen“, so Hefty.
Eine Hoffnung allerdings habe sie: dass die Bundespolitik eine Lehre aus den Ereignissen ziehe und sich auch nach der Krise daran erinnere, wie wichtig gut aufgestellte, gut ausgerüstete Krankenhäuser seien, die von jetzt auf gleich ihre Reserven mobilisieren können, und dass es keinen Sinn mache, ausgerechnet den stationären Gesundheitssektor weiter wie eine Zitrone auszupressen. „Es gibt nicht zu viele Klinikbetten in Deutschland, wie seit Jahren behauptet wird, sondern – wie man jetzt im Ernstfall sehen kann – zu wenige“, so Hefty.



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