Damit nicht nur heiße Luft aus dem Wasserhahn bläst

Den neuen Liefervertrag zwischen Hessenwasser und dem Wasserbeschaffungsverband Taunus (WBV) unterscheiben im Oberurseler Rathaus Ralf Schroedter, Hans-Georg Brum, Elisabeth Jreisat und Peter Siens (v. l.). Foto: js

Hochtaunus (js). Die Füllfederhalter waren gezückt, die Verträge lagen auf dem Oberurseler Rathaustisch, Hessenwasser-Geschäftsführerin Elisabeth Jreisat und Oberursels Bürgermeister Hans-Georg Brum als Vorsteher des Wasserbeschaffungsverbands Taunus (WBV) waren bereit für die Unterschiften, als der Himmel die Schleusen öffnete und Regengüsse auf das Rathausdach prasselten. Als wäre es ein gutes Omen für die Verbindung im Zeichen des Wassers, die hier am Montagvormittag gerade geschlossen wurde. Der neue Wasserlieferungsvertrag zwischen den Partnern ist unter Dach und Fach, es geht wie bei der jetzt abgelaufenen Vereinbarung für die vergangenen Jahre um jährlich 2,9 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, die Hessenwasser an die sieben WBV-Kommunen abgibt. Fixiert wurde der Vertrag über eine Laufzeit von zehn Jahren.

Vor knapp zwei Jahren, Anfang August 2018, stand die Oberurseler „Wasserampel“, die der Technische Leiter der Stadtwerke, Dieter Gredig, derzeit auf Grün gestellt hat, knapp vor dem Wassernotstand. Noch ein paar Tage ohne neuen Zufluss und so viel Wasserabfluss in Duschen, Gärten und Pools wie in diesem heißen und trockenen Sommer, Oberursel hätte den Notstand ausrufen müssen. Die Drohung hatte laut Gredig „Signalwirkung“, das Volk reagierte besonnen, von einem Tag auf den anderen wurden statt 10 000 Kubikmeter nur noch etwa 8000 Kubikmeter Wasser am Tag im Städtchen verbraucht. Die Extremsommer der zurückliegenden Jahre spiegeln sich in der Ausgestaltung des neuen Liefervertrags. Gemeinsames Anliegen der Vertragspartner sei es nun, vor dem Hintergrund der „besonderen Bedarfsdynamik“ in heißen und trockenen Phasen „eine neue Balance zwischen Eigenversorgung und Trinkwasserbezug zu etablieren“, heißt es. Und dies durch ein überregionales Ressourcenmanagement, in dem Hessenwasser sozusagen für den Lastenausgleich zuständig ist. Denn ein Problem taucht immer wieder auf, der Spitzenbedarf an Wasser besteht überall gleichzeitig, dann muss zu den Tagesspitzen immer Wasser vorrätig sein.

Hessenwasser garantiere „Wasserversorgung auf hohem Niveau“, sagte WBV-Verbandsvorsteher Hans-Georg Brum bei der Vertragsunterzeichnung. Verbandsmitglieder sind die Städte Bad Homburg, Friedrichsdorf, Oberursel, Kronberg, Königstein, Steinbach und Eschborn aus dem benachbarten Main-Taunus-Kreis. Für die Versorgung der Mitgliedskommunen betreibe der WBV ein umfangreiches Wassertranssportnetz mit einer Vielzahl an Hochbehältern und Pumpwerken. Fast alle Mitgliedskommunen betreiben eigene Wassergewinnungsanlagen. Da die lokalen Ressourcen aber nicht reichen, wird seit knapp 50 Jahren zusätzliches Wasser importiert. Das meiste Fremdwasser kommt aus dem Hessischen Ried, wo die erforderlichen Mengen auch in witterungsbedingt kritischen Phasen ökologisch verträglich bereitgestellt werden könnten, versichert die Hessenwasser-Geschäftsführerin Elisabeth Jreisat. Für das Wasser aus dem Ried gibt es zwei sogenannte Übergabestellen, eine im Süden Bad Homburgs an der „Langen Meile“ und eine am Hochbehälter „Praunheim“ in der Nähe von Steinbach. Hessenwasser ist verantwortlich für die Trinkwasserbereitstellung für rund 2,4 Millionen Menschen im Ballungsraum Rhein-Main.

Mit Brum und Jreisat haben deren Stellvertreter Ralf Schroedter und Peter Steins den Zehn-Jahres-Vertrag unterschrieben. Bad Homburgs Stadtwerke-Direktor Schroedter ist zuversichtlich, was das laufende Wasserjahr betrifft. „Wir sind guten Mutes, wir stehen nicht schlechter da als im vergangenen Jahr.“ Es gebe zwar „keine Entwarnung, aber auch keine neue Warnung“. Ein wenig Sorge bereitet ihm der Trend zum kleinen Pool im heimischen Garten aufgrund der Urlaubsflaute durch die Corona-Pandemie. Dies werde sich erheblich im Wasserverbrauch der Gesamtstadt bemerkbar machen.



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