Elektrisiert von der Schönheit des Pustertals

Die Elektro-Innung Hochtaunus zeigt in Südtirol Flagge vor ihrem Hotel. Foto: bg

Hochtaunus (bg). Die Fahrten der Elektro-Innung des Hochtaunuskreises sind legendär, ihr Markenzeichen interessante Bildungstouren quer durch Europa in angenehmer Gesellschaft. Man kennt sich untereinander, die Reisen sind so etwas wie ein großer Familienausflug gestandener Handwerker und ihrer Freunde. Der Andrang ist immer groß. Organisatoren dieser inzwischen 31. Innungsreise waren wieder Ludwig Beberweil und der Harald Kilb, Ehrenobermeister der Innung. Bei der Fahrt nach Südtirol ins Pustertal haben sie sich selbst übertroffen, so die einhellige Meinung aller Teilnehmer. Ziel der Innungsfahrt war Percha ein Ortsteil von Bruneck. Vom Hotel bot sich ein traumhafter Blick auf den mächtigen Kronplatz, der noch mit Schnee bedeckt war.

Die Woche in Südtirol wird der unternehmungslustigen, gut gelaunten Reisegesellschaft aus dem Hochtaunus in guter Erinnerung bleiben, alle Basics konnten besser nicht sein: Das Hotel mit großem Wellness-Angebot und familiengeführt, servierte Abend für Abend Spezialitäten aus einem Mix von Südtiroler Spezialitäten mit italienischem Pfiff, bei dem selbst strenge Kalorienzähler gern schwach wurden. Ungünstigen Wetterprognosen lösten sich in Sonnenschein auf. Busfahrer Sven steuerten den großen Reisebus meisterlich über abenteuerliche Passstraßen oder durch verwinkelte, enge Ortsdurchfahrten, und Guide Toni sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Ausflüge und Besichtigungen. Ausgestattet mit tiefschürfendem Wissen über Land und Leute, schüttete er ein Füllhorn an Informationen über die Reiseteilnehmer aus und blieb in allen Lagen stets freundlich, aufmerksam und geduldig.

Nach einer Woche hatte Toni den „werten Urlaubsgästen“ viel vom dem Landstrich nähergebracht. Von der Entstehungsgeschichte der gewaltigen Bergmassive vor Millionen Jahren über die wechselvolle, tragische Geschichte von Südtirol, die wirtschaftliche Lage der Südtiroler, die dank des florierenden Tourismus ihre Heimat nicht mehr verlassen müssen, und den Bergbauern, die als Landschaftspfleger in steilen Lagen die Wiesen bewirtschaften und dafür EU-Fördermittel erhalten.

Hinauf auf 2000 Meter

Die große Dolomitenrundfahrt war ein Highlight der Reise. Von Bruneck führte die Route durch das malerische Gadertal nach Covara mit Zwischenstopp am Grödner- und Sellajoch weiter rund um den Sellastock in hochalpines Gelände über kurvenreiche Straßen bis hinauf auf 2000 Meter Höhe über den Pordoi und den Falzareogpass. Dann ging’s abwärts nach Cortina und wieder hinauf auf den Pass Croci, über den die Ausflügler zum romantischen Misurina See gelangten. Wegen der anerkannt guten Luft gab es einen kleinen Aufenthalt, bevor es in Richtung Toblach noch einen Blick auf die berühmten „Drei Zinnen“ zu sehen gab.

Unübersehbar waren die großen Hinweisschilder auf einen Soldatenfriedhof. Er war nicht der einzige auf dieser Rundfahrt. Schon am Pass Pardoi hatte Toni auf die Frontlinie, die teilweise entlang der Passstraßen verlief, hingewiesen und auf ein Ehrenmal für gefallenen Kämpfer aufmerksam gemacht. Im Ersten Weltkrieg tobten mitten in der erhabenen Bergwelt der Dolomiten schwerste Kämpfe zwischen den Elitetruppen der KuK-Monarchie und den italienischen Einheiten. Nach dem verlorenen Krieg schlugen die Siegermächte Südtirol Italien zu, der Brenner wurde zur Staatsgrenze zwischen Italien und Österreich. Für die Südtiroler begannen schwere Zeiten. Das faschistische Italien unter dem „Duce“ setzte der deutschsprachigen Bevölkerung zu und wollte sie so schnell wie möglich assimilieren. „Heute ist bei uns alles zweisprachig – deutsch, italienisch, manchmal auch noch ladinisch. Angefangen bei den Ortsschildern über die Schulen bis hin zur Verwaltung und zu den Behörden. Im Norden Richtung Brenner liegt der Bevölkerungsanteil mit deutscher Muttersprache oft bei 90 Prozent, im Süden rund um Bozen etwa bei 50 Prozent. Teilweise wird in Südtirol auch noch ladinisch gesprochen und wir leben gut zusammen“, erläuterte Toni.

Holzschnitzkunst und Wein

Bei der Fahrt ins Ahrntal stand ein Besuch beim Holzschnitzer Klaus auf dem Programm, der seinen Betrieb vorstellte und mit viel Humor über sein Handwerk erzählte. Beim Besuch von Brixen, der ältesten Stadt Südtirols, stand auch eine Führung durch das Kloster Neustift auf dem Programm. Der Bauernmarkt in Bruneck lockte mit Pustertaler Spezialitäten, danach lohnte sich ein Besuch der alten Burg, die über dem Städtchen thront, das inzwischen das „MesserMountainMuseum Ripa“ beherbergt. Der weltbekannte Bergsteiger zeigt dort mit vielen Exponaten und Dokumentationen die Lebenswelt von Bergvölkern in allen Kontinenten. Am Nachmittag brauste die Kolonne des Giro d’Italia von Bruneck über Percha bis an das Tagesziel nach Antholz. Das Spektakel ließen sich viele Reisemitglieder nicht entgehen und feuerten die Rennfahrer an.

Eppan, nahe Meran gelegen, war der südlichste Punkt, den die Hessen aus dem Hochtaunus ansteuerten. In dem sonnenverwöhnten Weinanbaugebiet wachsen besonders edel Tropfen, und das seit vielen Jahrhunderten. Die Weinprobe der Südtiroler Weine wie Vernatsch oder Traminer fand im ältesten Weingut des Orts statt. Wie Juniorchef Markus Brigl stolz berichtete, existiert der Betrieb seit 1306 und befindet sich seit mehr als 30 Generationen in Familienbesitz. Dann ging es weiter nach Meran. Nach den schneebedeckten Dolomiten erlebte die Reisegruppe jetzt das Kontrastprogramm mit sommerlichen Temperaturen. Am Zusammenschluss von Etsch und Passer gelegen, ist der beliebte Kurort mit seinen malerischen Laubengängen für sein mildes, mediterranes Klima bekannt und ist immer wieder eine Reise wert.



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