Förderverein Schwalbach-Niederhöchstadt wird aufgelöst

Main-Taunus (mtk). Mit der Auflösung des Fördervereins Schwalbach-Niederhöchstadt findet eine mehr als 40-jährige Vereinsgeschichte ihren Abschluss. Der Verein wurde im Jahr 1974 in Schwalbach gegründet. Seine Aufgabe bestand darin, für die im selben Jahr gegründete Diakoniestation, die Ökumenische Zentralstation Schwalbach/Niederhöchstadt, finanzielle Mittel durch Mitgliedsbeiträge, Basare und Spenden einzuwerben.

Mit diesem Geld wurden der Aufbau und der Betrieb der Zentralstation unterstützt. Nicht alle Dienstleistungen in der häuslichen Krankenpflege konnten damals über die Krankenkassen abgerechnet werden. Finanzielle Beiträge der Kommunen, der Evangelischen Landeskirche und des Fördervereins sicherten den Betrieb der Ökumenischen Zentralstation und damit erstmals die professionalisierte Pflege in Schwalbach und Niederhöchstadt.

Die Beiträge der in der Gründungszeit mehr als 1400 Mitglieder des Vereins waren damals eine große Hilfe. Mit Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 veränderten sich die finanziellen Rahmenbedingungen und auch das Angebot an Dienstleistern im Bereich der häuslichen Pflege. Die Pflegeversicherung deckte jetzt auch die Leistungen ab, die bisher nicht mit den Krankenkassen abrechenbar waren. Für die Einrichtungen der häuslichen Pflege unter dem Dach der Evangelischen Landeskirche begann ein Prozess der wirtschaftlichen und organisatorischen Anpassung an die neue Situation. Die Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen führte dazu, dass bisher defizitäre Einrichtungen lernten, mit den erwirtschafteten Mitteln auszukommen. So auch in Schwalbach. Zuschüsse der Kommunen, der Landeskirche und des Fördervereins wurden aufgehoben.

Dies ermöglichte dem Verein ein „Mehrwertprojekt“, den Besuchsdienst „Engel auf Rädern“ , für die Ökumenische Diakoniestation ins Leben zu rufen und zu finanzieren. Darüber hinaus konnte den fünf Kirchengemeinden in Schwalbach und Niederhöchstadt eine finanzielle Begleitung gemeindediakonischer oder caritativer Angebote geboten werden.

Dieses Angebot wurde von zwei Kirchengemeinden in Niederhöchstadt angenommen. Wöchentliche Mittagstische und eine Erweiterung des Ökumenischen Senioren Cafés schafften neue Begegnungsräume, der Aufbau einer Demenzgruppe konnte beginnen. Auch die Ökumenische Zentralstation ging in diesen Jahren neue Wege. Sie fusionierte mit der Ökumenischen Diakoniestation Eschborn zu einem neuen Zweckverband. Gemeinsamer Sitz wurde Eschborn. Die Limesgemeinde in Schwalbach als langjähriger Träger der Ökumenischen Zentralstation hatte Räume frei und nutzt diese mittlerweile anderweitig.

Überschüsse als Rücklage

Der neue Zweckverband schaffte es, durch die Fusion zweier gleichartiger Einrichtungen nochmals wirtschaftlicher zu arbeiten und konnte Jahr für Jahr Überschüsse als Rücklage verbuchen. Wirtschaftlich auf einer sicheren Basis ruhend, wurde im Jahr 2019 ein neuer, größerer Zweckverband gegründet. Er nennt sich Diakoniestationen im Dekanat Kronberg. Ihm gehört außer der Station in Eschborn auch die Station in Kronberg sowie das Dekanat Kronberg an. Auch in diesem Verbund konnte der Betriebszweig Eschborn im abgelaufenen Wirtschaftsjahr erneut ein positives Betriebsergebnis erreichen. Die gute Entwicklung der Finanzen der Diakoniestation und ein Angebot der Landeskirche, Aufwand, der als diakonische Zeit dokumentiert wurde, auszugleichen, ermöglichte es dem Förderverein, sich ganz darauf zu konzentrieren, die gemeindediakonischen und caritativen Projekte in den Kirchengemeinden und den „Engel auf Räder“ zu finanzieren.

Über die Jahre mussten allerdings ebenfalls Veränderungen im Verein feststellt werden. Die Mitgliederzahlen gingen stetig zurück, damit verbunden auch die Beitragseinnahmen. Neue Mitglieder lassen sich keine gewinnen. Dabei geht der Altersdurchschnitt der treuen Mitglieder ständig nach oben. Dieser Entwicklung wurde vor einigen Jahren bereits Tribut gezollt und der langjährige Bastelbasar eingestellt. Die Projektfinanzierung der letzten Jahre durch den Förderverein erfolgte durch die Beiträge der Mitglieder, ab und an auch durch Spenden und durch Entnahmen aus der finanziellen Rücklage des Vereins. Diese Rücklage wurde in der Konsolidierungsphase der Ökumenischen Zentralstation aufgebaut. Im vergangen Jahr zeigte sich in Gesprächen mit dem Vorsitzenden der Diakoniestation und Gesprächen mit der Trägergemeinde des Engel auf Räder Projektes deutlich, dass sich das Projekt inhaltlich von dem „Mehrwert für die Diakoniestation“ entfernt hat. Der Vorsitzende der Diakoniestation sieht in diesem Projekt keinerlei Vorteil mehr für die Station. Die Trägergemeinde räumte ein, dass sie bereits seit 2017 finanzielle Mittel der Stadt Eschborn für diese Projekt erhält und dafür einen öffentlichen sozialen Dienstauftrag innerhalb des Projektes erfüllt. Sie kann nicht darlegen wie sich die unterschiedliche Beauftragung im Alltag des „Engel auf Räder“ von 2017 bis 2019 auf die Betreuungszeiten verteilt.

Das Angebot des ökumenischen Mittagstisches ist nach Auskunft der anbietenden Gemeinde wirtschaftlich selbst tragend. Mit den Einnahmen aus diesem Angebot können sogar weitere Angebote der Gemeinde unterstützt werden. Der Aufbau der Demenzarbeit ist abgeschlossen. Aus den Anfängen ist ein Demenzzentrum entstanden, das alle Abrechnungsmöglichkeiten mit Kostenträgern nutzt.

Das Ökumenische Senioren-Café ist als Zuschussprojekt der Stadt Eschborn und damit auch als ein offenes, stadtteilbezogenes Sozialprojekt kenntlich geworden.

Die positive, organisatorische und wirtschaftliche Entwicklung der ehemaligen Ökumenischen Zentralstation hin zum Zweckverband Diakoniestationen im Dekanat Kronberg und die Veränderungen und die damit einhergehende neue Sichtweise, auf die finanziell begleiteten gemeindediakonischen Projekte sowie die demografische Entwicklung der Mitglieder hat den Vorstand bewogen, der Jahreshauptversammlung die Auflösung des Vereins vorzuschlagen.

Ein guter, informativer und umfassender Austausch auf der Jahreshauptversammlung zwischen Mitgliedern und Vorstand führte dazu, dass die Auflösung des Vereins ohne Gegenstimmen beschlossen wurde.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Vorstand wird das Protokoll der Mitgliederversammlung mit dem Auflösungsbeschluss dem Vereinsregister des Amtsgerichts vorlegen. Als eingetragener Verein ist er darüber hinaus verpflichtet, die Auflösung in einem öffentlichen Bekanntmachungsblatt des Amtsgerichts anzuzeigen. Der Vorstand wird – entsprechend des Beschlusses der Jahreshauptversammlung – die bis zum 30. Juni laufende Projektfinanzierungen mit den Projektgemeinden wie vereinbart leisten. Den Trägergemeinden wird darüber hinaus – durch finanzielle Beiträge des Fördervereins – für einen Teil der Projekte eine Übergangsunterstützung bis zum 31. Dezember angeboten. Die soll den Gemeinden ermöglichen, sich auf die veränderten finanziellen Rahmenbedingungen in den Projekten ab dem Jahr 2021 einzustellen. Der Verein ist bis zur endgültigen Löschung im Vereinsregister existent. Mit dem Auflösungsbeschluss endet aber die werbende Tätigkeit des Vereins. Da der Verein über wirtschaftliche Rücklagen verfügt, sind diese entsprechend unserer Satzung aufzulösen.

Nach Abzug aller Verbindlichkeiten dürfen die restlichen Mittel frühestens zwölf Monate nach der Bekanntmachung der Auflösung ausgezahlt werden. Dies wird aller Voraussicht nach im Sommer 2021 sein. Die Mitgliedschaft im Verein endet automatisch mit der endgültigen Löschung, es sei denn, ein Mitglied erklärt seinen Austritt zu einem früheren Zeitpunkt. Die Jahreshauptversammlung hat die mit der Mitgliedschaft einhergehende Beitragspflicht zum 1. Januar 2021 aufgehoben. Damit ist der Vorstand von der Erhebung von Beiträgen im Jahr 2021 entbunden. Für das laufende Jahr wird um die Mitgliedsbeiträge, soweit sie noch nicht geleistet wurden, gebeten. Der Verein erfüllt damit auch die Projektfinanzierung bis zum 31. Dezember.

Der Vorstand versuchte auch einen richtigen Zeitpunkt für diese Veränderung zu finden. „Wir glauben ihn gefunden zu haben, die Jahreshauptversammlung hat uns hierin bestärkt. Wir möchten uns ganz herzlich für Ihre lange und treue Begleitung unseres Vereins bedanken. Ohne Ihr Engagement wäre vieles nicht möglich gewesen. Selbst heute, bei dem neu getätigten Blick auf die Projektausrichtung und die Entwicklung der Ökumenischen Zentralstation bleibt eins festzuhalten. Sie haben segensreich in das Umfeld ihrer Kirchengemeinden und der häuslichen Alten- und Krankenpflege in Schwalbach und Niederhöchstadt gewirkt. Danke dafür!“



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