„Es fühlt sich gut an, nach und nach abzugeben“

Hochtaunus (how). Steffen Pohlmann stellt seinen dampfenden Kaffee auf dem Bürotisch ab: „Ich fühle mich doch sehr erleichtert.“ Immer vertrat der jetzt 64-jährige Dekanatsjugendreferent auch die Interessen von 560 Mitarbeitern im Evangelischen Dekanat Hochtaunus. Am 11. Dezember wird er in der Bad Homburger Gedächtniskirche verabschiedet.

Mit der Fusion der Dekanate Bad Homburg und Usingen waren die paar Stunden Freistellung für die Mitarbeitervertretung zu 30 Stunden pro Woche angewachsen. „Es fühlt sich gut an, nach und nach abzugeben.“ Jetzt müsse er nur noch seinen Computer aufräumen. Als Vorsitzender der Mitarbeitervertretung (MAV) hat Steffen Pohlmann sie alle gekannt, die Mitarbeiterinnen von 17 Kitas, zwei Diakoniestationen, Küsterinnen, Hausmeister, Gemeindepädagogen und Sekretärinnen.

Wenn ihm am Ende auch nur wenige Stunden für die Jugendarbeit blieben, so war Steffen Pohlmann doch zuerst Dekanatsjugendreferent. 1985 hat er in Langen als Gemeindepädagoge angefangen und kam 1991 nach Bad Homburg. Im Dekanat hielt er Kontakt zu den Gemeindepädagogen und organisierte jedes Jahr fünf bis sechs Jugendfreizeiten, Segeln auf dem Ijsselmeer und Kanufreizeiten oder Inselfreizeiten an Nord- und Ostsee, jeweils für 25 bis 35 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren.

Mitgefahren sind immer vier bis fünf Teamer, die er zu Jugendleitern ausgebildet hat. Einige Jugendliche aus den Freizeiten hat Pohlmann später wieder getroffen, zwei aus Langen kommen auch zu seiner Verabschiedung. „Die sind jetzt schon über 50 Jahre alt.“ Manche seien in Gemeinden aktiv, manche im Kirchenvorstand. „Es war immer unser Anliegen, dass die Jugendlichen positive Erfahrungen mit Kirche machen.“ Pohlmann spricht auch von „U-Boot-Christen“, die in Beruf oder Studium abtauchen, und später wieder in ihrer Kirchengemeinde andocken. „Gewiss nicht alle, aber die, die wiederkommen, sind ungemein wichtig.“

Eine prägende Zeit im Leben vieler junger Menschen waren auch die Fahrten in die Kommunität nach Taizé. „Es ist kaum zu glauben, wie die Jugendlichen die Kirche der geistlichen Gemeinschaft mehrmals am Tag aufsuchten und lateinische Gesänge übten.“ Bis heute gibt es in der Bad Homburger Gedächtniskirche Gottesdienste nach der Liturgie von Taizé. Auch wenn Steffen Pohlmann alles Dienstliche erst mal loslassen will, bei den Taizé-Gottesdiensten will er sich weiter engagieren.

Auch sozial engagieren möchte Steffen Pohlmann sich weiterhin. „Brot für die Welt“ sei schon immer sein großes Anliegen gewesen. Seinen Ruhestand hat er so gelegt, dass er ihn mit seiner Frau zur gleichen Zeit antritt, um mit ihr auf Reisen zu gehen. Erst mal wollen sie nach Island und auch nach Costa Rica, dann mit dem Motorrad nach Andalusien, und auch mit ihrer Gemeinde nach Israel.

Und zwischendurch wollen sie ihre beiden zwei und sieben Jahre alten Enkelkinder genießen.

Soziales Engagement zeichnete auch Steffen Pohlmanns Engagement in der Mitarbeitervertretung aus, denn die kümmert sich um die Arbeitsbedingungen in den Kitas, um Vorbreitungszeiten und Erziehungsurlaube, oder um Stundenkontingente von Sekretärinen oder um gerechte Tourenpläne der Pflegekräfte. Tariflöhne auszuhandeln sei allein Sache der Gewerkschaft. Die Kirche beschreitet den so genannten „Dritten Weg“, wo Kirchenmitgliedschaft, zumindest Loyalität, verlangt wird und alle Probleme friedlich gelöst werden. „Einmal haben wir aber doch vor der Kirchenverwaltung in Darmstadt gestreikt.“

Zu den Dingen, die für die kirchlichen Mitarbeiter noch verbessert werden müssten, nennt er die oft mangelnde kirchliche Anerkennungskultur. „Ein warmer Händedruck ist zwar enorm wichtig, reicht aber nicht aus.“ Arbeitszeiten und Geld müssten auch stimmen. Neuer Vorsitzender der Mitarbeitervertretung wird Jens-Markus Meier von der Öffentlichkeitsarbeit.

!Verabschiedet wird Steffen Pohlmann am Sonntag, 11. Dezember, um 10 Uhr in der Bad Homburger Gedächtniskirche, Weberstraße.

Am kommenden Sonntag wird Steffen Pohlmann in der Bad Homburger Gedächtniskirche verabschiedet. Foto: privat



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