Gemeinsam gegen Hochwasser und Starkregen Kreis und Kommunen wollen verstärkt zusammenarbeiten

Hochgedrückte Kanaldeckel auf dem Gagernring bei dem Unwetter am 14. August 2020 in Kelkheim. Foto: Judith Ulbricht

Der Main-Taunus-Kreis und seine Kommunen wollen zum Schutz vor Hochwasser und Starkregen noch enger zusammenarbeiten. Wie Landrat Michael Cyriax mitteilt, wurde das bei einem Austausch in einer Bürgermeisterdienstversammlung vereinbart. Zuletzt habe das Hochwasser an der Ahr gezeigt, wie plötzlich eine solche Lage über einen Kreis kommen könne. „Mit gemeinsamen Anstrengungen können wir einen Beitrag dazu leisten, den Schutz von Leib und Leben, von Hab und Gut im Main-Taunus-Kreis zu sichern“, so der Landrat. Christian Seitz, Vorsteher des Abwasserverbandes Main-Taunus, ergänzt: „Wir müssen hier weiterhin koordiniert und entschlossen handeln.“

Der Kreis kündigt an, den Kommunen so genannte Fließpfadkarten zur Verfügung zu stellen. Diese Karten zeigen, welche Bereiche bei starkem Regen besonders gefährdet sind: „Auf diese Weise können die Kommunen je nach ihren lokalen Besonderheiten noch gezielter Gefahren vorbeugen oder sich auf den Ernstfall vorbereiten.“

Außerdem sollen gemeinsame Übungen des MTK-Katastrophenschutzes mit den Städten und Gemeinden zu den Szenarien Hochwasser und starker Regen organisiert werden.Um den Hochwasserschutz zu verbessern, können Kommunen Fördermittel beim Land beantragen. Der Kreis will sie dabei fachlich unterstützen. Wie Cyriax hervorhebt, sollte das Land sich an den Kosten beteiligen. Grundsätzlich seien Schutzmaßnahmen förderfähig, wenn sie ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis haben, erläutert Seitz: „Da es hier aber wie im Ahrtal nicht immer nur um Sachschäden, sondern auch um das Leben und die Gesundheit von Menschen geht, bauen wir darauf, dass Schutzmaßnahmen auch dann gefördert werden, wenn für einzelne Maßnahmen die Kosten den berechneten möglichen Schaden übersteigen“, so Seitz.

Cyriax zufolge wäre es auch sinnvoll, sofern noch nicht bereits geschehen, lokale Starkregenkarten anzufertigen, die etwa zeigten, wo mit Überschwemmungen gerechnet werden muss und was durch Maßnahmen geschützt werden soll.

Nicht nur die Hochwasserkatastrophe an der Ahr 2021, sondern auch Überflutungen wie 2020 nach starkem Regen in Kelkheim hätten gezeigt, wie wichtig der Schutz gegen Hochwasser und starken Regen sei, so der Landrat.

Der Abwasserverband hat Seitz zufolge bereits vor Jahren begonnen, Konzepte für den vorbeugenden Hochwasserschutz zu erstellen. Seitz stellte in der Versammlung der Bürgermeister Analysen und Überlegungen des Verbandes vor. Dabei wurden auch Kosten von zusätzlichem Hochwasserschutz für die Kommunen berechnet. Wichtig sei dabei die Unterscheidung zwischen Maßnahmen des Hochwasserschutzes und dem Schutz bei Starkregen, „also Wasser, das überall von oben kommt.“ Seitz zufolge würden Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe bis in die beginnenden 2030-er Jahre nötig sein. Dass die Kommunen im Abwasserverband das Thema gemeinsam vorantrieben, sei vorbildlich: „Wasser macht nicht vor der Gemarkungsgrenze Halt. Daher ist es wichtig und richtig, dass die Kommunen beim Hochwasserschutz zusammenwirken.“

ukw stellt Anträge

In diesem Zusammenhang will die ukw in der kommenden Stadtverordnetenversammlung (14. Dezember) den Antrag stellen, dass der Magistrat prüfen möge, wie das überschießende Regenwasser bei Starkregenereignissen im Außenbereich zurückgehalten werden kann. lnsbesondere ist zu prüfen, ob und wo Gräben angelegt werden können, die Wasser aus Wiesen und Feldern in anzulegende dezentrale Versickerungsflächen leiten. Des Weiteren wird der Magistrat beauftragt, gemeinsam mit dem Abwasserverband und der Stadt Bad Soden Möglichkeiten zu suchen, bei Starkregen das Hochwasser von Liederbach und Braubach nördlich von Hornau zurückzuhalten. Zu prüfen ist, ob durch Schaffung von Flutmulden ähnlich wie jetzt in Münster und/oder durch möglichst naturnahe Dämme Verbesserungen zum Schutz von Hornau und Kelkheim möglich sind. Außerdem sollen Möglichkeiten gesucht werden, um das bei Starkregen innerorts auf den Straßen- und Parkplatzflächen anfallende, nicht mehr von der Kanalisation aufgenommene Wasser zu bändigen. lnsbesondere ist die Schaffung von Versickerungsflächen in den Grünanlagen Altkönigstraße, Mühlgrund und Sindlinger Wiesen zu prüfen.



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