Hessenpark: Trotz Corona steigende Besucherzahlen

Hochtaunus (how). Abstands- und Hygieneregeln, Maskenpflicht und ein angepasstes Veranstaltungsprogramm – im Hessenpark stand auch das Museumsjahr 2021 ganz im Zeichen von Corona. Dennoch haben sich die Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr ein Stück weit erholt. 2021 fanden 118 499 Gäste ihren Weg ins Freilichtmuseum, weitere 22 844 Personen besuchten nur den Marktplatz. Im Vergleich zum Vorjahr mit 93 802 Besuchern plus 17 060 reinen Marktplatzgästen ergibt das einen Zuwachs von 27,5 Prozent. „Das ist erfreulich, von alten Glanzzeiten sind wir aber noch weit entfernt“, sagt Jens Scheller. Mit Prognosen für 2022 hält sich der Museumsleiter zurück: „Die Menschen sind vorsichtiger geworden und meiden größere Versammlungen. Von daher wird es dauern, bis wir an alte Besucherrekorde anknüpfen können.“

Öffnen konnte das Museum nach dem Lockdown erst im Mai 2021, seit Juni waren auch die historischen Gebäude wieder zugänglich. Die Laufzeiten der Sonderausstellungen aus dem Jahr 2020 wurden alle um ein Jahr verlängert, um ihnen so die verdiente Aufmerksamkeit zu sichern. Die Vermittlungsangebote und Handwerksvorführungen verlagerte der Hessenpark pandemiegerecht ins Freie. Und sorgte zugleich für eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität im weitläufigen Außengelände: Im Lauf der Saison wurden in den verschiedenen Baugruppen historische Spielgeräte installiert. Kleine Sitztiere aus Holz, das Hüpfspiel „Himmel und Hölle“, Laufstelzen, ein Wurfringspiel und andere Angebote sorgen nun für noch mehr Spielspaß im Museumsgelände. Tafeln informieren über die Spielregeln und die historischen Hintergründe des jeweiligen Spiels. Wer unterwegs einen Abstecher zum Spielplatz macht, findet dort vier fest installierte Sonnenschirme. Wenige Meter entfernt liefert das neue Insektenparadies Anregungen zum Erhalt der Artenvielfalt. Viele bestäubende Insektenarten sind vom Aussterben bedroht. Sie spielen nicht nur für die Natur, sondern auch für die Sicherung der menschlichen Ernährung eine wichtige Rolle. Was jeder Einzelne zum Schutz der Insekten tun kann, wird dort durch Beispielpflanzungen, Insektenhotels und Informationstafeln vorgestellt.

Spezielles Wissen rund um den Fachwerkbau bietet seit Herbst 2021 das neue Fachwerkforum am Marktplatz. Es greift Grundbegriffe des Themas auf und zeigt an verschiedenen Stellen im Museum Beispiele für Gefügeformen, Pflege und Wartung. Die Nutzungspotenziale von Fachwerkgebäuden in Vergangenheit und Zukunft werden ebenso beleuchtet wie die „Sanierung der Sanierung“, also die Reparatur typischer Schäden, die in den vergangenen Jahrzehnten verursacht wurden.

Ab Saisonbeginn stand nach erfolgreicher Sanierung der Fruchtspeicher aus Trendelburg – mit 40 Metern Länge das mit Abstand größte Fachwerkgebäude im Hessenpark – wieder als Veranstaltungsort zur Verfügung. Im Obergeschoss ist eine neue Dauerausstellung zu sehen. In vier Abschnitten erfahren Besucher dort Wissenswertes zur Geschichte des Gebäudes, die stark verknüpft ist mit der Stadt und Burg Trendelburg. Auch der Bau des großen Speichers kommt dabei nicht zu kurz. Die eindrucksvolle Fachwerkkonstruktion kann durch Löcher in den Böden bis unters Dach betrachtet werden.

Eröffnet wurde im vergangenen Jahr auch das neue Zentralmagazin. Der Magazinanbau gehört zu den größten Bauprojekten der jüngeren Hessenparkgeschichte: Knapp 80 Meter lang, 24 Meter breit und zwei Stockwerke hoch präsentiert sich der neue Gebäudeteil, der im Spätsommer fertiggestellt wurde. Der Erweiterungsbau und das vor einigen Jahren in Betrieb genommene Bestandsgebäude bilden das neue Zentralmagazin des Freilichtmuseums Hessenpark. Auf rund 5500 Quadratmetern können dort künftig alle Objekte der Museumssammlung zusammengeführt werden. Für Jens Scheller ist das ein Meilenstein für den Hessenpark. „Das Sammeln und Bewahren von alltagskulturellen Gegenständen bildet das Fundament unserer musealen Arbeit. Das neue Zentralmagazin ermöglicht uns, unserer Verantwortung für viele tausend Sammlungsobjekte umfassend gerecht zu werden.“ Auch die wissenschaftliche Arbeit mit den Objekten und der Leihverkehr mit anderen Museen wird so erleichtert.

Eine weitere Eröffnung stand im November an: Nach mehrjähriger Sanierungsphase ist im Haus Heck aus Friedensdorf nun die neue Dauerausstellung „Bei Hecks zu Hause“ über das Leben einer Schreinerfamilie um 1840 zu sehen. Diese lädt dazu ein, am Alltagsleben der Hecks teilzunehmen. Möbel und andere Originale aus der Sammlung werden ergänzt durch Rekonstruktionen, die angefasst und ausprobiert werden können. Wer möchte, darf sich sogar ins Bett legen. Illustrationen an den Wänden und Video-Sequenzen zeigen die Lebenssituation von Johannes Heck – als Meister mit dem Zinnreiter gerühmt – und seiner Familie. Mitte des 19. Jahrhunderts haben sie in diesem Gebäude gewohnt.

Jens Scheller ist mit der Weiterentwicklung des Hessenparks im vergangenen Jahr mehr als zufrieden: „Wir haben viele neue Attraktionen hinzugewonnen und sind für das dritte Pandemiejahr gut gerüstet. Nun wünschen wir uns, dass die Besucherzahlen weiter so stark wachsen wie in den vergangenen Monaten.“ Genug Platz, um die nötigen Abstände zu wahren, ist auf dem weitläufigen Museumsgelände jedenfalls vorhanden. Bis Ende Februar hat der Hessenpark samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Am 1. März beginnt die neue Museumssaison. Besucher können dann wieder täglich von 9 bis 18 Uhr das Museum erkunden. Es gilt derzeit die 2-G-Plus-Regel. Foto: Hessenpark



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