Hetjes empfiehlt Rückzieher: Keine Landesgartenschau 2027

Hochtaunus (how). Oberbürgermeister Alexander Hetjes empfiehlt in einer Vorlage für den Bad Homburger Magistrat, die Bewerbung für die Landesgartenschau 2027 zurückzuziehen. Stimmt das Gremium zu, haben die Stadtverordneten das letzte Wort.

Die Stadtverordneten hatten am 5. März beschlossen, dass sich Bad Homburg für die Landesgartenschau in sieben Jahren bewerben solle. „Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um diesen Beschluss umzusetzen“, so Hetjes. Während andere Städte mitunter zwei oder mehr Jahre Zeit hätten, sich auf eine solche Bewerbung vorzubereiten, blieben hier nur wenige Wochen. Die Corona-Pandemie habe das Ihre dazu beigetragen, die Arbeit zu erschweren.

„Dennoch haben die Mitarbeiter der Verwaltung eine hervorragende Arbeit geleistet“, so der Oberbürgermeister. Trotz des engen Zeitplans seien spannende Ideen und Konzepte für die anstehende Ausschreibung entwickelt worden. Der nächste Schritt wäre eine Machbarkeitsstudie. Sie sollte bis Jahresende klären, welche dieser Ideen umsetzbar wären. „Nach der Berichterstattung über die geplante Studie hat sich die Diskussion verselbstständigt“, stellte der Oberbürgermeister fest. Anlieger hätten auf mögliche Nachteile hingewiesen, die die Ausrichtung einer Landesgartenschau für Dornholzhausen und die Nachbarorte haben könnte. Hetjes: „Das ist insofern schade, da es sich bei den kolportierten Informationen nicht um einen Planungsstand gehandelt hat, sondern in der Ausschreibung lediglich eine Ideen-Sammlung formuliert worden war.“ Hetjes weiter: „Ich nehme die Bedenken der Anwohner ernst und werde ein so großes Projekt nicht gegen den Willen eines Teils der Bevölkerung durchsetzen. Ich habe in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt und bin überzeugt, die Ausrichtung der Landesgartenschau in Bad Homburg würde in einigen Stadtteilen mehr Unmut denn Vorfreude auslösen. Deshalb werde ich den Verzicht auf die Bewerbung empfehlen.“

Die CDU-Fraktion in der Bad Homburger Stadtverordnetenversammlung unterstützt die Empfehlung von Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Vorsitzender Dr. Oliver Jedynak erklärt: „Die Landesgartenschau 2027 wird nicht in Bad Homburg stattfinden. Zwar hätte eine solche prominente Veranstaltung durchaus ihre Vorteile für die gesamte Region haben können, jedoch müssen auch die betroffenen Bürger von dem Projekt begeistert sein.“ Er unterstreicht, „im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wäre zeitnah eine breite Bürgerbeteiligung durchgeführt worden“. Da sich aber bereits vor der offiziellen Bürgerbeteiligung und Erarbeitung der Machbarkeitsstudie starke Fronten gegen die Landesgartenschau gebildet hätten und sich die Diskussion verselbständigt habe, sei es nur konsequent, die Bewerbung zurückzuziehen.

„Wir begrüßen daher, dass Oberbürgermeister Alexander Hetjes frühzeitig die Bedenken der Bürger ernst nimmt und empfiehlt, die Bewerbung zurückzuziehen. Dieser Empfehlung werden wir in der Stadtverordnetenversammlung folgen, denn solche großen Projekte können nur mit einer breiten Zustimmung aller Bürger erfolgen“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Der BUND geht nach dem Einlenken von Hetjes von endgültiger Absage der Landesgartenschau durch das Stadtparlament aus. „Ich bin mir sicher, dass die Parlamentarier erkannt haben, dass Bad Homburg keine weiteren Groß-Events braucht, die Bürger wie Natur belasten“, ist die BUND-Vorsitzende Heike Bergmeier nach den Bekundungen auch der Parteien zuversichtlich. Mit Erleichterung habe der BUND die überfällige, wenn vermutlich auch wahlkampftaktisch gewonnene Einsicht des Oberbürgermeisters aufgenommen, dass eine Landesgartenschau nicht in die Kurstadt passe. Wie habe man denn ernsthaft erwägen können, einen gewachsenen Landschaftsraum mit wertvollem Ackerböden und Grünflächen, die zur Erholung genutzt würden, für einen durchgestylten Landschafts-Funpark aus der Retorte zu opfern.

Inhaltlich sei das Ganze nicht durchdacht und mit heißer Nadel gestrickt. Ein Amphibienteich neben einer „Dirt-Bike-Bahn“ mache keinen Sinn, so Bergmeier. Es sei auch nicht nachhaltig, dafür bestehende Naturschutzzonen wie die Buschwiesen zu verlagern. Gerade dort bestätige sich, dass Party und Natur nicht zusammenpassen. Und für die Einführung dringend nötiger E-Busse brauche es kein Mega-Event, das am Ende vom Bürger teuer zu bezahlen sei.



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