Hilfe zur Selbsthilfe für ein Leben in vertrauter Umgebung

Stefan Nicolic hilft Patient Thomas Göttsch bei der täglichen Grundpflege. Foto: fch

Oberursel (fch). Der „Internationale Tag der Pflege“ wird von Pflegefachpersonen weltweit am 12. Mai gefeiert. Es ist der Geburtstag der britischen Krankenpflegerin Florence Nightingale (1820-1910), die als Pionierin der modernen professionellen Krankenpflege gilt.

In diesem Jahr findet der „Internationale Tag der Pflege“ bereits zum zweiten Mal im Pandemie-Modus statt. Covid-19 hat das Leben verändert. Die Pandemie hat tiefe Auswirkungen. Auf diejenigen, die infiziert wurden, und auf diejenigen, die durch das Virus Angehörige verloren haben. Stark beeinflusst hat die Pandemie auch Pflegefachleute und die Gesundheitssysteme, in denen sie arbeiten. Gesundheitssysteme und Gesundheitsversorgung sind in der Pandemie unter enormen Druck und in die Kritik geraten. Mängel in der Ausstattung, fehlendes Personal, mangelnde Wertschätzung, fehlende Anerkennung und keine angemessene Bezahlung verstärkten die negativen Auswirkungen in der Gesundheitsver-sorgung. Pflegefachpersonen gerieten nicht selten an ihre physischen und psychischen Grenzen.

Nicht verändert hat sich der Kerncharakter der Pflege, auch wenn der Alltag allein schon durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes anders wurde. Pflegekräfte setzen sich in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und bei der Pflege zu Hause tagtäglich unermüdlich für Menschen ein, die Hilfe benötigen. Zu ihnen gehören die 70 Mitarbeiter der Caritas Pflege und Betreuung Hochtaunus in Oberursel, Königstein, Steinbach und Bad Homburg. Durch ihr Engagement können Menschen, auch wenn sie alt, pflege- oder hilfsbedürftig sind, Zuhause wohnen bleiben. Einer der 66 Caritas Mitarbeiter in der Pflege, die durch 25 Ehrenamtliche unterstützt werden, ist Stefan Nicolic. Der examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger gehört seit Oktober 2018 zum Team von Leiterin Edeltraud Lintelow. Der 29-Jährige arbeitet im Schichtdienst, wechselt zwischen Früh- und Spätschichten. Hinzu kommen nachts Rufbereitschaften. Die Bandbreite der Hilfe ist groß. Sie reicht von der Unterstützung der Leute bei ihrer täglichen Hygiene, Hilfe beim An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen, künstliche Ernährung, Bereitstellen oder Gabe von Medikamenten, dem Anlegen und Erneuern von Verbänden in Absprache mit den behandelnden Ärzten und der allgemeinen Pflegeberatung bis zum Erstellen von Pflegegutachten.

Angehörigen bietet die Caritas Seminare zur häuslichen Pflege und Gesprächskreise an. Pro Monat werden vom Caritas-Pflegeteam bis zu 550 Menschen versorgt. „Die Versorgungsdauer ist ganz unterschiedlich. Einige Menschen begleiten wir bereits seit Jahren, andere benötigen unsere Hilfe nur kurze Zeit beispielsweise bis eine Wunde verheilt ist“, informiert Lintelow. „Natürlich müssen wir auch Klienten in eine stationäre Versorgung überleiten. Wir arbeiten dazu eng mit allen Senioreneinrichtungen zusammen. Wir übernehmen auch wieder Klienten, die nach Hause gehen.“ Vertrauensvoll sei auch die Zusammenarbeit mit dem stationären Hospiz Sankt Barbara, dem ambulanten Hospiz- und Palliativdienst.

Mitarbeite des mobilen sozialen Dienstes begleitet Menschen zum Arzt und Therapeuten, helfen beim Einkauf, bringen Essen auf Rädern und erledigen Behördengänge. Hauswirtschaftliche Mitarbeiter unterstützen in der Haushaltsführung, Alltagsbegleiter sind in den mehrmals wöchentlich stattfinden Betreuungsgruppen aktiv. Zwischen Pfleger Nicolic und einigen der von ihm betreuten Menschen hat sich im Laufe der Zeit ein Vertrauensverhältnis gebildet. Zu ihnen gehört Thomas Göttsch, der von einem Betreuer aus den Oberurseler Werkstätten begleitet wird. Ihn unterstützt Nicolic beim Rasieren und Duschen. Ebenfalls von der Caritas betreute wird die pflegebedürftige Tante von Göttsch. Schnell kommen der gebürtige Frankfurter Nicolic und sein Oberurseler Patient miteinander ins Gespräch. Themen gibt es viele, da Medizin, Fitness und Ernährung zu den Hobbys des Pflegers gehören.

Der Beruf muss attraktiver werden

„Ich liebe meinen Beruf. Allerdings muss er von den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung her attraktiver werden. Ich bin nach meiner Ausbildung im Krankenhaus in die ambulante Pflege zur Caritas gewechselt, weil die Arbeitsbedingungen durch den anhaltenden Personalmangel teilweise unzumutbar sind. Mehr als 30 Patienten muss ein Pfleger in einem Nachtdienst betreuen. Das geht nicht. Hier muss die Politik unbedingt und schnell etwas ändern“, sagt Stefan Nicolic. Auch in der ambulanten Pflege wird das Personal gefordert. Nach einer Doppelschicht sind die Kräfte erschöpft. Derzeit macht Nicolic nebenbei eine Weiterbildung zum Praxisausbilder, wodurch er später die derzeit vier Auszubildenden im praktischen Teil der neuen, generalisierten Ausbildung betreuen kann. „Ich bin ein offener und lustiger Mensch, gehe gerne auf andere zu und kümmere mich um sie.“ Kooperationen in der ambulanten Pflegeausbildung gibt es mit dem Institut für Pflegeausbildung am Klinikum Frankfurt Hoechst und Ausbildungsstätten im Hochtaunuskreis.



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