Klaus Späne macht Appetit auf „Mallorca bis in alle Ewigkeit“

Klaus Späne versteht es, sein Publikum mit seinem ersten roman „Mallorca bis in alle Ewigkeit“ als Überraschungsgast beim Krimiherbst zu fesseln. Foto: pit

Hochtaunus (pit). Dass eine Krimi-Veranstaltungsreihe eine spannungsreiche Angelegenheit ist, liegt in der Natur der Sache. Um den Nervenkitzel ein bisschen zu erhöhen, war eine des guten Dutzends Lesungen, die von der Buchhandlung Bollinger zum zweiten Krimi-Herbst organisiert wurden, ein Blind Date. Daher zierte im Vorfeld einzig ein Scherenschnitt des Autorenprofils à la Alfred Hitchcock die Ankündigungen und ließ damit Raum für Spekulationen.

Als der geheimnisvolle Autor schließlich am Tisch der Buchhandlung Platz nahm, wollte er aber noch immer nicht direkt mit der Sprache heraus. „Mein Name ist Sebastian Fitzek und ich präsentiere ‚Das Geschenk‘“, log er grinsend, dass sich die Balken bogen. Doch nur wenige Sekunden ließ er diese Behauptung im Raum stehen, um sich dann dem ohnehin ungläubigen gut 20-köpfigen Publikum mit seinem richtigen Namen vorzustellen: Klaus Späne. Es gebe aber tatsächlich Gemeinsamkeiten mit dem Bestsellerautor: „Auch ich komme aus der Medienbranche, und nun habe ich ebenfalls einen Krimi geschrieben.“ Für ihn sei es aber noch immer ungewöhnlich, auf einer Bühne zu stehen, schließlich nehme er normalerweise als Journalist seinen Platz in den Reihen der Zuschauer ein.

Preis abgesahnt mit Debüt-Roman

Doch der Friedrichsdorfer hat sich offensichtlich recht schnell in seine neue Rolle hinein gefunden. Mit Bildern und einer Auswahl „mörderischer literarischer Tapas“ entführte er seine Zuhörer gekonnt auf die Baleareninsel Mallorca, auf der sein Kriminalroman spielt. Wichtige Schauplätze wurden auf die Leinwand projiziert, während er lesend die Protagonisten in verschiedenen Szenen vorstellte. Zwischendurch gab es immer wieder Erläuterungen zu Hintergründen und Erfahrungen, die in die Entstehung des Buches hineingeflossen sind. Schließlich hat Klaus Späne auf Mallorca gelebt und gearbeitet und reist auch heute noch regelmäßig auf die spanische Insel.

Einem Paukenschlag gleich ging es mit dem Mord los, der vor der „Mur de la Memoria“ an dem Journalisten Albert Clement begangen wurde – zwar ein fiktiver, aber nicht der erste, wie Klaus Späne erklärte: „Hier haben im Verlauf des Bürgerkriegs Erschießungen stattgefunden, und man sieht dort teilweise noch Einschusslöcher.“ Um die Mur selbst kümmere sich heute der ortsansässige, tatsächlich existierende Erinnerungsverein, dem sein imaginäres Mordopfer ebenfalls angehört. Und in der Tat sei es diese Gedenkstätte gewesen, die ihn zu seinem Roman inspiriert habe: „Als ich den davor stehenden einzelnen, schlichten Stuhl gesehen habe, hat mich das sehr beeindruckt.“ Nachdem er dann von dem Mallorca-Krimi-Wettbewerb erfahren habe, der vor drei Jahren von der Mallorca Zeitung, der Literaturagentin Lianne Kolf und dem Kölner Emons Verlag ausgeschrieben worden war, sah er den Zeitpunkt gekommen, sich als Buchautor zu probieren. Der erreichte dritte Platz brachte es mit sich, dass sein Werk im Mai dieses Jahres erschienen ist.

Vom Zentralfriedhof ging es zum zweiten „Tapa“, dem Stadtteil Palmas, in dem das Mordopfer gelebt hat: Pere Garau. „Viele Touristen kennen die Altstadt Palmas oder dessen Fischerviertel, doch wenige Pere Garau, das dem früheren Gallusviertel sehr ähnlich ist“, erläuterte Klaus Späne seine Wahl des Schauplatzes. Hier durchsucht Chefin-spektor Pau Ribera von der spanischen Nationalpolizei zusammen mit seinem Assistenten Quique Montoya die Wohnung des Toten. Da ist ihnen aber offensichtlich jemand zuvorgekommen, eine Person, die in letzter Sekunde entwischen kann, da sie sich im Wandschrank versteckt gehalten hat.

Und so ändern sich ein ums andere Schauplatz und Gesprächspartner der ermittelnden Beamten. Es geht in eine Seniorenresidenz, in der überwiegend deutsche Rentner wohnen, denn Albert Clement hatte hier einen Kontakt: „Das war eine gute Brücke zur deutschsprachigen Szene auf Mallorca.“ Die nächste Etappe wiederum führt nach Valldemossa, denn dort lebt in Spänes Roman der Vorsitzende des Erinnerungsvereins, der ihm erläutert, warum dieser vielen ein Dorn im Auge ist und der Ermordete ganz sicher Feinde gehabt habe.

Es waren viele informative und bedeutsame Einblicke in die Geschichte, Hinweise auf Land und Leute der Balearen, die Klaus Späne seinen aufmerksam lauschenden Zuhörern an diesem Abend gönnte. Nur eines verriet er logischerweise nicht: wer das Verbrechen ausgeübt hat. Die ausgezeichnet servierten Appetithäppchen machten beim Publikum Hunger auf mehr, wie die Schlange am Verkaufstisch unmissverständlich verdeutlichte.



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