Mit „Lust auf Zukunft“ gehen die Liberalen ins neue Jahr

Dreier-Koalition: Der FDP-Kreisvorsitzende Philipp Herbold im Talk mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Stefan Naas und Bad Homburgs OB Alexander Hetjes (CDU). Foto: js

Hochtaunus (js). Der große herzliche Beifall nach fast zwei Stunden Neujahrsempfang galt dem Noch-Landesvorsitzenden Stefan Ruppert. Mit einer sehr emotionalen Rede hatte der Noch-Bundestagsabgeordnete seine Parteifreunde begeistert. Sie wissen, dass sie auch einen „Pfundskerl“ verlieren, wie ihn der FDP-Kreisvorsitzende Philipp Herbold bei der Begrüßung genannt hat. Einen geradlinigen Mann mit klaren Vorstellungen und zielgerichteter Struktur im Denken. Eine knappe halbe Stunde hatte Ruppert gereicht, um ein letztes Mal seine Vorstellungen von liberaler Politik auf den Punkt zu bringen.

Die FDP geht auch ohne Ruppert mit Zuversicht in das „Vorbereitungsjahr 2020“. Das Jahr der Vorbereitung auf die nächste Kommunalwahl mit nur einem lokalen Höhepunkt, der Bürgermeisterwahl in Kronberg. Wo die Freidemokraten mit Kristina Fröhlich eine starke Kandidatin im Rennen hätten, so Philipp Herbold. Das Treffen zu Jahresbeginn, stets ein Stelldichein mit Menschen jeglicher politischer Couleur. Mit den Ex-Ministern Dorothea Henzler (FDP) und Jürgen Banzer (CDU), mit Ex-Regierungspräsident Gerold Dieke (FDP), Landrat Ulrich Krebs (CDU), den Landtagsabgeordneten Stefan Naas (FDP) und Holger Bellino (CDU), mit Vertretern von SPD, Grünen, OBG und der AfD. „Wir müssen in Deutschland aushalten, dass Menschen anders denken als wir“, so Ruppert.

Mit „Lust auf Zukunft“ geht die FDP im Hochtaunus ins neue Jahr. Trotz des herben Verlustes an der Parteispitze. Der scheidende Landesvorsitzende hatte das Motto für den Einstieg in die „Neuen Zwanziger Jahre“ am Vorabend beim Neujahrsempfang der Landtagsfraktion geprägt. Bei den Hochtaunus-Liberalen, die am Samstag traditionell auf die Saalburg geladen hatten, wurde es zum Mantra derer, die auf der Bühne zum Mikrofon griffen. Wie Stefan Naas, stolz darauf, dass der Hochtaunus mit über 500 Mitgliedern zweitstärkster Kreisverband in Hessen ist. Bereit für noch mehr Zukunft, aber „ohne Windräder im Naturpark Hochtaunus“. Dies sei nur „Symbolpolitik“.

Stefan Ruppert war Ehrengast und Festredner auf der Saalburg. Der Oberurseler mit starker Bindung an seine Heimat, auch noch als Abgeordneter des Deutschen Bundestags in Berlin nach den Jahren 2009 bis 2013 und wieder ab 2017 und nach insgesamt sechs Jahren Politik als Beruf. Einer, der Verantwortung für den Neuaufbau der Partei übernommen hat. Der geholfen hat, sie innerlich wieder aufzurichten, als es ihr gar nicht gut ging. Damals 2013, als sie aus dem Bundestag fiel und auch in Hessen nichts nach Plan lief. Nur ein paar Stimmen den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde und den Platz im Landtag retteten. Stefan Ruppert übernahm die Nachfolge von Jörg-Uwe Hahn als Landesvorsitzender, zweimal wurde er mit über 90 Prozent Stimmen wiedergewählt.

Es passt zum promovierten und habilitierten Juristen und zu seiner diplomatischen Art, dass er sein Politikverständnis, seinen Glauben an die „Idee von Freiheit und Verantwortung“ und sein Menschenbild des „freiheitlich eigenverantwortlich handelnden Menschen“ in den Mittelpunkt seiner emotionalen Abschiedsrede stellte. Und dass er sich nun die Freiheit nahm, seinem Leben eine neue Wendung zu geben. Mit 48 Jahren und immer noch jungenhaftem Charme.

Weltoffenheit und Weitsicht

Sein politisches Feld hat Stefan Ruppert bestellt. Nach dem Paukenschlag kurz vor Weihnachten mit der Mitteilung, Ende März sein Mandat im Bundestag abzugeben und Anfang Juni den Vorsitz der Landes-FDP. Im kurzen persönlichen Gruß zum Abschied von der hauptberuflichen Politik hat er galant „die nächste Landesvorsitzende Bettina Stark-Watzinger, die das ganz toll machen wird“, in Stellung gebracht. Wie schon am Vormittag im Landesvorstand, als Ruppert die Personalie nebenbei einbrachte, bevor andere ambitionierte mögliche Kandidaten ihren Hut in den Ring werfen konnten. Formell muss die 51-jährige Bundestagsabgeordnete aus Bad Soden am 6. Juni beim Parteitag in Wetzlar noch bestätigt werden.

„Weltoffenheit und Weitsicht“ wünscht Stefan Ruppert sich und auch seinen Parteifreunden fürs neue Jahr. In einem politisch „möglichst unaufgeregten Umfeld“. Zwar sei der Zeitgeist nicht liberal, doch sei er überzeugt, dass die „neuen Zwanziger Jahre ein liberales Jahrzehnt“ werden, wenn auch ein sehr schwieriges Jahrzehnt. Zumindest ehrenamtlich wird Ruppert die FDP weiter begleiten, beruflich aber in den Vorstand der B. Braun Melsungen AG wechseln und dort als Arbeitsdirektor mit Zuständigkeit für Personal und Recht Verantwortung für 65 000 Mitarbeiter tragen. Und der Heimat Oberursel als Lebensraum mit „einer immer noch tollen Frau und zwei Kindern, die man liebt“ nach zuletzt „etwa 290 bis 310 Terminen im Jahr“ wieder näher rücken.

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