Menüservice des DRK muss erschwinglich bleiben

Bad Homburg. Im Zeichen der Corona-Pandemie und der geopolitischen Lage gibt es in sehr vielen Bereichen des täglichen Lebens teils massive Preiserhöhungen, die von vielen Menschen bald kaum noch mitgetragen werden können. Auch der Menüservice des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus wurde von seiner langjährigen Partnerfirma „apetito“ auf die Notwendigkeit einer Anpassung der Tarife um bis zu 12 Prozent hingewiesen, dabei liegt die letzte Erhöhung gerade einmal ein halbes Jahr zurück. Der Kreisverband hat daher entschieden, die jüngste Preiserhöhung nicht an die Kunden weiterzugeben. Die Essenslieferungen seien Teil des sozialen Auftrags des DRK und müssten bezahlbar bleiben, teilt die Geschäftsführung mit.

Seit etwa 50 Jahren versorgt der Kreisverband Hochtaunus des Deutschen Roten Kreuzes ältere, kranke und gehandicapte Menschen mit qualitativ hochwertigem „Essen auf Rädern“, das inzwischen „Menüservice“ heißt und eine riesige, auf die Bedürfnisse seiner Klientel abgestimmte Auswahl an Speisen unterschiedlicher Preisklassen tiefgekühlt oder auch heiß bereithält. „Wir sind stets darauf bedacht, unseren Kunden schmackhaftes Essen zu günstigen Preisen anzubieten, das wird aber immer schwieriger“, sagt Nicole Eckert, Fachbereichsbeauftragte für den Menüservice. Der soziale Gedanke habe dafür von Anfang an Pate gestanden. Das Angebot richte sich vor allem an ältere Menschen, die nicht mehr selbst einkaufen oder kochen können, wobei aber auch an Kunden gedacht sei, die nur vorübergehend, etwa nach einem Klinikaufenthalt in der Rekonvaleszenz, für eine gewisse Zeit auf den Menüservice zugreifen möchten. „Die Folgen der zweijährigen Pandemie für die Wirtschaft und die derzeitige geopolitische Lage stellen auch unseren Partner apetito, mit dem wir seit 40 Jahren sehr eng und gut zusammenarbeiten, vor immer größere Probleme“, sagt Sebastian Fischer, stellvertretender Kreisgeschäftsführer und Bereichsleiter Soziale Dienste. Er verweist auf die jüngste Preiserhöhung im März dieses Jahres um durchschnittlich 11,5 Prozent, je nach Menükategorie. Menüservice-Kunden wenden pro Monat je nach Auswahl der Speisen zwischen 250 und 400 Euro auf.

Diesen sehr deutlichen Preissprung vom Frühjahr habe das DRK noch an die Kunden weiterleiten können, wenngleich bereits hier viele Gespräche geführt wurden, die vor allem zum Ziel hatten, die Gründe zu erklären und für Verständnis zu werben. Nun aber habe die nach wie vor nicht bewältigte Corona-Pandemie jedoch zu weiteren Engpässen bei der Beschaffung der Rohstoffe, beim Personal und in der Logistik dazu geführt, dass im August erneut die Preise angehoben werden sollten, zwischen neun und sogar zwölf Prozent. Die gute Nachricht: Die Geschäftsführung des DRK-Kreisverbandes hat entschieden, die Kunden nicht mit dieser erneuten, sogar noch deutlicheren Preiserhöhung zu belasten. Sebastian Fischer: „Wir sehen die Belieferung unserer Kunden mit Essen auf Rädern nach wie vor als einen Teil unseres sozialen Auftrags, einen wichtigen Bereich unserer ‚Vernetzten Hilfen‘ und nehmen die Sorge vieler, gerade älterer und alleinstehender Menüservice-Kunden, die sich fragen, wie sie die nächste Gas- oder Stromrechnung bezahlen sollen, sehr ernst. Da müssen die Preise binnen eines halben Jahres nicht um mehr als 20 Prozent steigen, das ist den Menschen einfach nicht zuzumuten.“ Da sich die Klientel inzwischen auf den ganzen Hochtaunuskreis, auch das Usinger Land, verteilt, wächst beim DRK auch der logistische Aufwand bei der Verteilung. Dennoch soll es bei den zuletzt kommunizierten Preisen bleiben. Nicht zuletzt spielt hier auch die Hoffnung mit, dass sich die Markt- und Preislage zumindest mittelfristig stabilisiert.

Nicole Eckert, seit über 20 Jahren Fachbereichsbeauftragte für den DRK-Menüservice, mag es sich gar nicht vorstellen, dass langjährige Kunden vielleicht genötigt werden, auf ihre liebgewonnenen Speisen zu verzichten, weil sie plötzlich unerschwinglich werden. Schließlich gehe es beim Menüservice auch um eine ausgewogene, altersangepasste Ernährung generell, insbesondere aber auch bei Langzeiterkrankungen wie Diabetes – ganz abgesehen davon, dass der saisonal ausgerichtete Speiseplan eine Abwechslung biete, die Alleinstehende daheim, so sie denn überhaupt noch selbst kochen, kaum realisieren können: „Wer macht sich schon eine einzelne Roulade mit Knödeln und Rotkohl oder will vielleicht eine Woche lang Schweinsbraten essen, nur weil sich eine Scheibe alleine schlecht zubereiten lässt?“



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