Neue Ideen – Aus der KultKinobar wird das CasaBlanca Arthouse Haben große Pläne und viele Ideen für das neue Konzept: Alf Mayer, Javier Lozano und Irene Bräuninger.Foto: Scholl

Ohne Mittelreihe – für mehr Platz und Abstand!Foto: Scholl

Bad Soden
(gs) - Dass nach der Pandemie nicht mehr alles so sein wird wie vorher, kann wohl nicht mehr geleugnet werden – dass diese besonderen Zeiten aber durchaus auch Chancen und Möglichkeiten bieten, steht dabei oft auf einem anderen Blatt.

Bedingt durch die wirtschaftliche Situation wollte das Betreiberpaar der KultKinobar, Sebastian Nagy und Julia Halbritter, den Kinobetrieb gerne abgeben. Sie hatten das Bad Sodener Kino in den vergangenen Jahren zu einer überregionalen Institution reifen lassen und das gemütliche Filmtheater mit ihrem interessanten Konzept, sowie einem großen cineastischen und kulturellen Veranstaltungskalender, weit über die Bad Sodener Stadtgrenzen hinaus, bekannt gemacht.

Aber angesichts der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten nützten auch die vielen Auszeichnungen, die sie mit ihrem Programm errungen hatten, nichts – schweren Herzens hatten sie sich zur Geschäftsaufgabe durchgerungen. Wer nun aber dachte, das kultige Bad Sodener Kino würde „sterben“, der hatte die Rechnung ohne die engagierten Mitglieder des Vereins Kinokultur Bad Soden e.V. gemacht, die schon seit Jahren viele interessante Projekte in dem Bad Sodener Kino umgesetzt hatten. Allen voran gingen drei Mitglieder, die sich zusammenschlossen und kurzerhand eine GmbH gründeten, um den Betrieb des Kinos übernehmen zu können. Seit mehr als acht Jahren kennen sich Irene Bräuninger, Javier Lozano und Alf Mayer bereits und engagieren sich seither aktiv im Verein Kinokultur Bad Soden. Der Verein, in dem viele Bad Sodener Bürger engagiert sind, unterstützt das Kino seit Jahren bei Aktionen, organisierte Film- und Themenabende. Ein besonderes Highlight waren im vergangenen Jahr die Open Air-Kinoveranstaltungen im Innenhof, die eine riesige Fangemeinde hatten und in kürzester Zeit bis auf den allerletzten Platz ausverkauft waren. „Wir lieben das Kino und die Atmosphäre, deshalb war es für uns gar keine Frage, dass eine Lösung zum Erhalt des Kinos gefunden werden muss und wir einspringen“, beschreibt Irene Bräuninger den Ansporn des Trios, das Kino zu übernehmen.

Für die Zukunft haben sich die drei Filmfreunde viel vorgenommen und sobald die Bedingungen es zulassen, könne man auch loslegen, so Alf Mayer. Das Programm soll in Zukunft etwas breiter aufgestellt werden und alle Generationen ansprechen. Man denkt z.B. an eine Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Schulen, um in einem digitalen Klassenzimmer beispielsweise fremdsprachliche Filme zu zeigen oder „Schulkinowochen“ zu organisieren. Poetry Slam-Events können sich die drei genauso vorstellen, wie ein Forum junger Musiker oder einen „Sonntagsfrühschoppen“ mit politischer Diskussion. Das Arthouse wird aber auch seine Wurzeln nicht vergessen und natürlich weiter bekannte und weniger bekannte – jedoch immer einzigartige – Filme präsentieren, wobei die Bar den Gästen auch in Zukunft (soweit zulässig) den Abend mit einem Gläschen Wein und kleinen Köstlichkeiten „versüßen“ wird.

Im Innenraum wurde zudem eine Umgestaltung vorgenommen, im Zuge derer die mittleren Sitze entfernt wurden, so dass der Zugang zu den Reihen nun auch über einen Mittelgang möglich ist, damit möglichst wenig „Begegnungsverkehr“ stattfinden muss und Abstände gewahrt werden können. Ein Teil der kultigen Plüschsessel wurde bereits aufgepolstert und für die anderen, noch ausstehenden Sessel, werden „Sesselpaten“ gesucht, die bereit sind, das größere Maß an Bequemlichkeit mit einer entsprechenden Spende zu unterstützen.

Das Publikum liebt Kultur und der Ideenreichtum des Betreibertrios ist fast unerschöpflich, was auf viele originelle und interessante Veranstaltungen hoffen lässt. Da wäre noch die Idee, die Stummfilme mit Klavierbegleitung wieder aufleben zu lassen oder das Projekt „Kino und Kulinarik“, bei dem in Kooperation mit lokalen Gastronomen ein passendes Essen zum Kinofilm serviert werden soll. Irene Bräuninger berichtet von so vielen Ideen, dass diese wahrscheinlich auch für zwei Kinos reichen würden. In diesem Sommer möchten die Betreiber erneut Open Air-Kino im Innenhof auf das Programm setzen und hoffen dazu natürlich auf schönes Sommerwetter.

Drinnen ist mittlerweile das Foyer neu gestrichen, die Bar wird umgestaltet, die Bestuhlung wurde pandemiegerecht gestaltet und Luftfilter sind ebenfalls im Einsatz. So ist der Name „CasaBlanca Arthouse“ nicht nur eine Hommage an den legendären Film mit Humphrey Bogart, sondern auch der Hinweis auf den eigenen Anspruch der Betreiber: „Casa Blanca“ bedeutet „weißes Haus“ und symbolisiert die Tatsache, dass man offen ist für gute und manchmal auch unkonventionelle Ideen, um das „weiße Haus“ neu zu gestalten, ihm Farbe zu verleihen und Leben einzuhauchen – schön wäre jetzt noch, wenn es endlich losgehen könnte!



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