Bei den Römern geht die Digitalisierung voran

Hochtaunus (how). Trotz der Schließung bis zum 18. Mai und der Absage fast aller Veranstaltungen im Laufe des Jahres wegen der Corona-Pandemie besuchten im vergangenen Jahr fast 65 000 Interessierte das Römerkastell Saalburg. Höhepunkt des Jahres bildete die Eröffnung der neuen Dauerausstellung in den Waffenkammern, den Armamentaria, des Kastells. Die Sonderausstellung „Hammer! Handwerken wie Kelten und Römer“ konnte bis zum 31. Oktober verlängert werden.

In den Waffenkammern des Kastells werden nun Bewaffnung und Waffentechnik der römischen Grenztruppen dargestellt. Raumgreifende Installationen, Videoclips, Medienstationen und Hands-On-Stationen machen den Besuchern dieses für die römischen Truppen am Limes zentrale Thema anschaulich.

Die weltweit einzigartige Sammlung rekonstruierter antiker Geschütze wurde um zwei neue Rekonstruktionen ergänzt und ist zum ersten Mal vollständig zu sehen. Diese technisch beeindruckenden Maschinen geben eine Vorstellung von den Kenntnissen der mechanischen Gesetze, über die die antiken Kon-strukteure verfügten.

Hands-On-Stationen ermöglichen den unmittelbaren Kontakt mit Ausrüstungselementen und machen das mechanische Grundprinzip der Torsionsgeschütze und ihre Dynamik begreifbar. Römische Reiter und Fußsoldaten am Limes

Lebensgroße Figuren eines Infanteriesoldaten und eines Kavalleriesoldaten samt Pferd in voller Ausrüstung vor einer Wandgrafik des Haupttors wirken fast wirklichkeitsnah. In einer Vitrine mit den Ausrüstungsgegenständen der römischen Soldaten wird jedes einzelne originale Exponat – von der Gewandfibel bis zum Schwertgriff – auf der Abbildung eines Soldaten positioniert. So werden die originalen Fundstücke in ihrem Funktionskontext erläutert. Das in der Museumslandschaft einmalige Modell eines Wachturms am Limes im Maßstab 2:1 mit drei Etagen samt Innenausstattung vermittelt einen authentischen Eindruck von diesem für den Limes charakteristischen Bauwerk.

Schon in den ersten Tagen nach Eröffnung der Ausstellung hat sich die berittene Kohorte von 600 Playmobilfiguren, Fußsoldaten und Reitern zu einem Anziehungspunkt für kleine und große Besucher entwickelt. Die Figuren zeigen symbolisch die auf der Saalburg stationierte Truppe der 2. Räterkohorte.

Die vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain geförderte Sonderausstellung des Römerkastells Saalburg in Kooperation mit der Keltenwelt am Glauberg begeisterte noch bis zum 31. Oktober. Die Ausstellung behandelte die Handwerkstechniken, wie sie sich seit der Verwendung von Eisenwerkzeugen in frühgeschichtlicher Zeit abzeichnen. Ein besonderes Augenmerk galt dabei den Rohmaterialien, Werkstoffen, Werkzeugen und handwerklichen Produkten. Die Darstellung umfasste die archäologischen Belege für handwerkliche Tätigkeiten mit ihren spezifischen Ausprägungen bei Römern und Kelten in unserer Region. Die vorhandenen Ähnlichkeiten der Werkzeugformen und Herstellungsverfahren zeigen große Gemeinsamkeiten. Deshalb wurden vor allem die allgemeinen Techniken zur Aufbereitung der Werkstoffe und handwerklichen Arbeitsabläufe dargestellt. Erstaunlich ist die Kontinuität dieser Abläufe bis in die Neuzeit. Viele Handwerkstechniken und Werkzeugformen werden bis heute fast unverändert angewendet wie der Blick in das Sortiment eines beliebigen Baumarkts unserer Tage lehrt. Diese Erkenntnis war auch für die Besucher der Einstieg in das Thema der Ausstellung.

Für die Darstellung des römischen Handwerks stammten die Exponate aus den reichen und einzigartigen Sammlungen des Römerkastells Saalburg. Teilweise zum ersten Mal öffentlich ausgestellt wurden Werkzeuge ebenso wie Produkte, Werkabfälle und Halbfabrikate. Ergänzt wurde die Präsentation durch Funde der Keltenwelt am Glauberg und Leihgaben. In den Zeiten der Pandemie und der Lockdowns geht auch bei den Römern die Digitalisierung in großen Schritten voran: Auf der Homepage www.saalburgmuseum.de findet sich mittlerweile die „Digitale Sammlung“ mit ausgewählten Funden im Foto, 3D-Scan und einigen Videosequenzen zur Verwendung und Herstellung der beschriebenen Exponate. Vielleicht gibt es Lieblingsobjekte, die trotz Schließung des Museums gerne angeschaut werden würden? Wünsche können per E-Mail an info[at]saalburgmuseum[dot]de an das Römerkastell geschickt werden. Eventuell können diese Funde noch aufgenommen werden. Der digitale Saalburg-Guide ist fertiggestellt und wird die Besucher mit eigenem Smartphone ab Februar 2022 durch Kastell und Ausstellungen führen.

Das Jahresprogramm 2022 fällt wegen der unsicheren und nicht planbaren Situation etwas dünner aus als gewohnt. „Aber das Team auf der Saalburg, Mitarbeiter und freiberufliche Museumsführer, hoffen auf die baldige Normalisierung. Dann können sicher auch wieder mehr Veranstaltungsformate durchgeführt werden“, sagt Museumsdirektor Dr. Carsten Amrhein.

Informationen dazu wird es auf der Homepage www.saalburgmuseum.de und in den sozialen Medien geben.



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