Trennung der Patientenströme durch neu eingezogene Wände

Hochtaunus (how). Die Hochtaunus-Kliniken unternehmen weitere Anstrengungen, um einerseits noch mehr Corona-infizierte Patienten aufnehmen zu können, aber andererseits auch „normale“ Notfälle wie bisher optimal behandeln zu können. In der Zeit der Pandemie wird in den Kliniken in Bad Homburg und Usingen anders gearbeitet als sonst. Nicht nur die OP-Masken, die nun jeder Mitarbeiter im Dienst trage, zeigten das, sondern auch eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen. „Wir haben ein mehrstufiges Organisationskonzept erstellt, mit dem wir sicherstellen, dass sowohl die nicht an Covid19 erkrankten Patienten als auch die voraussichtlich in den kommenden Wochen zunehmend in der Klinik aufzunehmenden Corona-Infizierten sicher versorgt werden können“, berichtet Klinikgeschäftsführerin Dr. Julia Hefty.

Besonderen Wert habe man dabei auf eine räumliche Trennung gelegt, die durch organisatorische, aber auch bauliche Maßnahmen umgesetzt werde. So seien zum Beispiel Trockenbauwände eingezogen worden, um in der Notaufnahme die Covid- und Nicht-Covid-Patientenströme voneinander zu trennen. Diese Maßnahmen setzten sich auf den Stationen und in den Untersuchungs- und Behandlungsräumem fort. „Damit stellen wir sicher, dass die Patienten, die wegen eines gesundheitlichen Notfalls ins Krankenhaus müssen, keiner erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind“, sagt Hefty.

„Wir beobachten in diesen Tagen mit Sorge, dass Patienten mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder Blinddarmentzündung derzeit zu lange warten, bevor sie zu uns kommen oder sich sogar regelrecht scheuen – aus Angst, sich im Krankenhaus anzustecken“, berichtet Hefty. Dabei rette in allen diesen Fälle eine möglichst frühe Behandlung Leben und erspare vermeidbare gesundheitliche Schäden. „Das Herzkatheterlabor, die Stroke Unit und die Operationssäle stehen selbstverständlich weiter zur Verfügung, und alle Patienten mit dringendem Behandlungsbedarf können selbstverständlich weiter in den Hochtaunus-Kliniken behandelt werden“, erläutert die Klinikchefin. „Wir haben alle Eingriffe und Behandlungstermine verschoben, die ohne Gefahr für Leben und Gesundheit der Patienten verschoben werden konnten. Damit haben wir in unseren Häusern genug Platz geschaffen, um die dringlichen Patienten aufnehmen zu können und uns gleichzeitig auf die Intensivierung der Corona-Problematik vorbereiten zu können.“ Wer sich nicht sicher sei, ob er ins Krankenhaus kommen solle, solle am besten anrufen, er werde dann individuell beraten.

15 Covid19-Patienten

Derzeit behandeln die Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg etwa 15 an Covid19 erkrankte Patienten, ein Drittel von ihnen auf der Intensivstation. Dafür seien Stationen leer gemacht und eine zweite Intensivstation eingerichtet worden. Auch in Usingen seien derzeit etwa fünf infizierte Patienten auf einer eigenen Corona-Station in Behandlung. Bis jetzt haben die Hochtaunus-Kliniken die Zahl ihrer Beatmungsplätze um zehn erweitert. Die Hinzunahme weiterer Stationen und auch die stufenweise Schaffung weiterer Beatmungsmöglichkeiten sei in dem Maßnahmenplan vorgesehen. Dennoch hofft die Klinikchefin inständig, dass es durch das Kontaktverbot gelingen werde, die Ansteckungsrate zu verringern, denn auch das deutsche Gesundheitssystem könne schnell an Kapazitätsgrenzen kommen.

„Das Entscheidende werden drei Faktoren sein: 1. Haben wir genug qualifizierte und intensivmedizinisch erfahrene Ärzte und Pflegekräfte? 2. Haben wir genug Beatmungsgeräte? 3. Haben wir genug Schutzausrüstung?“, sagt Hefty und warnt: „Der Pflegekräftemangel ist seit Jahren ein großes Problem in Deutschland. Und was Beatmungsgeräte und Schutzausrüstung betrifft, stellen wir derzeit schmerzlich fest, dass es beides in Deutschland nicht zeitnah zu kaufen gibt.“

Auch wenn Bund und Land Unterstützung angekündigt hätten, helfe das vor allem kurzfristig nicht: Beatmungsgeräte seien frühestens im Juni lieferbar, und Masken und Schutzausrüstung können die Kliniken nur über Händler direkt aus China beziehen, mit allen Unsicherheiten, die auf diesem Weg hinzunehmen seien. Hefty und ihre Kollegen in den Kliniken mache das fassungslos: „Niemand von uns hätte es für möglich gehalten, dass ein Land wie Deutschland völlig außer Stande ist, einfache Mundschutzmasken zu produzieren, wenn es darauf ankommt.“



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