Vom verstauchten Knöchel bis hin zum Herzinfarkt

Hochtaunus (how). Wenn das Herz bei 100 800 Schlägen am Tag mehr als sechs bis acht „Aussetzer“ hat, ist professionelle Hilfe nötig. Dafür die ersten lebensrettenden Weichen zu stellen, ist Aufgabe der Sanitätshelfer des DRK-Kreisverbands Hochtaunus. Damit diese einen Menschen bis zum Eintreffen des Notarztes „ins Leben zurückpumpen“ können, werden regelmäßig Ausbildungskurse mit 48 Unterrichtseinheiten angeboten, in denen aber noch weit mehr medizinische Notfälle – vom verstauchten Knöchel über offene Brüche und Kopfplatzwunden bis hin zu Atemnot und allergischen Reaktionen – besprochen und geübt werden.

Das Burgfest in Königstein, das Brunnenfest in Oberursel, die Thäler Kerb in Kronberg, das Bad Homburger Laternenfest, der Weihnachtsmarkt im Hessenpark oder die Usinger Laurentiuskerb – all diese Großveranstaltungen, wenn sie nicht gerade einer Pandemie zum Opfer fallen, könnten ohne Sanitätsbereitschaften der Rettungsorganisationen nicht stattfinden und auch bei Sportveranstaltungen wie Reitturnieren oder Fußballspielen geht es nicht ohne sie. „Wir sind mit unseren ehrenamtlichen Kräften Bestandteil der Sicherheitskonzepte. Allein beim Laternenfest sind wir mit 20 bis 30 Kräften jeden Tag mit dabei, deshalb legen wir größten Wert auf eine fundierte Ausbildung unserer Sanitätshelfer“, sagt Sandra Birkenfeld vom DRK-Kreisverband Hochtaunus.

Sie ist Notfallsanitäterin und Teil des fünfköpfigen Teams, das die regelmäßigen Sanitätsausbildungskurse im Lehrsaal in den Räumen der Kreisbereitschaft in Köppern organisiert. Momentan läuft eine solche Ausbildung mit insgesamt 48 Unterrichtseinheiten und nur sechs Teilnehmern aus Friedrichsdorf, Kronberg, Oberursel, Usingen und Neu-Anspach. „Dass es so wenige sind, ist eine Folge der Pandemie, sonst sind es meist zwölf bis 15“, sagt Birkenfeld. Mit Seline Goede, Jessica Daeschler, Janis Baudisch, Birkenfeld selbst und dem aus Bitburg in den Hochtaunus gewechselten Matthias Meyer, alles Sanitätsdienstausbilder und zum Teil Notfallsanitäter, stehen mehrere erfahrene Instruktoren bereit, den Kursteilnehmern in handlichen Einheiten alles Nötige beizubringen, wobei die überschaubare Zahl der Teilnehmer beim aktuellen Kurs insofern auch Vorteile hat, weil besonders individuell unterrichtet werden kann. Die Prüfung am Ende des Kurses wird von einem Notarzt abgenommen.

Vermittelt werden die besonderen Anforderungen in bestimmten Notfällen, bei Großschadenslagen und Katastrophen. Sie machen es notwendig, zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben, um an den Einsatzorten bei Unfällen oder häuslichen Notfällen das Fachpersonal des Rettungsdienstes und die Notärzte unterstützen zu können. Kommt es bei Veranstaltungen, bei denen die Sanitätshelfer im Einsatz sind, zu medizinischen Notfällen, leisten sie Erste-Hilfe, leiten lebensrettende Maßnahmen ein und überbrücken die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes oder des Notarztes. Voraussetzung für die Teilnahme an der Sanitätsausbildung, die auch für Seiteneinsteiger offen ist, ist außer der Mitgliedschaft im DRK-Kreisverband Hochtaunus die erfolgreiche Absolvierung eines Kurses in erweiterter Erster Hilfe.

Auf die Teilnehmer wartet ein breites Übungsfeld: Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie gehören ebenso dazu wie Diagnostik, Maßnahmen zur Behebung lebensbedrohlicher Störung von Bewusstsein, Atmung und Kreislauf und Schock. Die Teilnehmer lernen, Infusionen anzulegen und bestimmte Medikamente zu geben. Breiten Raum bei der Ausbildung nehmen die Beurteilung von Störungen des Stütz- und Bewegungsapparats des Menschen, Schädel-Hirn- sowie Polytraumata ein, aber auch die Erstversorgung von offenen Verletzungen und die Wundversorgung. Zum Lehrplan zählen aber auch Behandlungen bei Verbrennungen, Infektionskrankheiten, gynäkologischen Notfällen, Unfällen mit Gefahrstoffen sowie Vergiftungen.

Ein weiterer Schwerpunkt in der Ausbildung ist die Behandlung von Notfällen im Herz-/Kreislaufsystem. Pro Jahr gebe es in Deutschland 55 000 Todesfälle durch Herzinfarkt, 185 000-mal komme es zu Herzflimmern, erklärt Instruktor Matthias Meyer den Kursteilnehmern, bevor sich diese in der manuellen Herzdruckmassage, aber auch im Umgang mit dem Defibrillator üben. Den angehenden Sanitätshelfern steht dabei eine mit Elektronik vollgepackte Übungspuppe eines „Erwachsenen“ zur Verfügung, die über einen Monitor anzeigt, ob zu wenig, zu viel, zu leicht oder zu stark „gedrückt“ wird. Wie viel, im wahrsten Sinne „Fingerspitzengefühl“ nötig ist, lernen die Teilnehmer nebenan anhand der Puppe eines Babys. Hier erfolgt die Herzdruckmassage nur ganz vorsichtig. Mit einem Finger.

!Bei Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement beim DRK, wie zum Beispiel als Sanitätshelfer, oder bei Rückfragen zur Ausbildung kann über die Kreisgeschäftsstelle unter Telefon 06172-12950 oder per E-Mail an ehrenamt[at]drk-hochtaunus[dot]de Kontakt aufgenommen werden.

Herzdruckmassage kann auch bei Kleinkindern lebensrettend sein. Allerdings ist hier allergrößte Vorsicht geboten. Foto: DRK



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