„Wilderer“ stören Schnitzeljagd

Bei der Initiative „Lernort Natur“ wird der Unterricht vom Klassenzimmer dorthin verlegt, wo es etwas zu erleben, zu entdecken und zu beobachten gibt: in den Wald. Foto: LON

Hochtaunus (how). Bei einer Veranstaltung von Jägern und Naturpädagogen aus Usingen und Bad Homburg im Rahmen der Initiative Lernort Natur (LON) mit einer Vorschulklasse der Phorms Schule in Steinbach wurden ein Rothirschgeweih und ein Schädel von einem Hirsch gestohlen.

Der Diebstahl ereignete sich am Mittwochvormittag im Wald nahe des Phorms Campus, als mit der Vorschulklasse eine Schnitzeljagd mit Präparaten heimischer Waldtiere veranstaltet wurde. Der mit Sägemehl markierte Parcours führte zu mehreren Stationen, an denen die Kinder nach einigem Suchen die Tierpräparate finden konnten. Groß waren Freude und Überraschung darüber, so etwas im Wald zu finden. Welche Tiere es waren, wie sie leben und wie sie im Ökosystem Wald eingefügt sind, wurde den Kindern erklärt. Eichelhäher und Eichhörnchen, Fuchs und Reh, Wildschwein und Hirsch, alles Tiere, die Spaziergänger mit etwas Glück in den heimischen Wäldern sehen können.

Anscheinend waren andere Waldbesucher schneller bei der Schnitzeljagd – und auch sehr wählerisch. Denn die kleinen Präparate der Vögel und Rehgehörne auf dem Parcours waren offensichtlich nicht von Interesse. Es mussten schon ein Rothirschgeweih und der Schädel eines Hirschs sein, die erfolgreich „erjagt“ und gestohlen wurden.

LON ist eine Initiative des Deutschen Jagdverbandes (DJV) für die außerschulische Natur- und Umweltbildung. Die Initiative der Jäger legt großen Wert darauf, den Teilnehmern das Prinzip der nachhaltigen Nutzung zu vermitteln. Das kann am Beispiel der Jagd geschehen oder am Beispiel des modernen Waldbaus, generell am Verständnis ökologischer Zusammenhänge. Der Dachs der heimischen Wälder ist kein Stinktier, der Hirsch ist nicht der Mann des Rehs und „lila Kühe“ sind Marketing. Mit der Initiative LON vermitteln die Jäger ehrenamtlich Bildung. Dabei soll die Natur in Wald, Feld und Flur mit allen Sinnen erlebt werden: sehen, schmecken, riechen, hören und fühlen. Dazu haben sich im Hochtaunuskreis die LON-Beauftragten und Mitstreiter der Usinger Jägerschaft und des Jagdvereins „Hubertus“ Bad Homburg zu einem Team zusammengetan. Sie kommen mit der rollenden Waldschule in die Schulen und Klassen, organisieren aber auch größere Projekte wie Projektwochen in den Schulen. Die Kinder sollen Tiere erleben und anfassen können, die gewöhnlich nicht zu sehen sind, deren Spuren höchstens entdeckt oder deren Geräusche gehört werden: Waschbären an den Mülltonnen, Steinmarder auf dem Dachboden oder Füchse, die durch den Garten schnüren.

Rothirsche sind die größten Tiere der Taunuswälder, anmutig und scheu, die man recht selten zu sehen bekommt. „Gerne hätten die Kinder der Vorschulklasse mehr als nur den Namen kennengelernt. Statt dessen mussten sie lernen, dass es im Wald auch gewissenlose Erwachsene gibt, die egoistisch handeln und das tun, was Kinder nicht tun sollen – stehlen“, sagt Manfred Tapfer vom Jagdverein Hubertus, der in der Initiative LON mitarbeitet.



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