Hochtaunus (kw) – Die zweite von zwei Versuchssperrungen einiger Teilstrecken für Motorradfahrer ist in der Nacht zum 7. September um Mitternacht gestartet und endet am Sonntag, 15. September um 24 Uhr. Die erste Sperrung war im vergangenen Mai. Gesperrt sind die L 3004 ab Ortstafel Oberursel bis Ortstafel Schmitten, die L 3024 ab Sandplacken bis kurz vor der Feldbergzufahrt aus Richtung Sandplacken und die L 3276 vom Sandplacken bis Oberreifenberg.
Im ersten Sperrzeitraum wurden nach Aussage von Landrat Ulrich Krebs (CDU) über 250 Verstöße gegen die Streckensperrung durch die Ordnungsbehörden (Polizei und die mitwirkende Ordnungspolizei der Stadt Oberursel) geahndet. Aus diesem Grund sei die Beschilderung für die 2. Sperrung optimiert worden. Die Beschilderung mit dem Verkehrszeichen 255 – Verbot für Krafträder – ist deshalb, wegen der besseren Sichtbarkeit, an verschiedenen Stellen mit einem Durchmesser von 90 Zentimetern anstatt 60 Zentimetern aufgestellt worden.
Für Motorradfahrer gibt es ausgeschilderte überörtliche Umleitungsstrecken. Von Süden (U20) aus dem Rhein-Main-Gebiet erreicht man den Großen Feldberg beziehungsweise die Feldberg-Region über die B 455 von der Abzweigung Hohemark bis zum Kreisel Königstein, weiter über die B 8 bis Eselsheck über die L 3025 bis zum Roten Kreuz. Von Norden (U10) über die L 3025 (Schmitten) bis zum Roten Kreuz.
Auf zwischenzeitlich eingerichtete zusätzliche Umleitungsstrecken wegen weiterer Baumaßnahmen auf der L 3025 wird auf der Strecke hingewiesen.
Auch Motorradfahrer, die an den gesperrten Strecken wohnen, haben keine Ausnahmegenehmigung. Es gibt allerdings eine Anliegerregelung, so dass jeder Kradfahrer mit seinem Fahrzeug von zu Hause weg oder nach Hause kommen wird. Auch während der zweiten Phase wird der Verkehr an den gesperrten Abschnitten und den Umleitungsstrecken genau beobachtet. Die Polizei kontrolliert Verstöße. Auch die Umleitungsstrecken werden überwacht, weil eine mögliche Mehrbelastung anderer Strecken durch die Sperrung festgehalten werden soll.
Die Versuchssperrung ist ergebnisoffen, die Erkenntnisse aus den im Mai und September gesammelten Daten werden im Laufe des Winters und Frühjahrs 2020 bewertet und am Runden Tisch mit allen Beteiligten diskutiert. Beteiligt an der Versuchssperrung sind neben der Straßenverkehrsbehörde des Hochtaunuskreises die Polizei, Hessen Mobil, das Regierungspräsidium, das Hessische Verkehrsministerium sowie die Kommunen Schmitten und Oberursel. Die Vorbereitungen für den Verkehrsversuch laufen seit rund zwei Jahren, auch Motorradverbände waren eingebunden.
Die Versuchssperrungen im Feldberggebiet haben eine lange Geschichte. Ihnen voraus gingen viele andere Versuche, mit Hilfe von straßenbaulichen Veränderungen, Geschwindigkeitsbegrenzungen, der Sperrung von bei Kradfahrern beliebten Parkplätzen und häufigen Verkehrskontrollen, um die unbefriedigende verkehrliche Situation am Feldberg zu verbessern. Das Feldberggebiet hat für Motorradfahrer weit über die Region hinaus eine große Bedeutung, das zeigen die vielen „fremden“ Kennzeichen der Motorräder, die am Feldberg unterwegs sind.
Die Motorraddichte und auch die Unfallhäufigkeit nehmen in der wärmeren Jahreszeit und an Wochenenden zu, das zeigt die langfristige Polizeiunfallstatistik. Beinahe die Hälfte aller Motorradunfälle geschieht hier ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer. Bei Unfällen mit Kradfahrern und Pkw-Fahrern sind die Kradfahrer überwiegend die Unfallverursacher. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden oft nicht eingehalten. Es gibt immer wieder Kradfahrer, die durch gewagte Fahr- und Überholmanöver auffallen und sich und andere Verkehrsteilnehmer damit gefährden.
Ein weiteres Problem der hohen Motorraddichte ist der Lärm, viele Anwohner und Besucher der besonders beliebten Straßen rund um den Feldberg fühlen sich davon belastet. Das Areal ist touristisch als Naherholungsgebiet für die gesamte Rhein-Main-Region stark genutzt und der Feldberg liegt inmitten des Naturpark Taunus, ein zu schützender Naturraum.
Die Versuchssperrungen wurden im Mai und im September statt im Juni terminiert, weil Durchschnitts- und keine Spitzenwerte ermittelt werden sollen, was bei einer Sperrung in der Hochsaison im Sommer der Fall sein könnte. Der Mai wurde gewählt, weil es im April noch kalt sein kann, und der September, weil auch die abflauende Saison betrachtet werden soll.
Gezählt wird der Verkehr während der Sperrung und auch danach und davor. Das technische Know-how für die Datenerfassung kommt von Hessen Mobil. Deren Fachleute stellen Zählgeräte auf. Die Geräte zählen konstant über 24 Stunden hinweg alle Fahrzeuge. Innerhalb des Zählzeitraums liegen Tage mit den Sperrzeiten und Tage ohne Sperrzeiten. Die Ergebnisse werden nach Fahrzeugarten getrennt erfasst. Zusätzlich zu den Verkehrszählungen werden punktuell Lärmmessungen durchgeführt. Die Ergebnisse der Datenerfassung stellt Hessen Mobil zusammen und gibt sie an den Hochtaunuskreis zur Bewertung weiter.