Energiewende – was kann ich tun?

Schwalbach (sn). Der erste Vortrag des AK WiTechWi der Kulturkreis GmbH unter Corona-Bedingungen fand am Mittwoch, 16. September, im Großen Saal des Bürgerhauses statt. Etwa 30 Zuhörer erfuhren zum Teil Erstaunliches zum Thema Energiewende. Prof. Dr. Heinz Werntges präsentierte aktuelle Zahlen zu Klimaauswirkungen unseres Alltagslebens.

Bei einer Einführung in das Thema erfuhren die Zuhörer, dass in Deutschland pro Kopf und Jahr etwa zehn Tonnen CO2 erzeugt werden. Dieser Wert müsste bis zum Jahr 2050 auf zwei Tonnen gesenkt werden. Die spannende Frage war nun, wie sich der Energieverbrauch, der für diese CO2-Emission verantwortlich ist, zusammensetzt.

Überraschenderweise macht der Stromverbrauch bei der CO2-Emission nur einen relativ kleinen Anteil aus: sechseinhalb Prozent. Bedeutender sind die Bereiche sonstiger Konsum (39,3 Prozent), Ernährung (15 Prozent) und Mobilität (18,8 Prozent).

Im Folgenden erfuhren die Teilnehmer mehr Details zu den einzelnen Bereichen. Für manch einen war es überraschen, dass im Bereich des Individualverkehrs fast 50 Prozent auf Freizeit und Einkaufen fallen. Urlaub macht gerade mal knapp sieben Prozent aus. Allerdings zeigte eine weitere Grafik, dass eine Fernreise heutzutage die geplante zukünftige Gesamt-CO2-Emission pro Kopf und Jahr von zwei Tonnen erzeugt. Jeder, der große Urlaubsflüge oder Kreuzfahrten liebt, sollte sich das bewusst machen.

Ein weiteres Thema war, welche Antriebsart für das geliebte Auto die klimaschonendste ist. Selbst unter Berücksichtigung des Energiebedarfs bei der Herstellung von Batterien, wäre heute das batteriebetriebene Fahrzeug am günstigsten. Ein weitgehender Ersatz der vorhandenen Autos mit Verbrennungsmotor durch stromangetriebene würde nur einen Mehrbedarf an elektrischer Energie von 15 Prozent erfordern. Das war auch eine Zahl, die einiges Erstaunen hervorrief. Der Einsatz von Wasserstoff als Antrieb wäre erst sinnvoll, wenn der Anteil der erneuerbaren Energie an der Stromerzeugung deutlich höher als heute ist. Eines der noch nicht befriedigend gelösten Fragen wäre dann, wie der schwankende Stromertrag durch Wind und Sonne über Energiespeicher ausgeglichen werden könnte.

Nach Erläuterung weiterer Details zu der Rolle der Ernährung in der CO2-Bilanz (hier spielt der Fleischanteil eine herausragende Rolle) und der Problematiken bei Heizung und Kühlung erläuterte Dr. Werntges am Beispiel seines eigenen Hauses, wie man Strom selbst erzeugen und Heizenergie sparen kann. Auch hier spielt die Verfügbarkeit erschwinglicher Batterien in der Zukunft eine große Rolle.

Trotzdem kann jeder auf diese Weise heute schon dazu beitragen, die CO2-Emission zu senken. Wenn es eine Kennzeichnungspflicht zum CO2-Wert von Lebensmitteln gäbe, könnte auch jeder Verbraucher über die Gestaltung seiner Ernährung maßgeblich zur CO2-Einsparung beitragen. Hier ist die Politik gefragt. Überhaupt sollten sich Politiker die gezeigten Zusammenhänge klarer machen, um besser in der Lage zu sein, durch entsprechende Regelungen positiv zur Energiewende beizutragen. Vielleicht gelingt es, diesen Vortrag mit den Schwalbacher Stadtverordneten zu wiederholen.

Nachdem die Veranstaltung trotz Corona- Bedingungen gut besucht war und es auch immer wieder zu Zwischenfragen und kurzen Diskussionen kam, ist der AK WiTechWi zuversichtlich, dass auch der nächste Vortrag mit dem Titel „Louis Pasteur und Robert Koch – Eine traurige französische-deutsche Geschichte“ am 14. Oktober wieder gut besucht werden wird, vor allem auch, weil er zusammen mit dem AK Avrillé veranstaltet wird. Bei diesem Vortrag geht es auch um die Erforschung der Ursache ansteckender Krankheiten, ein Thema, das heute ja besonders aktuell ist.

Prof. Dr. Heinz Werntges.Foto: Kulturkreis



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