Politische Bildung im Herzen der Hauptstadt

Auf der Treppe des Alten Museums in Berlin positionieren sich die Mitglieder des Jugendparlaments für ein Erinnerungsfoto. Foto: Per Meyners

Schwalbach (sbw). Das Jugendparlament (Jupa) der Stadt Schwalbach hat seinen Auftrag zur politischen Bildung ernst genommen und sich vor allem selbst weiter gebildet. Wo ginge das besser als im Herzen der Republik, in Berlin? Vier Tage lang besuchten die elf Jungen und Mädchen Berlin und begaben sich auf die Spuren der Geschichte. Ein Besuch des Bundestages fiel aufgrund aktueller Beschränkungen durch die Corona-Pandemie zwar aus, dafür gab es aber ein vielfältiges Ersatzprogramm, das Jugendbildungsreferentin Nadine Desoi auf die Beine gestellt hatte. Beginn war die Fahrt zu Sehenswürdigkeiten auf dem Fahrrad. Dabei lernten die Teilnehmer wichtige Stationen der deutschen Geschichte kennen und informierten sich ganz nebenbei über das derzeitige Leben in Berlin. Längere Zeit verbrachte die Gruppe am Denkmal für die ermordeten Juden in Europa und am Mahnmal zur Bücherverbrennung.

Den Abend nutzte die Gruppe dann, um die Ergebnisse der eigenen Legislaturperiode in Schwalbach auszuwerten. Denn dieser Tage haben die Jugendlichen die Möglichkeit ein neues Jugendparlament zu wählen. Auch einen Ausblick auf die künftigen Aufgaben die die Jugendlichen ihren Nachfolgern hinterlassen, wagten sie dabei. Außerdem stellten sie fest, dass sie sich durch die Arbeit im Jupa persönlich ebenfalls weiter entwickelt haben.

Am Morgen des zweiten Tages besuchte die Gruppe den „Geschichtsspeicher Fichtebunker“. Dieser diente zunächst als Gasometer, bevor ihn die Nazis im Dritten Reich zu einem der modernsten Luftschutzbunker für Mütter und Kinder umfunktionierten. Tourführer „Gianni“ vermittelte auf spannende Weise Fachwissen zur Anlage, erzählte anschaulich von Schicksalen und von persönlichen Geschichten aus früheren Touren. Den Jugendlichen gelang ein kritischer Blick auf das damalige Zeitgeschehen, beispielsweise stellten sie Fragen zur Wirksamkeit der Anlage oder erkannten Faktoren, die weniger dem Schutz als vielmehr der Propaganda dienten. Einige der Teilnehmer äußerten nach der Tour, die bedrückende Atmosphäre im Bunker und die Vorstellung, dort selbst Schutz suchen zu müssen, würde ihnen noch lange in Erinnerung bleiben.

Am Nachmittag ging es dann zur Kochstraße, wo in direkter Nähe zum Checkpoint Charlie das Time Ride Museum liegt. Nach einer kurzen Einführung ins Zeitgeschehen des geteilten Berlins startete die Zeitreise mit einer Virtual-Reality-Brille als Audioguide. Die biografische Perspektive und die realitätsgetreue Darstellung machten den Besuch im Time Ride zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Als kleines Bonbon beendeten die Jugendlichen den Tag mit dem Besuch eines Exit-Rooms, wo sie schließlich ein interaktives Rätselspiel erwartete.

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