Theater „Sex & Crime“ dramatisch und ausdrucksstark

Schwalbach (nal). Die Vorstellung „Sex & Crime“ fand im September im Bürgerhaus statt – ausgerichtet vom Kulturkreis. Eine Art Premiere – denn es war das erste Indoor-Theater seit acht Monaten.

Schauspieler Michael Quast und Pianist Rhodri Britton verbanden Theater, Lesung und Musik. Wie der Schauspieler selbst sagt, ist der Titel etwas reißerisch formuliert, doch er erfüllt die Erwartungen: Die erste Hälfte der Vorstellung handelte von Balladen über verbotene Liebe und unglücklichem Verlangen, teils auch damit verbundener Verbrechen, die zweite Hälfte überwiegend von brutalen Verbrechen und unheimlichem Schrecken.

Michael Quast las dramatische Texte von großen Dichtern leidenschaftlich vor und schlüpfte dabei in die verschiedenen Rollen. Durch Intonation, Stimme, Mimik und Gestik wurde Spannung erzeugt. Der Schauspieler führte die Szenen aus und füllte somit die Bühne vollkommen aus. Das Publikum erlebte Freude, Wut, Glück, Zorn und viele weitere Emotionen hautnah mit. Auch für Soundeffekte, wie beispielsweise Wind und Wasser, Eulengeräusche oder Gähnen war Michael Quast zuständig. Dadurch ließ er den Figuren und Geschichten ein Leben. Michael Quast stellte Balladen von Schillers „Der Handschuh“ über „Das Wunder“ von Gustav Falke und „Das Abenteuer des Gymnasiallehrers“ von Ludwig Thoma bis Goethes „Erlkönig“ vor. Dabei durfte das Publikum viele Wilhelms und Kundigunden kennenlernen – Namen, die besonders oft in solchen Balladen vorkommen. Besonders schwierig, findet Michael Quast, ist es, bekannte Stücke vorzutragen, so zum Beispiel Goethes Erlkönig. Nachdem der Schauspieler als Schüler einen Wettbewerb gewann, indem er den Erlkönig am schnellsten vortrug, hat er ihn hier nun neu aufgesetzt. Durch Reiterbewegungen während des Lesens wurde die Ballade lebendig.

Der Pianist Rhodri Britton spielte nur manchmal untermalende Stücke von Franz Liszt und Robert Schumann zu den Balladen, doch sie hatten eine große, wundervolle Wirkung und rissen das Publikum mit in die Geschichte hinein, erwecken sie zum Leben. Sie wurden auf die Balladen abgestimmt, für die Balladen komponiert und hatten die Funktion der Lesebegleitung, weshalb die Balladen vorgelesen und nicht gesungen wurden.

Infotainment stand an dem Abend ebenfalls auf der Tagesordnung, denn Quast erzählte einige interessante Informationen, kleine Exkurse in die Vergangenheit, beispielsweise, dass Goethe die Ballade als „Urei der Poesie“ bezeichnete, oder dass er dachte, Schillers Schädel auf dem Tisch stehen zu haben. Die Zuschauer sind definitiv vergnügt und ein bisschen klüger aus der Vorstellung gegangen.



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