ORT:
Schwalbach (MS). Keine Einigung über die Zukunft der Kindertagesstätte St. Pankratius hat die interfraktionelle Arbeitsgruppe erbracht, die in den vergangenen Monaten alle Daten und Fakten zum Neubau der Kita in der Friedrich-Ebert-Straße oder zu Alternativen dazu geprüft hat. Die Stadtverordneten sind sich nach wie vor nicht über den richtigen Weg einig.
Das wurde bei zwei Ausschusssitzungen in der vergangenen Woche deutlich, in denen die Ergebnisse der Arbeitsgruppe präsentiert und beraten wurden. Der aktuelle Stand: Die SPD bevorzugt, die Kita in gemieteten Räumen auf dem Gelände der ehemaligen Firma Moos unterzubringen, die Grünen wollen am Neubau in der Friedrich-Ebert-Straße festhalten und die CDU will erst noch weitere Sachverhalte prüfen.
Damit ist unklar, ob die Stadtverordneten kurzfristig über das Schicksal der ältesten Schwalbacher Kita abstimmen werden. Allerdings drängt die Zeit. Die Betriebserlaubnis für das aktuelle Provisorium im Obergeschoss der Kita „Tausendfüßlerhaus“ läuft Ende Juni aus.
Bereits vor zwei Jahren sind die Kinder dorthin umgezogen, weil der Träger – die katholische Gemeinde Heilig Geist am Taunus – seinerzeit eigentlich davon ausging, dass es bald mit dem Neubau in der Friedrich-Ebert-Straße losgeht. Die Pläne für das Gebäude, das so gar nicht in die historische Altstadt passen will, waren zwar höchst umstritten, Stadt und Kirchengemeinde waren sich aber einig, dass Projekt trotzdem zu realisieren.
Dann verlor Schwalbach seinen wichtigsten Gewerbesteuerzahler und die Kostenschätzungen gingen immer weiter in die Höhe. Aktuell soll die neue Kita für vier Gruppen mehr als acht Millionen Euro kosten, von denen die Stadt 5,4 Millionen Euro tragen muss. Ob es bei diesen Kosten bleibt, ist allerdings völlig unklar.
Vor diesem Hintergrund hat der Magistrat empfohlen, das Projekt zu stoppen und die Kinder in anderen Einrichtungen unterzubringen, wie zum Beispiel der „Kita am Park“, die nur teilweise ausgelastet ist. Dagegen liefen die Eltern Sturm, die das Aus von Schwalbachs traditionsreichster Kita fürchten.
Mitten in die Diskussion kam dann das Angebot der Familie Moos, die Verkaufsräume des einstigen Baustoffhandels in der Burgstraße umzubauen und die Räume an die katholische Gemeinde oder die Stadt zu vermieten. Die interfraktionelle Arbeitsgruppe hat dazu nun Zahlen geliefert. 135.000 Euro würden jedes Jahr an Miete anfallen. Nach 30 Jahren hätten Stadt und Kirchengemeinde rund 4,25 Millionen Euro ausgegeben. Außerdem müsste noch das Außengelände für etwa eine halbe Million Euro hergerichtet und werden. Ferner wären fast eine Million Euro an Planungskosten für den bisher favorisierten Kita-Neubau verloren.
Mieten oder bauen?
Die SPD-Fraktion hält die Mietlösung trotzdem für die beste Idee. Es könne bei einem Neubau schließlich noch zu einer enormen Kostensteigerung kommen. Außerdem würden auch bei einem Neubau Unterhaltungskosten anfallen. Auch dass die Stadt mit einem Schlag einen Millionenzuschuss an die Kirchengemeinde zahlen müsste, behagt der SPD angesichts der angespannten Finanzlage nicht.
Ganz anders sehen das die Grünen. Sie sprechen sich trotz der hohen Kosten für einen Neubau am geplanten Standort aus. „Die kurzsichtige Vorstellung, damit Geld zu sparen, würde mittel- und langfristig nicht aufgehen, sondern sich als deutlich schlechtere Lösung erweisen“, erklärt etwa Stadtverordneter Lukas Bosina. Die Grünen führen außerdem an, dass die Betriebskosten in einem modernen Gebäude geringer seien. Unterm Strich kommen die Grünen zu dem Schluss: “Der Neubau des Kindergartens am Standort neben dem Gemeindehaus sollte unverzüglich begonnen werden. Er liegt zentral und ist langfristig auch die preisgünstigste Variante.”
Die CDU indes will sich derzeit noch auf keine der beiden Vorschläge festlegen. „Keine Entscheidung ohne Fakten“, sagt Fraktionsvorsitzende Katrin Behrens. Sie fürchtet, dass ein Neubau zu „weiteren Steuererhöhungen und Leir alle Bürgerinnen und Bürger führen wird. Wie die SPD verweisen auch die Christdemokraten auf die vielen ungenutzten Plätze in der „Kita am Park“, die ebenfalls zum größten Teil von der Stadt bezahlt worden sind. „Wir dürfen uns nicht selbst oder gegenseitig Denkverbote erteilen, sondern müssen alle Optionen abwägen“, fordert Stadtverordneter Torsten Fritz für die CDU. Er beklagt zudem, dass das Rathaus immer noch keine „belastbaren Zahlen“ hinsichtlich des künftigen Bedarfs und der Kosten geliefert habe.
Prüfantrag der CDU
Mit einem Prüfantrag will die CDU nun herausfinden, ob es noch weitere Möglichkeiten gibt, etwa die Kita St. Pankratius auf Dauer im „Tausenfüßlerhaus“ unterzubringen oder zwei Einrichtungen in dem Gebäude „Am Park“ unterzubringen.
Die Eltern der Kindergartenkinder, die bei nahezu jeder Ausschusssitzung präsent sind, sprechen sich klar für den Neubau aus und wünschen sich, dass „zum Wohle der Kinder“ bald eine Entscheidung getroffen wird. Eine ausführliche Stellungnahme des Elternbeirats lesen Sie in der nächsten Ausgabe.
Kaum neue Erkenntnisse hat die Arbeitsgruppe erbracht, die sich mit der Frage beschäftigt hat, ob die Kita St. Pankratius in der Friedrich-Ebert-Straße neu gebaut werden soll oder nicht. Seit zwei Jahren steht das alte Gebäude leer. Foto: Schlosser
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