Beim Weihnachtsmarkt-Brot will gut Ding Weile haben

Uwe Eilers und seine Mitstreiter backen wieder ihr berühmtes und beliebtes Sauerteigbrot zum Steinbacher Weihnachtsmarkt. Foto: csc

Steinbach (csc). Samstagmorgen, 9 Uhr. Auf dem Freien Platz regt sich an den Weihnachtsmarkt-Ständen noch kaum etwas. Doch im benachbarten Backhaus brennt schon Licht. Dort zerknüllt Uwe Eilers gerade ein Stück Zeitungspapier und legt es in den Steinofen. Danach schichtet er kleine Holzspäne, pyramidenfömig um es herum und zündet das Papier an. „Nein, bei den Pfadfindern war ich zwar nicht, aber bei so etwas ähnlichem“, sagt er schmunzelnd und beobachtet dabei die Flamme. In einer Stunde werden seine fünf Mitstreiter eintrudeln, und dann geht die Arbeit so richtig los. Die Männer backen Sauerteigbrot – eine Tradition die sehr viele Liebhaber in Steinbach hat. Wenn die Laibe gegen 15 Uhr aus dem Backhaus heraus verteilt werden, heißt es schnell sein. Verkauft werden sie nicht, aber gegen eine Spende abgegeben. Der Erlös geht immer an eine Steinbacher Institution oder Organisation. In diesem Jahr an das Projekt „Fairteilen“ der Sozialen Stadt. „Vielleicht gelingt es mir ja, dieses Jahr ein Brot zu ergattern. Bisher hatte ich leider kein Glück“, gesteht der ältere Herr, der zur Tür herein schaut und sich nach der genauen Verkaufszeit erkundigt. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.

„Angefangen hat alles, als die Stumm-Orgel der St.-Georgs-Gemeinde 2011 restauriert werden musste“, erinnert sich Eilers. Über 80000 Euro kostete das Projekt. Trotz Fördermitteln blieb der Gemeinde noch ein hoher Eigenanteil, der aufgebracht werden musste. „Wir haben damals einige Aktionen auf die Beine gestellt, um die Summe aufzubringen. Eine davon war das Orgel-Brot“, erinnert sich Eilers. Rolf Geyer, inzwischen über 80 Jahre alt, hat damals mit Mitgliedern des Kirchenvorstands das Orgel-Brot gebacken, dass sich als Verkaufsschlager entpuppte. „Abgesehen von den zwei Coronajahren haben wir dann jedes Jahr Brot gebacken“, berichtet Eilers, der von Anfang an dabei war. Auch heute noch geschieht das alles nach Rolf Geyers bewährtem Rezept, das nur fünf Zutaten vorsieht: Weizenmehl, Roggenmehl, Hefe, Salz und Wasser. Den Sauerteig hat Uwe Eilers bereits am Dienstagabend zu Hause angesetzt. In zwei großen Plastikschüsseln, die oben mit blau-weißem Geschirrtüchern vor Zugluft geschützt sind, hatte der Teig genug Zeit zum Gehen.

Immer wieder legt Uwe Eilers Holzscheite im Ofen nach. Gemächlich rückt die Nadel der Temperaturanzeige vor. Gegen 14 Uhr wird sie an der 300er-Marke angekommen sein, und das Backen kann beginnen. Für Ungeduldige ist das also nichts. Gut Ding will Weile haben. Inzwischen trudeln Eilers Mitstreiter ein: Jürgen Euler, Jan-Harald Riemer, Reinhard Müller, Thomas Bamberg und Jörg Möller. Der Reihe nach legen sie ihre dicken Jacken ab und die dunkelblaue Schürze mit Steinbach-Logo an. Das Holz im Ofen knistert vertraulich und wärmt die nur rund 18 Quadratmeter große Backstube schnell auf. Hier ist wahrscheinlich gerade der kuscheligste Arbeitsplatz in ganz Steinbach. Uwe Eilers kontrolliert, ob der Ofen richtig zieht und legt wieder Holz nach. „Morgen habe ich wahrscheinlich keine Haare mehr auf den Oberarmen“, scherzt er.

Nun machen sich die Herren über die 20 Kilo Sauerteigansatz her. Eineinhalb Kilo werden für das morgige Brotbacken zurückgelegt, den Rest teilen sie auf sechs Schüsseln auf, für jeden eine. Jeder mischt die weiteren Zutaten aus dem Rezept für seinen Teig unter. „Jetzt kommt der schönste Teil, das Kneten“, verspricht Eilers. „Da kann man schön seinen Frust abbauen.“ Die Asche und Glut aus dem Ofen kehrt Eilers mit einem Schieber heraus. Das Brot backt direkt auf den heißen Steinen im Ofen. Eine Stunde bleiben die 64 Brote im Ofen. Die Männer wissen sich die Zeit angemessen zu vertreiben. Uwe Eilers hat selbst geräucherten Schinken dabei, ein anderer hat ein Fläschchen Rotwein mitgebracht, Käse gibt es auf dem Weihnachtsmarkt.



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