Steinbach. Als der Magistrat vergangenen Samstag an Ort und Stelle über die Sanierungspläne in der Berliner Straße informierte, herrschte die Atmosphäre eines Straßenfestes. Es wurden Kaffee und Tee kredenzt, Softdrinks ausgeschenkt und auch die Sonne meinte es gut mit dem Projekt.
Es durfte gefrozzelt werden, denn ernst wird es erst im Sommer, wenn sich die Bagger zunächst von der Stettiner Straße aufwärts durch den Asphalt graben. So meinte einer der Zaungäste, zur „Berliner“ gehöre das Brandenburger Tor. Worauf Bauamtsleiter Alexander Müller schlagfertig reagierte: „Aber ohne Mauer.“
Auf der 700 Meter langen Piste, an der ein halbes Dutzend Wohnhochhäuser steht, hat es bis Jahresende gerumpelt und gescheppert. Die Straße musste wegen der Kreiselbaustelle acht Monate lang den Umleitungsverkehr aufnehmen, weshalb pro Tag weit mehr als 100 Lastwagen auf ihr entlang rollten und die Deckschicht vollends ruinierten. Zudem fühlten sich Anwohner durch Schnellfahrer genervt. „Das Durchbrettern muss aufhören“, gab Christel Wehner dem Amtsleiter mit auf den Weg. Es wird zwar Tempo 30 vorgeschrieben, doch ohne Einsatz des mobilen Radarmessgeräts, das demnächst zum städtischen Bauhof gehört – darüber war man sich einig – , wird die Verkehrsberuhigung nicht funktionieren.
Zusätzliche Parkplätze
Die Meinung der Anwohner hat im Rathaus durchaus Gewicht. Auf 1000 Fragebögen in zehn Sprachen konnten die Betroffenen ihre Präferenzen ankreuzen. Der Ruf nach zusätzlichen Parkplätzen war unüberhörbar. Probleme bereiten offenbar jede Menge „Kastenwagen“, die von Auslieferungsfahrern in dem Quartier abgetellt werden. Anwohner Wolfgang Boediger empfiehlt den Bau eines Parkplatzes auf dem Ackerland zwischen Grüner Weg und Bahnstraße. Alternativ könnten solche Autos auch auf den Querparkplätzen an der Industriestraße Platz finden.
Der Bauamtsleiter hatte eigentlich eine Menge angenehmer Botschaften im Gepäck. Mit dem Projekt Berliner Straße, das auch Kanalbaumaßnahmen einschließt, soll die Zahl der Bäume zunehmen, Gehwege sollen breiter angelegt werden und aufgepflasterte Passagen zum Überqueren der Fahrbahn enstehen. Auf den Plänen, die Müller und seine Helfer in Höhe des Thüringer Parks an die Stellwände gepinnt hatten, gibt es 40 zusätzliche Parkplätze. Doch dabei handelt es sich um Wunschvorstellungen, die unter dem Vorbehalt stehen, dass die Wohnungsbaugesellschaften Nassauisches Heim sowie Volks-, Bau- und Sparverein die notwendigen Flächen abgeben. Mit Baubeginn des ersten Abschnitts muss Klarheit herrschen.
Der Sektor bis zur Bahnstraße kommt im nächsten Jahr an die Reihe – die Fertigstellung zieht sich bis ins Jahr 2022. Der Zeitplan kann freilich nur gehalten werden, wenn die öffentliche Ausschreibung das kalkulierte Ergebnis bringt und die Angebote im gesteckten Rahmen bleiben. Dass damit wegen der überhitzten Baukonjunktur nicht unbedingt zu rechnen ist, hat die Stadt gerade bei der Ausschreibung des Pijnacker Wegs erfahren, dessen Gernalüberholung erst im zweiten Anlauf das eingeplante Ergebnis brachte. Zunächst sollte der Weg 50 Prozent teurer sein.
Kosten von vier Millionen Euro
Die Berliner Straße wird mit Kosten von vier Millionen Euro veranschlagt. Die Hälfte davon müssen die Anlieger tragen. Klarheit besteht darüber, dass die Beiträge von den Wohnungsbaugesellschaften nicht auf die Mieten umgelegt werden dürfen. Zur Kasse werden aber auch die Besitzer von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern gebeten. Wie hoch die Zahl der Betroffenen ist und welche Belastungen im Einzelfall entstehen, muss noch ermittelt werden.
Der statistische Wert der Fragebogenaktion hält sich in Grenzen. Nur 100 Adressaten haben geantwortet, und von denen sind 18 an einer elektrischen Ladestation vor der Haustür interessiert. In dieser Größenordnung besteht auch Interesse am Carsharing.