Wenn französische Romantiker auf Rock von Elton John treffen

Die acht jungen Musiker der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst gestalten ein abwechslungsreiches Konzert in St. Bonifatius. Foto: csc

Steinbach (csc). Wer sagt, dass Konzerte nur in großen Hallen gespielt werden können? Warum sollten klassische Stücke nur von Sängern in gesetztem Alter und in Abendgarderobe vorgetragen werden? Wieso nicht Stile bunt mischen? Beim Semesterkonzert für Groß und Klein, das acht Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst am vergangenen Sonntag in der St. Bonifatiuskirche gaben, wurden all diese Klischees großzügig umgangen. Auf diese Weise entstand ein unterhaltsamer Abend, in den das Publikum ganz ungezwungen eingebunden wurde.

Insgesamt 19 Stücke hatten Barbara Maria Hanke (Gesang und Cello), Helena Kunkel (Bass, Klavier, Gesang), Valentin Michel (Klavier, Gesang, Schlagzeug, Saxophon), Jonathan Sutphen (Klavier, Gesang, Ukulele), Carina Tichanow (Gesang, Klavier, Schlagzeug, Akkordeon) und Clara Wacker (Gesang, Percussion) gemeinsam vorbereitet. Bereits am Samstag hatten die jungen Musiker, die bereits zum dritten Mal mit einem Konzert in der Gemeinde zu Gast waren, im Kirchenraum der St. Bonifatiusgemeinde geprobt, wie Pastoralreferent Christof Reusch bei seiner Anmoderation verriet. So wie die Stile mischten sich auch die Klangfarben der Stücke. Den Anfang machte die „Elégie“ des französischen Romantikers Jules Massenet. Sopranistin Helena Kunkel versetzte ihre Zuhörer mit ihrer kraftvollen Stimme dabei gleich in Erstaunen und bekam für ihre Darbietung den ersten tosenden Applaus des Abends, auf den noch viele weitere folgen sollten. Ruhige, getragene Stücke wechselten sich ab mit heiteren. So ließ Elten Johns „Your Song“, die Füße vieler Zuhörer im Takt mitwippen, träumten sich andere beim souligen Evergreen „Sunny“ von Bobby Hebb ein paar Minuten woanders hin und ließen sich von Edith Piafs Chanson „La Foule“ an die französische Hauptstadt an der Seine entführen. Klassik wie das Rezitativ aus einer Kantate von Telemann wechselte sich ab mit neuem, wie der Eigenkomposition von Carina Tichanow, „Take Me To My Castle“. Das in einem guten Musiker irgendwo auch ein Schauspieler steckt, zeigten Barbara Maria Hanke, Helena Kunkel und Carina Tichanow, als sie begleitet von Valentin Michel am Klavier das Lied „Zieh die Schuh aus“, von Roger Cicero interpretierten, bei dem es um einen gestandenen Kerl geht, der sich von seiner Liebsten zum Hausmann degradiert fühlt. Gesten und Interaktion zum launigen Text entlockten den Besuchern immer wieder ein Schmunzeln. Beim Titel „Hit The Road Jack“ von Soul- und Blueslegende Ray Charles integrierten die jungen Künstler kurzerhand das Publikum in die Darbietung, indem die Zuhörer den Refrain mitsingen durften, was die ohnehin gute Stimmung befeuerte.

„Wir haben uns wohl überlegt, mit welchen Stücken wir den Abend gestalten wollen“, erzählt einer der Musiker, der Steinbacher Jonathan Sutphen. „Jeder hat Stücke vorgeschlagen und die ausgewogene Mischung war uns dabei ganz wichtig.“ Die Begeisterung der Studierenden für die Musik sprang schnell auf das Publikum über. „Es tut gut, endlich wieder auftreten zu können und ich glaube, der Gemeinde tut es auch gut“, so Sutphen. Als kleines Dankeschön verteile Christof Reusch zum Ende des Konzertes eine gelbe Rose an alle Mitwirkenden und das Publikum dankte für den gelungenen Auftritt mit Standing Ovations. Der Eintritt zum Konzert war zwar frei, doch am Ausgang wartete ein Spendenkörbchen auf die Gäste, die nur zu gern ihre Portemonnaie zückten, schließlich ging ein Teil des Erlöses an die Flüchtlingshilfe der Caritas, wie Reusch erklärte.



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