Gar nicht so einfach, mit dem letzten Willen

Steinbach (stw). Vererben beziehungsweise Erben ist kein bequemes Thema. Oft wird es verdrängt, schließlich setzt es voraus, dass man selbst oder ein nahe stehender Angehöriger verstorben ist. Dennoch war das Interesse groß sich zu informieren, schließlich hatten sich rund 40 Zuhörer Anfang September im Bürgerhaus versammelt, um einen Vortrag zu diesem Thema zu hören. Die „brücke“ hatte im Rahmen einer Veranstaltungsreihe alle Interessierten eingeladen, darunter auch viele Nichtmitglieder, die von der Vorsitzenden Sigrid Hilbig begrüßt wurden.

Als Referent konnte der Steinbacher Rechtsanwalt und Notar Boris Jatho gewonnen werden. Wie sich schnell im Laufe des Abends herausstellte ist „richtig erben und vererben“ gar nicht so leicht. Wichtig ist auf jeden Fall ein Testament oder eine Verfügung. Kinderlose Ehepaare glauben oft, sie brauchten kein Testament – der andere erbe ja sowieso alles. Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn es weder Verwandte des ersten oder zweiten Grades noch Großeltern gibt. Hat beispielsweise der verstorbene Ehemann einen Bruder, bildet die Ehefrau mit ihrem Schwager eine Erbengemeinschaft. Nicht selten führt dies dazu, dass sie das Haus verkaufen muss, um ihn auszubezahlen zu können.

Auch zur Vorsicht ist bei Eheverträgen geraten. Zwei Fallen können sich hier verbergen: Ausschluss güterrechtliche Ansprüche und Verzicht auf den Pflichtteil. Dann stünde ein Ehepartner beim Tod des Anderen im schlimmsten Fall ohne Versorgung da. Heiraten lohnt sich! Den langjährigen Partner zu heiraten ist nicht nur romantisch, sondern hat auch Vorteile bei einer Erbschaft. Während Unverheiratete hierbei nur einen steuerlichen Freibetrag von 20 000 Euro haben, sind es in der Ehe bereits 500 000 Euro.

Systematisch ging Boris Jatho auf die Grundlagen des Themas „Erben“ ein. Angesprochen wurden das gesetzliche Erbrecht nach Stämmen und Ordnungen, Pflichtteil, Erbschaftssteuer, Verfügungen von Todes wegen und vieles weitere mehr – untermauert und mit exemplarischen Beispielen erläutert. Es ist nicht verwunderlich, dass es bei diesem komplizierten Thema viele Fragen gab. Geduldig und kompetent ging der Rechtsanwalt und Notar auf die zahlreichen Meldungen aus der Zuhörerschaft ein.

Streit ums Erbe bringt Familien auseinander. Daher der Tipp, sich rechtzeitig um alles zu kümmern. Die knapp 40 Zuhörer waren nach dem Abend um einige Erkenntnisse reicher.

Weitere Termine der Veranstaltungsreihe sind vorgesehen, Der nächste am Donnerstag, 17. November, zum Thema „Energieeffizienz“ – durch die aktuell stark gestiegenen Energiekosten ein Thema, das alle angeht. Am Donnerstag, 23. Februar 2023, wird in Kooperation mit „MeinBrain“ das Thema „Lebensunterhalt berechnen“ angeboten. Zielgruppe sind Schulabgänger, Auszubildene und Studienanfänger, die Tipps zum Thema „Lebensunterhalt auf eigenen Beinen stehen“ suchen.



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