Gesamtbeirat hat viele Ideen und Projekte

Bei der ersten Sitzung des Gesambeirats im großen Saal des Bürgerhauses stellen die einzelnen Interessengruppen ihre Ideen und Projekte dem Auditorium vor. Bürgermeister Steffen Bonk nennt das Zusammentreffen einen „historischen Augenblick“. Foto: fk

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Der Bürgermeister sprach von einem „historischen Augenblick“ in der Stadtgeschichte. Mit diesen Worten eröffnete Steffen Bonk vergangene Woche die erste Sitzung des IG-Gesamtbeirats, in dem ein breites Spektrum der Stadtgesellschaft vertreten ist. Damit wird ein neues Kapitel der Bürgerbeteiligung aufgeschlagen. Das Gremium soll die Arbeit des Stadtparlaments nicht nur wohlwollend begleiten, sondern auch „den Finger in die Wunde legen“, wie es der Bürgermeister formulierte.

Zur konstituierenden Sitzung kamen zwei Dutzend Bürger in den großen Saal des Bürgerhauses. Dort vereinten sich die gewählten Vertreter der sechs Interessengruppen (IGs) mit den vom Stadtparlament berufenen, nicht stimmberechtigten Politikern und Funktionsträgern. Der Bürgermeister führte den Vorsitz. Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski gehört dem Gremium genauso an wie Sozialausschuss-Vorsitzende Simone Horn und Moritz Kletzka, Vorsitzender des Ausschusses Soziale Stadt. Dabei sind ebenfalls der Vereinsring, die Kirchengemeinden, das Soziale Netzwerk und der Gewerbeverein. Der Gesamtbeirat kann beliebig oft tagen, muss jedoch wenigstens einmal im Jahr zusammenkommen. Er kann Anträge verabschieden, hat jedoch im Stadtparlament weder Rede noch Initiativrecht. Er verfügt noch nicht über einen Etat.

In der Eröffnungssitzung stellten die IGs die Projekte vor, die sie in nächster Zeit verwirklichen wollen. Die Seniorenvertreter Christine Lenz und Giancarlo Cappelluti kündigten eine Befragung der rund 3000 Steinbacher über 60 Jahre an, die Aufschluss über Wünsche und Anregungen dieser Altersgruppe geben soll. Der Fragebogen liege als Entwurf bereits vor. Auf der Agenda stehen überdies eine Schulung für Angehörige von Demenzkranken, eine Gesundheitsmesse und die Ernennung eines städtischen Seniorenbeauftragten.

Die Vertreter der IG Jugend, Masami Eichhöfer und Chris Tiwa, wissen bereits, was auf dem Wunschzettel ihrer Klientel ganz oben steht: ein Jugendzentrum. Ein solches hatte es bis zum Jahr 2013 in der Eschborner Straße unter städtischer Regie gegeben. Die Anlage am „Grünen Weg“ soll mit Unterständen und Liegebänken freizeitgerecht umgebaut werden. Außerdem halten die Jugendlichen ein Gespräch mit der Polizei für notwendig, von der sie sich nicht respektvoll behandelt fühlen.

Die Abgesandten der IG Familie, Hanan Ouderni und Samira Sayed, thematisierten die Wohnungsproblematik, kündigten mehr Straßenfeste und Bemühungen zur Überwindung der Anonymität in Hochhäusern an. Für den Sommer plant die Gruppe einen Malwettbewerb zur Verschönerung der Eingänge zu den Wohntürmen in der Herzbergstraße. Attraktivere Kinderspielplätze, ein gedrucktes Magazin für Kinder und die Vermittlung von Babysittern sind weitere Punkte auf ihrer Agenda.

Traude Salzmann und Rolf Leipold sprachen für die IG Barrieren. Sie mahnten die Beseitigung von Hindernissen am S-Bahnhof an. Niveaugleiche Bahnsteige und Fahrstühle zu ebendiesen stehen genauso im Forderungskatalog wie die optische Trennung von Fahrbahn und Gehweg in der Untergasse. Die IG-Vertreter sprachen auch Barrieren im Kopf an, die eine Verständigung zwischen Menschen mit und ohne Handicap erschwerten. Die IG Kulturelle Vielfalt schickt Hayat Merzak und Sareia Sayed in den Beirat. Die Frauen wünschen sich städtische Broschüren in verschiedenen Sprachen. Sie halten den Ausbau von Sprachkursen für wichtig und wollen die Hausaufgabenhilfe ausbauen. Generell schwebt ihnen ein Austausch der Kulturen vor, ein Kennenlernen der Religionsgemeinschaften beispielsweise. Dafür sollen die sozialen Netzwerke aktiviert werden.

Caroline Bechthold und Sebastian Kitzinger repräsentieren die IG Nachhaltigkeit. Deren großes Ziel ist eine klimaneutrale Stadt, zu der Naturräume gehören, in denen sich Pflanzen und Tiere entfalten können. Die Kleinstadt Bad Berleburg habe 2019 mit einem solchen Projekt den Nachhaltigkeitspreis gewonnen und ein nachahmenswertes Beispiel gegeben. Außerdem regten sie eine Sammelbox für alte Handys an einem zentralen Ort an.



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