Geschicke der Gemeinde über 40 Jahre lang mit gelenkt

42 Jahre erfolgreiche Arbeit im Kirchenvorstand liegen nun hinter Rolf Geyer.Foto: HB

Steinbach (HB). Für den Kirchenvorstand von St. Georg war es der Beginn einer neuen Ära. Als die zehn Frauen und Männer des im Juni gewählten Kirchenvorstandes dieser Tage von Seelsorgern Tanja Sacher und Herbert Lüdtke Gottes Segen anempfohlen wurden, fehlte mit Rolf Geyer der Mann, der 42 Jahre die Geschicke der Gemeinde beeinflusste. Der 84-Jährige hat nicht mehr kandidiert – jetzt sollen sich die Jüngeren bewähren. Doch als Kollektenrechner macht er bis zum Jahresende weiter. Mit Rat und Tat steht er dem Gremium, das Heinrich Schlomann als Vorsteher bestätigt hat, jederzeit zur Verfügung.

In mehr als vier Jahrzehnten ist viel passiert. Wenn man den Bauausschuss dazu zählt, dann hat Geyer zum Wohl der Gemeinde an mehr als 500 Sitzungen teilgenommen. Die Liason begann 1978, als Pfarrer Jürgen Ackermann den Bankkaufmann als Verwalter der Kollekte einsetzte. Ein Jahr später wurde er in den Kirchenvorstand gewählt und siebenmal im Amt bestätigt. Für die treuen Dienste hat ihn die Landeskirche mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet, genauso wie die Vorstandsveteranen Gerhard Schmidt und Jürgen Schweitzer.

Geld ist sein Metier, schließlich war er 25 Jahre lang Filialleiter der Frankfurter Sparkasse im Westend. Heute verwaltet er im Vorstand des gemeinnützigen Vereins „Luftfahrt ohne Grenzen“ die Spendengelder. In der Gemeinde setzte er sich für eine zeitgemäße Infrastruktur ein. Als man sich einig war, das Gemeindehaus in der Untergasse benötige ein kommunikatives Entree, stand er mit einer Delegation beim Kirchenpräsidenten in Darmstadt auf der Matte und boxte das Projekt durch. Mittlerweile ist das Foyer ein beliebter Ort der Begegnung. Auch im Kirchenvorstand herrscht ein freundlicher Umgangston, gepaart mit Respekt und Anteilnahme, die ihren Ausdruck in einer Umarmung findet, sagt Geyer.

Er hat sich für den Bau einer Toilette an der Kirche und für eine Rampe von der Kirchgasse zum Holzportal des Gotteshauses eingesetzt, dessen Anfänge in das 13. Jahrhundert zurückreichen. Geyer war dabei, wenn Gelder generiert und Spendenbereitschaft geweckt werden musste, um beispielsweise die kostbare Stumm-Orgel zu reparieren. Er hätte sich gefreut, wenn das geplante Wohnprojekts noch während seines Mandats bezogen worden wäre.

Ein gläubiger Christ wie Rolf Geyer leidet darunter, dass die Gemeinde immer kleiner wird. Doch man habe bei jungen Leuten, Familien, deren Nachwuchs den evangelischen Kindergarten besucht, erfolgreich geworben und den Abwärtstrend wenigstens verlangsamt. Geyer hat Pfarrer wie Wolfgang Credner und Werner Böck erlebt. Herbert Lüdtke ist seit 24 Jahren sein Begleiter und er hat daran mitgewirkt, eine Seelsorgerin wie Tanja Sacher in die Gemeinde zu holen.

Mit der katholischen St. Bonifatius-Gemeinde begegnet man sich im Ökumeneausschuss auf Augenhöhe. Die gute Nachbarschaft unter Christenmenschen erfüllt Geyer mit großer Zufriedenheit. Er wird es den Glaubensbrüdern immer hoch anrechnen, dass sie einstmals ihre große Kirche für die Konfirmation geöffnet haben.

Mit der Pandemie musste Geyer auf seine alten Tage lernen, die Gottesdienste in der Gemeinde auf andere Füße zu stellen, beispielsweise in „Gottes Natur“ zu etablieren. Auch Jesus Christus hat die Bergpredigt nicht im Tempel, sonder unter freiem Himmel gehalten. Aus der Not sind so erfolgreiche Formate entstanden. Rolf Geyer war beim Waldgottesdienst und beim Erntedank auf dem Jägerhof dabei. Anfang Oktober ist es wieder so weit und er wird erneut seine schützende Hand über die Kollekte halten.



X