Es gibt keine unlösbaren Aufgaben

Doris Schellbach (l.) und ihr Team von der Fahrradwerkstatt sind wieder im Einsatz und reparieren kleinere und größere Maläste der Räder. Foto: HB

Steinbach (HB). Für Radfahrer sind die harten Zeiten vorbei. Vergangenen Freitag öffnete die Fahrradwerkstatt neben dem Büro der Sozialen Stadt zum ersten Mal in diesem Jahr. Noch immer herrschten Masken- und Regis- trierungspflicht, aber es wurde endlich wieder geschraubt, Strippen gezogen und die Fußpumpe war im Dauereinsatz.

Wenn die spitzen Zeltdächer in Blau und Gelb auftauchen, dann weiß man, es ist freitags 17 Uhr und zwei Stunden lang werden Räder in Schuss gebracht. In diesem Umfeld agiert Doris Schellbach, die man getrost als guten Geist aller Steinbacher Pedaltreter bezeichnen kann. Innerhalb von drei Jahren hat sie ein kompetentes Team aufgebaut, zu dem Helmut, der Elektroingenieur und Abdul, der Mechatroniker, Flüchtling aus Syrien, gehören. Die gelernte Erzieherin hat die handwerklichen Fähigkeiten in einer KfZ-Lehre bei der Frankfurter Berufsfeuerwehr gelernt.

Im nächsten Monat wird sie 80 Jahre alt, mittlerweile ist es ein Vierteljahrhundert her, dass sie eine Selbsthilfe-Werkstatt für Radler gründete. Später rüstete sie ihr Wohnmobil in eine Werkbank um, stationierte es in Sichtweite ihrer Wohnung an der Ecke Hessenring/Stettiner Straße und bot dort 12 Jahre unter dem Namen „Rad und Tat“ einen gerne nachgefragten Reparaturservice an. Danach sollte eigentlich Schluss sein, doch als 2018 auf Initiative der Flüchtlingshilfe die Fahrradwerkstatt entstand, übernahm sie doch die Regie. Zum Saisonstart war der Betrieb in der Untergasse überschaubar. Ein Platten am Hinterrad war zu flicken, eine Handbremse zu reparieren. Eine Frau kam vorbei, um sich über das Angebot zu informieren. Man sei in der Lage, alle Aufträge zu erledigen, egal ob Kettenglieder austauschen oder Zahnkränze zu ersetzen, oder gar ein Gabelbruch zu beheben sei, meint Doris Schellbach. Sie führt an ihr „Geheimfach“ im Kellerdepot, in dem Spezialwerkzeuge für knifflige Fälle aufbewahrt werden. Wenn gar nichts mehr geht, können sich Kunden im Fahrradlager in der Kirchgasse bedienen, diese Zweiräder wurden gespendet.

Die Werkstatt profitiert von der Kooperation mit „City Fahrrad“ in Oberursel, dessen Eigentümer Ersatzteile mit einem Rabatt von 25 Prozent beschafft. Der Service wird ehrenamtlich geleistet und ist kostenlos. Ursprünglich war er für Flüchtlinge gedacht, , doch mittlerweile nehmen ihn auch Einheimische in Anspruch, die der stillschweigenden Bitte um eine Spende bereitwillig nachkommen. Wie man hört, ist die Fahrradwerkstatt solide finanziert und trägt sich selbst.



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