Grüngüteltier begrüßt fitte Marathon-Läuferinnen

Müde, aber glücklich nach der Marathonstrecke: Sigrid Hilbig (links) und Pia Sauerwald mit dem Grüngürteltier auf der Niddabrücke in Bonames. Foto: HB

Steinbach (HB). Unterwegs fragte jemand, ob die beiden Läuferinnen geradewegs aus Göteborg kämen. Der Mann hatte sich an den Startnummern orientiert, mit denen Sigrid Hilbig und Pia Sauerwald am Sonntag in der westschwedischen Metropole den Marathon zum 400. Stadtgeburtstag laufen wollten. Doch der fiel Corona zum Opfer. Damit die Trainings-Schinderei, die 15000 Kilometer lange Vorbereitungsstrecke, nicht umsonst war, haben die beiden Frauen ihren ganz persönlichen Marathon veranstaltet. Wegen des Radrennens ging es schon am Samstag auf den Kurs entlang der Nidda. Und sie haben durchgehalten.

Die Nebel wallten im Frankfurter Niddatal, das Grüngürteltier lugte von seinem Brückenplatz neugierig herüber und im heimischen Steinbach standen die Brötchenholer in der Schlange vor ihrem Lieblingsbäcker. Um diese Zeit drückten die Langläuferinnen, es war 8.34 Uhr, die Stoppuhr und starteten zur ersten Etappe bis zum Vilbeler Freibad. In Göteborg wurden 14 Grad gemessen, in Frankfurt kletterte die Temperatur im Tagesverlauf auf 22 Grad. Deshalb musste am Kiosk im Rödelheimer Solmspark zweimal ordentlich Wasser gefasst werden. Vier Liter liefen durch die Kehlen, dazu wurde im Stundentakt ein Powergel geschluckt – 1300 Kalorien po Riegel. Unterwegs galt es Ablenkungsstrategien zu entwickeln. Deshalb bekamen Eichhörnchen Namen, wurde Schwänen ein fröhliches „Guten Morgen“ zugerufen.

Am Wendepunkt, an der Niddamündung in Höchst, wussten die beiden, wir schaffen das. Man begrüßte Teilnehmer aus früheren Laufkursen nunmehr mit einem siegesgewissen Lächeln, freute sich über eine Freundin aus Bad Homburg, die fleißig auf den Auslöser ihrer Kamera drückte. Unterstützer aus Steinbach waren aber weit und breit nicht zu sehen. Das hinderte die beiden Frauen nicht daran ziemlich pünktlich, nämlich gegen 15 Uhr, das Ziel auf dem Bonameser Flugplatz zu erreichen. Zwar brannten die Fußsohlen, doch Krämpfe plagten die Läuferinnen nicht. Sie waren ihrer Taktik – fünf Minuten laufen und eine Minute gehen – treu geblieben. Am Ziel gönnten sie sich einen Kaffee samt Brezel und sehnten sich nach einem Entspannungsbad.

Von der Formel nach dem Marathon ist vor dem Marathon wollten sie zunächst einmal nichts wissen. Gut möglich, dass im kommenden Jahr wirklich wandern durch die Alpen angesagt ist. Doch wenn Göteborg seinen Marathon nachholt, werden die Karten neu gemischt. Ganz bestimmt.



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