Für die Steinbacher Woche des Hochtaunus Verlages hat Jürgen Streicher ein Interview zur Bürgermeisterwahl mit dem amtierenden Bürgermeister Steffen Bonk geführt.
Hemdsärmelig lächelnd sieht man Sie auf Wahlplakaten. Einer, der jederzeit bereit ist für einen Schwatz?
Steffen Bonk: Ja, ich bin gern unter Menschen und stehe für Fragen und Antworten immer zur Verfügung.
Steffen Bonk, ein Mann des Volkes?
Steffen Bonk: Nach meinem Amtsverständnis muss ein Bürgermeister nahbar, also nah an der Bevölkerung sein.
Die innerparteiliche Werbung für Sie läuft gut, Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes hat jüngst gesagt, sie hätten Steinbach zu einer „Vorzeigestadt gemacht, wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell.“ Würden Sie das unterschreiben?
Steffen Bonk: Die Worte haben mich sehr gefreut. Unsere Stadt hat sich positiv entwickelt, und das wird auch von außen wahrgenommen. Der Erfolg hat aber viele Väter und ist nie die Leistung eines Einzelnen. Das Lob gilt daher der Stadtverwaltung, den städtischen Gremien sowie den Ehrenamtlichen in den Vereinen, Kirchengemeinden, Institutionen und allen Aktiven der Sozialen Stadt.
Wo ist Steinbach Vorzeigestadt?
Steffen Bonk: In der Kulturarbeit, zum Beispiel dem „Open Air“, das ist beachtlich. Mit kleinem Budget gelingt es uns Jahr für Jahr, rund 30 Veranstaltungen im Sommer anzubieten. Das Land Hessen hat uns als gutes Beispiel für den Städtebau ausgewählt. Bei der Digitalisierung der Verwaltung sind wir gut dabei, und eine Vorreiterrolle haben wir sicherlich auch beim Thema Schutz vor Starkregen, das aufgrund des Klimawandels extrem an Bedeutung gewonnen hat.
Welche Grundlagen wurden in Ihrer Amtszeit geschaffen?
Steffen Bonk: Hier sind zwei der größten städtebaulichen Projekte in der Steinbacher Geschichte zu nennen: die neue Kita im Süden sowie das neue Feuerwehrhaus. Beide Projekte sind auf dem Gleis und werden in den kommenden Jahren umgesetzt. Die Investitionen belaufen sich auf rund 17 Millionen Euro.
Und sonst?
Steffen Bonk: Das neue Gewerbegebiet „Im Gründchen“ hat sich gut entwickelt und wird uns langfristig finanziell absichern. Eine gute Grundlage für eine echte Bürgerbeteiligung stellen die Interessengemeinschaften der Sozialen Stadt dar. Hier haben die Menschen Gelegenheit, sich aktiv in verschiedene Themen einzubringen.
Was würden Sie als Ihren größten Erfolg im Amt als Bürgermeister hervorheben?
Steffen Bonk: Was ich im Wahlprogramm 2019 versprochen habe, ist angestoßen oder umgesetzt. Ich habe nichts versprochen, was ich nicht halten kann.
Wo haben Sie Fehler gemacht?
Steffen Bonk: Die ein oder andere Maßnahme zur Pandemie, zum Beispiel das Schließen der Spielplätze, würde ich mit dem Wissen von heute so nicht mehr anordnen. Ein anderes Beispiel ist die Idee der Öffnung des Steinbachs. Hier habe ich die Sorgen der Anwohner unterschätzt. Heute würde ich zunächst das Gespräch mit den Betroffenen suchen.
„Das Beste für Steinbach erreichen.“ So haben Sie einst Ihre Motivation definiert. Was ist das Beste für Steinbach?
Steffen Bonk: Das Beste für Steinbach ist alles, was den Menschen der Stadt dient und diese lebens- und liebenswerter macht. Politik darf sich nicht um sich selbst drehen. Unser Ansporn sollten die rund 11 000 Menschen sein, die in unserer Stadt leben.
Sind sie sich da immer einig?
Steffen Bonk: Wir haben in Steinbach ein sehr gutes politisches Klima. Auch wenn wir in Sachfragen gelegentlich auseinander liegen, jeder will das Beste für die Stadt erreichen. Aber es braucht auch einen Bürgermeister, der vorangeht und Ziele bestimmt. In meiner Wahrnehmung ist dies auch die Erwartung, die die Bürger mit dem Amt verbinden.
Also eine große Koalition im Sinne der Stadtentwicklung, in der alle gleichwertig mitspielen?
Steffen Bonk: Unser Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski hat festgestellt, dass 90 Prozent aller Beschlüsse einstimmig gefasst wurden. Ich denke, dass diese Zahl alles sagt.
Die gleichzeitige Wahl von Bundestag und Bürgermeister könnte für eine hohe Wahlbeteiligung sorgen. Bei Ihrer ersten Wahl lag die Quote im zweiten Wahlgang bei knapp 50 Prozent. Was erhoffen Sie für den 23. Februar?
Steffen Bonk: Ich hoffe, nicht zuletzt aufgrund der Bundestagswahl, auf eine gute Wahlbeteiligung. Es geht in den kommenden Jahren um wichtige Weichenstellungen für unser Land. Persönlich hoffe ich auf ein gutes Ergebnis, welches die Arbeit der vergangenen sechs Jahre würdigt und das Vertrauen für die kommenden Jahre zum Ausdruck bringt.
Sie brennen auf die Wiederwahl, sagen Sie. Welche sind die dringendsten Projekte, die Ihnen am meisten unter den Nägeln brennen?
Steffen Bonk: Die Projekte sind ganz klar der Neubau der Kita im Süden sowie der Neubau des Feuerwehrhauses. Wir müssen aber auch Weichen für die Zukunft stellen, konkret meine ich damit den Umbau von Straßen, Wegen und Plätzen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Außerdem wünsche ich mir mehr Orte für Jugendliche und die bedarfsgerechte Versorgung mit Betreuungsplätzen.
Wann wird das neue Feuerwehrhaus fertig?
Steffen Bonk: Ziel ist es, den Bauantrag in der zweiten Jahreshälfte einzureichen, ein Umzug ist nach Rücksprache mit den Planern Ende 2027 realistisch. Vorausgesetzt, dass wir nicht scheibchenweise bauen.
Die Preise am Bau sind exorbitant gestiegen, es geht um mindestens 6,5 Millionen Euro. Reichen die knappen Finanzen dafür?
Steffen Bonk: Die Mittel sind knapp, und für Kostensteigerungen haben wir keine Puffer. Im genannten Rahmen werden wir dieses Projekt aber stemmen.
Um mindestens doppelt so viel geht es bei dem Konzept für die Um- und Neugestaltung der alten Dorfmitte rund um den „Freien Platz“ und die alte Dorfkirche trotz des Förderprogramms „Lebendige Zentren“.
Steffen Bonk: In der Dorfmitte werden wir dieses Jahr einen großen Schritt nach vorne machen. Das Konzept zur Gestaltung der Straßen und Plätze im Quartier ist vom Parlament verabschiedet worden, wir können in die konkrete Planung einsteigen. Das Projekt ist eine Riesenchance für Steinbach, diese will ich der Stadt nicht entgehen lassen.
Das für Vereine wichtige Sportzentrum plus Altkönighalle wird – zukunftsfähig gestaltet - an die 20 Millionen Euro kosten. Sie selbst haben von einer „Herkulesaufgabe“ gesprochen. Wie realistisch ist die Verwirklichung?
Steffen Bonk: Auch wenn es für weniger als 20 Millionen zu haben ist, bleibt das Projekt eine Herkulesaufgabe, die niemand von uns in dieser Dimension auf dem Schirm hatte. Mein Ziel ist es, dem Stadtparlament bis Mitte des Jahres ein Papier vorzulegen, mit dem wir weiter planen können.
Sie setzen auf Zusammenarbeit mit anderen Kommunen. Wo sehen Sie da Chancen?
Steffen Bonk: Projekte interkommunaler Zusammenarbeit haben geholfen, Kosten zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit im Service zu erhöhen. Ich sehe darin eine Chance.
Nehmen wir das Thema Sauberkeit und Sicherheit. Der Bahnhof in der „Zwischenwelt“ ist ein Problembereich. Welche Möglichkeiten sehen Sie da?
Steffen Bonk: Da sind unsere Möglichkeiten leider begrenzt, nicht nur finanziell. Die gute Nachricht ist, dass der Bahnhof bis spätestens 2028 barrierefrei ausgebaut werden soll. Ich hätte mir zwar deutlich mehr gewünscht als das, was die Bahn liefert, verstehe aber auch deren wirtschaftliche Zwänge. Beim Thema Sicherheit wünsche ich mir kurz und knapp eine Videoschutzanlage. Da sind wir mit der Landespolizei und der Deutschen Bahn (DB) im Austausch. Von allen Seiten ist der Wille da, wenn das Thema Datenschutz zur Sprache kommt, verfliegt die Euphorie etwas. Aber bitte, unser Bahnhof ist weder ein sozialer noch ein krimineller Brennpunkt.
„Junge Stadt der offenen Herzen“, so hat Steinbach stets offensiv für sich geworben. Ist das noch so?
Steffen Bonk: Ja, der Claim trifft immer noch zu. Wir sind statistisch gesehen eine junge Stadt. Viele Familien ziehen hierher, da sie die Nähe zur Großstadt und die Vorteile einer Kleinstadt schätzen. Für Kinder und Jugendliche haben wir in den vergangenen sechs Jahren viel getan. Die Freizeitfläche am Grünen Weg, die sanierten Spielplätze in der Obergasse, der Königsteiner und der Frankfurter Straße sind hier zu nennen. Aber für Jugendliche kann sicherlich noch mehr getan werden. Der Jugendraum, den uns die evangelische Kirche zur Verfügung stellt, ist begrenzt, eine weitere Freizeitfläche ist wünschenswert. Es ist mir ein persönliches Anliegen, gemeinsam mit den Jugendlichen die Jugendarbeit auszubauen.
Ist die Stadt fit für die Zukunft?
Steffen Bonk: Ja, ich sehe die Stadt gut aufgestellt.
Und Sie sind der richtige Mann, sie auf Kurs zu halten?
Steffen Bonk: Wenn ich es anders sehen würde, hätte ich nicht meine Bereitschaft zu einer erneuten Kandidatur erklärt. Mir macht mein Amt jeden Tag Freude, mein Ziel ist es, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.