Wenn Häkelhasen über den Wochenmarkt hoppeln

Quartiersmanagerin Bärbel Andresen, Judith Ballwieser, Vera Lons und Christa Radde (von links nach rechts) präsentieren Stolz, was der Kreativ-Treff in den vergangenen Wochen liebevoll hergestellt hat. Foto: csc

Steinbach (csc). Die Sonne lässt sich mal wieder blicken an diesem Freitagnachmittag. Die Tür des Stadtteilbüros steht weit offen. Nach draußen dringt das monotone Geratter einer Nähmaschine, das ab und zu von lautem Gelächter übertönt wird. Drinnen sitzt Judith Ballwieser und lässt die Nadel durch einen mit roten Äpfeln bedruckten Stoff sausen. Ein gelbes Maßband hängt ihr dabei wie eine Stola um die Schultern. Dass sie gern näht sieht man nicht nur daran, dass sie dabei lächelt, es geht ihr auch flink von der Hand.Während sie mit Quartiersmanagerin Bärbel Andresen und ihren Mitstreiterinnen Vera Lons und Christa Radde vom Kreativ-Treff plaudert, entsteht aus dem Stück Stoff eine Tasche. Nicht eine gewöhnliche Einkaufstasche. Hier hat jedes Ding einen gewissen Pfiff. Diese Tasche hat einen rechteckigen Boden und öffnet sich mittig zu beiden Seiten. „So kann man eine Springform darin transportieren“, klärt Judith Ballwieser das Geheimnis dieses besonderen Designs auf. Wie kommen die Frauen auf solch raffinierte Ideen? „Dr. Google macht`s möglich“, sagt Judith Ballwieser keck. Vera Lons nickt. Auch sie stöbert gern im Internet nach Anregungen. Das Steckenpferd von Vera Lons ist das Häkeln. Ein lila Hase mit Bommelschwanz ist zum Beispiel unter ihren Händen entstanden. Ebenso ein Brillenetui und ein Utensilo. Die Liste ließe sich natürlich beliebig verlängern. „Eine Nachbarin hat mich kürzlich gefragt, ob ich nicht ihr Fallrohr auf dem Balkon verschönern könnte“, erzählt sie. Natürlich kann Frau Lons. 1,60 Meter geradeaus nach unten häkeln oder stricken, das ist nun wirklich kein Problem. Während Judith Ballwieser nahezu von Beginn des Projektes im Jahr 2016 dabei ist, bereichert Vera Lons seit einem Vierteljahr den sechs Personen zählenden Kreativ-Treff. „Die Atmosphäre hier hat mir gleich gut gefallen“, erinnert sie sich an die erste Begegnung. „Der Gründungsgedanke war damals, Wege zu finden, wie sich Menschen begegnen können“, erklärt Bärbel Andresen. „Das Medium des Kreativ-Treff sind Stoffe, Garne und das handwerkliche Tun.“

Ebenfalls spannend an dem Projekt ist, dass all die Dinge, die hier hergestellt werden, aus gespendeten Materialien entstehen. Woll- und Stoffreste, für die andere keine Verwendung mehr haben, bekommen hier ein zweites Leben geschenkt. „Wir kaufen nur selten etwas dazu“, bestätigt Judith Ballwieser. „In der Anfangszeit hieß die Gruppe noch Nähwerkstatt, doch wir haben uns umbenannt, weil nicht jeder nähen kann und mag“, so Vera Lons. Dennoch habe sie sich einiges von Judith Ballwieser abschauen können. „Ich bekomme zumindest eine gerade Naht hin“, sagt sie schmunzelnd. Jeder bringt seine Talente ein. „Wenn es darum geht Knöpfe anzunähen, dann muss ich herhalten“, scherzt Christa Radde. Und schöne Bommeln herstellen kann sie auch. Viel Schönes ist so entstanden. Kleine Täschchen für Tempotaschentücher, gehäkelte Hasenstecker, Einkaufsnetze, verzierte Osterkörbchen. All das und noch mehr kann man bewundern, wenn der Kreativ-Treff sich und seine Arbeit vorstellt.

Zum ersten Mal wird die Gruppe am Samstag, 2. April, mit einem Stand auf dem Wochenmarkt präsent sein. Von 8 bis 12 Uhr kann man mit den Damen dort ins Gespräch kommen und gegen eine Spende finden die Springform-Tragetasche und all die anderen schönen Dinge neue Besitzer.



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