Klares Zeichen gegen Krieg und Rassismus

Kai Hilbig, Moritz Kletzka, Jürgen Galinski und Steffen Bonk (v. l.) legen am Ehrenmal zum Gedenken der Opfer der Kriege und des Naziterrors Kränze nieder. Foto: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Die Spitzen der Stadtgesellschaft waren gekommen, es wurde musiziert und gesungen. Der Bürgermeister und die Seelsorger der christlichen Gemeinden traten ans Rednerpult. Ein würdiger Rahmen prägte die Gedenkstunde zum Volkstrauertag am Sonntag auf dem Friedhof. Im Schatten der Soldatengräber wurde der Wunsch nach Frieden zur zentralen Botschaft.

Der Volkstrauertag wurde 1925 in der Weimarer Republik zum ersten Male begangen. Zehn Jahre danach machte Hitler daraus den „Heldengedenktag.“ Opfer seines totalen Kriegs, der rund 60 Millionen Menschenleben forderte, liegen am Praunheimer Weg in einem separaten Teil des Friedhofs. Vor dem Gedenkstein mit den Namen der gefallenen Bürger dieser Stadt, neben der Feuerschale und der Stele, auf der an die Toten des „Naziterrors“ erinnert wird, haben Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski, Bürgermeister Steffen Bonk sowie die Vereinsring-Vorstände Kai Hilbig und Moritz Kletzka Kränze hinterlegt.

Eine Stunde zuvor eröffneten Ellen Breitsprecher und Tochter Natalie Sick mit Klavier und Cello mit Lisznyay Szabó Gábors „Autumn“ das Programm in der Trauerhalle, in der etliche Plätze leer blieben, obwohl der Bürgermeister alle Vereine um Präsenz gebeten hatte. Der gemischte Chor des Gesangvereins „Frohsinn“ sang draußen vor der Tür „Meine Seele ist Stille in Dir“, danach verließ Steffen Bonk seinen Platz in der erster Reihe, um am Rednerpult die Frage zu stellen, ob eine kollektive Trauer überhaupt möglich sei. Trauern sei auch Privatsache. Der Bürgermeister forderte entschlossenes Handeln gegen innere und äußere Feinde, „denn Frieden und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeit.“ Der beste Schutz sei, Menschen zusammenzubringen und vor allem den Dialog mit Andersdenkenden zu suchen. Der Volkstrauertag sei notwendig, doch er bedürfe eines kulturellen Rahmens

Die Stadt hat ihn gesetzt und zum ersten Mal seit langer Zeit wieder „geistliche Beiträge“ ins Programm genommen. Der erste kam von Herbert Lüdtke, dem Pfarrer der evangelischen St.-Georgs-Gemeinde. Der Seelsorger zitierte Jesus aus der Bergpredigt mit dem Satz: „Liebet Eure Feinde.“ Krieg sei dem Herrgott ein Gräuel, doch die Menschen würden Frieden nicht hinbekommen und diesen Gott überlassen. Ohne den „Friedensgeist“ von oben werde es keine befriedete Welt geben. Christoph Reusch, Pastoralreferent der katholischen Gemeinde St. Bonifatius, erinnerte an den Propheten Micha, der bereits vor 2500 Jahren „Schwerter zu Pflugscharen“ gemacht habe, einen Begriff, den die Friedensbewegung in der DDR als Losung übernommen habe. „Diese Vision hat sich bis heute nicht erfüllt,“ beklagte Reusch, meinte aber, es sei für die Menschheit noch nicht zu spät für eine waffenlose Welt.

Das letzte Wort hatte der erste Bürger der Stadt, Jürgen Galinski. Er nannte die Veranstaltung ein „klares Zeichen, gegen Krieg und Gewalt.“ Aber auch gegen „Rassismus und Antisemitismus.“

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