Koalition landet Wohnungsbaucoup

Steinbach (HB). Auf dem Gelände sind Bäume und Buschwerk üppig gewachsen. Doch in naher Zukunft wird dieser Streifen des Taubenzehnten gerodet und die Natur platt gemacht, damit um die 60 Wohnungen entstehen können, von denen ein Drittel im bezahlbaren Segment vermietet werden soll. Es handelt sich um ein gelb-rotes Gemeinschaftsprojekt, das am Montag im Stadtparlament auf den Weg gebracht wurde.

Man kann durchaus von einem kommunalpolitischen Coup sprechen. Nach dem gescheiterten Versuch, im Baugebiet Cronberger Weg einen wohnungspolitischen Akzent zu setzen, war dies ein Tabuthema. Die Stadt, so der Eindruck, wird ungebremst mit sündhaft teuren Eigentumswohnungen zugebaut. Doch jetzt hält die Koalition dagegen. Im allerletzten Bauabschnitt auf dem Taubenzehnten II reserviert sie ein 5300 Quadratmeter großes Grundstück für „55 bis 60 Wohnungen“, so Erster Stadtrat Lars Knobloch (FDP) bei einem Lokaltermin mit dem Koalitionspartner SPD und rund 30 Bürgern. Im Bebauungsplan soll festgeschrieben werden, dass ein Drittel davon zur Kategorie „bezahlbar“ gehören muss und nach heutigem Kalkül zwischen elf und 13 Euro pro Quadratmeter kosten wird. SPD-Stadtverordneter Moritz Kletzka schätzt, das Projekt werde nicht vor 2025 fertig sein und das Preisniveau bis dahin womöglich auf 14 Euro steigen.

Der Bauplatz grenzt an die Landstraße nach Eschborn und liegt zwischen dem Quartier am Taubenzehnten I und dem Erschließungsweg zum Fohlenhof. Das Projekt wird europaweit ausgeschrieben und soll architektonisch anspruchsvoll errichtet werden. Schließlich sei es in dieser exponierten Lage die Visitenkarte der Stadt, betonte Moritz Kletzka. Es werde sich an der Nachbarschaft der Steinbach-Terrassen orientieren, die mit vier Stockwerken plus Staffelgeschoss ihre endültige Höhe erreicht haben, erläuterte Knobloch. Der neue Komplex werde mit einiger Sicherheit eine große Zahl von Eigentumswohnungen beinhalten, deren Verkauf den bezahlbaren Wohnraum finanzieren soll. Das Neubauquartier werde über den Elisabethenweg erschlossen.

Das insgesamt 18 300 Quadratmeter große Baugebiet am westlichen Stadtrand gehört der Stadt. Zu ihm gehören zwölf Parzellen, die meistbietend für den Bau von Eigenheimen versteigert werden. Auf diesem Weg verschafft sich die Kommune das Geld, um ihren Anteil an den Infrastrukturmaßnahmen der Sozialen Stadt zu finanzieren. Der Eigenateil beläuft sich auf sieben Millionen Euro.

Mit Spannung wurde am Montagabend im Parlament die Reaktion der CDU erwartet, deren Fraktionschef Holger Heil beim Lokaltermin der Koalition am Samstag aufmerksam zugehört hatte. Der Christdemokrat verwies auf eine Erklärung seiner Fraktion vom April 2019, wonach die Schaffung bezahlbaren Wohnraums dringend geboten sei. Den Antrag der Koalition bezeichnete er als „grundsätzlich nicht schlecht,“ schlug aber vor, darüber im Fachausschuss zu debattieren. Damit stieß er jedoch auf Ablehnung. Schließlich stimmte die Union dem Antrag zu. Jetzt wird der Magistrat ein Wohnungsbaukonzept für das Grundstück entwickeln und in einem europaweiten Ausschreibungsverfahrens einen Investor suchen.



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