Ein Licht der Hoffnung, gegen den Schmerz

Pfarrerin Tanja Sacher (rechts) und ihr Kollege, Pfarrer Herbert Lüdtke von der St.-Georgs-Gemeinde, haben die Steinbacher zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestags des Kriegs in der Ukraine auf den Freien Platz geladen. Foto: ne

Von Nele Cramer von Laue

Steinbach. Russlands Einmarsch in die Ukraine war ein Schock für viele von uns, für ganz Europa. Seit dem 24. Februar 2022 tobt dort nun schon der Angriffskrieg. Kein schöner Jahrestag, und dennoch wollte die evangelische St.-Georgs-Gemeinde dieses Datum nicht einfach vorbeiziehen lassen und organisierte am Freitagabend eine Gedenkveranstaltung unter dem Titel „Licht. Musik und Stille“.

Trotz des Regens hatten sich etwa 100 Steinbacher zu einer Menge auf dem Freien Platz zusammengefunden. Groß und Klein, Jung und Alt, es war eine bunt gemischte Gruppe. Manche hatten sich die ukrainische Flagge um den Körper gewickelt, um ihre Solidarität mit den Opfern des Krieges auch optisch deutlich zu machen, mitgebrachte Teelichter sorgten unter den Versammelten für eine Stimmung von Gemeinschaft und Geborgenheit. Sie alle lauschten aufmerksam Pfarrerin Tanja Sacher von der St.-Georgs-Gemeinde, die die Begegnung unter dem Titel „Licht, Musik und Stille“ zum ersten Jahrestag des Krieges in der Ukraine mit eigenen Erinnerungen an diesen Tag begann. „Ich wurde geweckt mit den Worten ‚Mama, der Putin hat Krieg angefangen‘“, erzählte Tanja Sacher mit Blick auf ihre beiden Söhne. „Und da ist mir schlecht geworden“.

Mit gesenkten Köpfen erinnerten sich die Menschen, was auch sie an diesem 24. Februar vergangenen Jahres zu jenem Zeitpunkt taten, dachten, fühlten. „Wir denken an die Bilder, die wir gesehen haben. Manche im Fernsehen, manche vor unseren eigenen Augen. Auch haben wir manchmal aufgehört, die Nachrichten zu gucken, weil es so wehtut. Nun stehen wir hier und halten ein Licht in der Hand, und so lasst uns nun stille werden und derer gedenken, die dem Krieg zum Opfer gefallen sind“, bat Tanja Sacher. Nach einer Minute völligen Schweigens ließ Holger Pusinelli, seit 2003 Leiter der Musikschule Oberursel und Steinbacher, mit der Bratsche das ukrainische Lied „Oh, roter Schneeball auf der Wiese“ auf dem Platz erklingen.

Pfarrerin Tanja Sacher erzählte im Anschluss, dass die Idee der Veranstaltung erst vor kurzer Zeit entstanden war. „Wir dachten, da muss man doch irgendetwas Kleines machen“, erinnerte sie sich. Durch den Kontakt in einer Telegram-Gruppe mit ukrainischen Geflüchteten, die in Steinbach untergebracht sind, konnten Erzählungen von Erlebtem in die Gestaltung der Gedenkstunde einfließen.

Und so standen die Steinbacher auch nach dem Schlusswort und dem Segen durch Pfarrer Herbert Lüdtke noch lange Zeit im Regen auf dem Freien Platz und redeten miteinander. Mitgenommen und bewegt von dem kurzen Programm, schien niemand danach allein sein zu wollen. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Steinbacher Anfang März in Form einer Lichterkette entlang der Bahnstraße ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine gezeigt. Damals wollten sie aber auch ein Zeichen des Protests gegen diesen Krieg setzen. Kurz zuvor hatte sich der „Arbeitskreis für Solidarität und Frieden“ gegründet, der zu dieser Aktion aufgerufen hatte, an der schließlich rund 500 Steinbacher teilnahmen.



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