Narrensturm erzwingt Bonks Kapitulation

Sieger und Besiegte vor der leeren Stadtkasse (v. l.): SCC-Sitzungspräsident Harald Glocksin ist mit seiner Narren-Übermacht zwar erfolgreich gegen den „Napoleon“-Bürgermeister Steffen Bonk, den Ersten Stadrat-„Eskimo“ Lars Knobloch und den jecken Stadtverordnetenvorsteher Manfred Gönsch, doch außer dem Stadtschlüssel und ein paar Kreppeln ist im Rathaus wirklich nichts zu holen. Foto: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Mühe gegeben und sind dennoch wieder einmal kläglich gescheitert. Die Narren waren deutlich in der Überzahl, und deshalb haben sie das Rathaus ohne viel Federlesens erobert. Doch bis Aschermittwoch muss sich das Regiment der Fastnachter von Gott Jokus alimentieren lassen, denn in der Stadtkasse lagen Kreppel und kein einziger Cent. Beim Sturm auf die Hochburg der Verwaltung fällt die Beute bescheiden aus.

Die Stimmung bei den Verteidigern war eigentlich gut, denn der neue Hausherr wollte die Niederlagenserie durch grenzenlose Unerschrockenheit beenden. Bürgermeister Steffen Bonk hatte sich eigens die napoleonische Uniform angezogen, doch es lag vermutlich am fehlenden Dreispitz, dass mit diesem Outfit kein Blumentopf zu gewinnen war. Kaum hatte ihn sein Widerpart, der Primus der lokalen Narrenzunft, SCC-Sitzungspräsident Harald Glocksin, „klaaner Hecht“ genannt, da schlotterten dem Stadtoberhaupt bereits die Knie, und er hisste die weiße Fahne. Dabei hatten sich im Magistratssitzungssaal hochkarätige Gefolgsleute versammelt. Stadtverordntenvorsteher Manfred Gönsch, vor Jahresfrist noch als Kardinal unterwegs, trug diesmal – ganz Optimist – ein grell-buntes Jecken-Kostüm, der Stadtverordnete Christian Breitsprecher war als braune Biotonne verkleidet, Kollege Kai Hilbig kam im Frack, und Lars Knobloch, des Bürgermeisters Stellvertreter, outete sich als Eskimo mit einem Fisch an der Angel. Furchteinflößend sah diese Hilfstruppe wahrlich nicht aus. Sie schaufelte den Süßkram vom Sitzungstisch und versuchte die Belagerer mit einem Hagel aus Gummibärchen und Schokoriegeln zu besänftigen. Doch die gaben keine Ruhe.

Starke Armee der Rathaus-Eroberer

Die Kanoniere aus Niederhöchstadt feuerten zum wiederholten Mal aus ihrem gewaltigen Geschütz. Daneben standen in Reih und Glied die Karnevalisten aus nah und fern. Die Phalanx bildeten Truppen aus Weißkirchen, Stierstadt und Bommersheim. Die Narretei aus Eschborn, Schwalbach und Oberhöchstadt war angetreten. Eigentlich wollte sich niemand den Fall der Steinbacher Trutzburg entgehen lassen. Auch nicht die Jokus-Jünger aus Sachsenhausen.

Der Siegestaumel erreichte seinen Höhpunkt, als die Stadtkasse in Form einer Holzkiste übergeben wurde. Der Stadtsäckel hatte auch diesmal nichts zu bieten, zumal der Hausherr vom traurigen Rest an liquiden Mitteln 250 gefüllte Kreppel gekauft hatte. Belagerungsstratege Harald Glocksin nahm den riesengroßen Rathausschlüssel als Trophäe mit ins Bürgerhaus, wo bis zum Abend jede Menge Show- und Gardetänze zu sehen waren. Auf dieser Bühne erlebte der Bürgermeister den Gipfel der Demütigung. Er wurde mit der weißen Fahne auf die Rampe genötigt und weiß jetzt ganz genau, was im nächsten Jahr auf ihn zukommt – in der fünften Jahreszeit.

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