Neue Pläne zu eigenen Wegen für Radler

An der Kreisstraße zwischen Steinbach und Oberhöchstadt hat die Planung für einen Radweg begonnen. Landrat Ulrich Krebs auf Informationstour mit den Bürgermeistern Steffen Bonk und Christoph König sowie mit Radverkehrsplaner Paul Fremer (von links) auf Inspektionstour am Ortsrand von Oberhöchstadt. Foto: HB

Steinbach (HB). Steinbachs Radfahrer sehen sich derzeit noch an vielen Stellen von vorbei brausenden Autos bedrängt. Doch nun scheinen die Planungen der Kommune und des Kreises zu neuen Radwegen Fahrt aufzunehmen.

Wenn der Landrat nach Steinbach kommt, dann meist im dunklen Anzug mit Krawatte. Vergangenen Donnerstag trug Ulrich Krebs bei seiner Visite eine dunkelblaue Windjacke mit gleichfarbenem Schutzhelm. Das sportliche Outfit entsprach dem Anlass, denn der Kreischef trat an der Straße nach Oberhöch- stadt in die Pedale, um deutlich zu machen, wie notwendig der Bau eines Radweges ist. Dieser wird in ein Velo-Konzept für den gesamten Hochtaunuskreis integriert, das bis Jahresende im Kreishaus vorliegen soll.

Der strahlende Sonnenschein ließ erste Frühlingsgefühle aufkommen, als sich die Karawane in der Kronberger Straße aufmachte. Krebs hatte die Bürgermeister Christoph König (Kronberg) und Steffen Bonk (Steinbach) im Gefolge. Vorneweg radelte Paul Fremer vom Frankfurter Planungsbüro RV-K. Die 1,5 Kilometer sind kein Zuckerschlecken, denn für die Velonutzer gibt es auf dieser Strecke keinen Schutzstreifen. Dicht neben den Radlern brausen die Autos mit Tempo 100 über die Asphaltpiste. Daher ist es kein Wunder, dass Radler auf Wirtschaftswege ausweichen und gelegentlich mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen in Konflikt geraten.

Doch Abhilfe scheint in Sicht, denn abseits der Kreisstraße ist für beide Richtungen ein Radweg vorgesehen, der, wenn es gut läuft, bis 2023 fertig sein wird, meint der Landrat. Davon wird der Radverkehr zur Kronberger Altkönigschule profitieren, sagt Steffen Bonk voraus und Kollege König, ein Oberhöchstädter Bub, freut sich über ein Angebot für die strampelnden Berufspendler zu den Arbeitsplätzen in Eschborn. Auf welcher Seite der Radweg verlaufen wird, muss die Detailplanung des Kreisbauamtes ergeben, sie hängt auch von den Modalitäten für den Grundstückskauf ab.

In Steinbach hat die Radverkehrspolitik Fahrt aufgenommen, seitdem die Stadt vergangenen Herbst mit beträchtlichem Erfolg am bundesweiten Wettbewerb „Stadtradeln“ der Kommunen teilgenommen hat. Die 139 Teilnehmer legten während der drei Wochen mehr als 24 000 Kilometer zurück und ersparten der Umwelt nahezu 3600 Kilo Kohlendioxid. Bei der Premiere schafften es die Steinbacher auf Platz 947 von 1400 Städten. Die Krone setzten sich die Stadtverordneten auf, die in der Parlaments-Konkurrenz landesweit vorne lagen. In diesem Jahr, davon sind die Koordinatoren Jürgen Euler und Verna Spol überzeugt, tritt die Stadt wieder an und wird die Teilnehmerzahl voraussichtlich deutlich steigen.

Das Interesse dürfte auch deshalb zunehmen, weil die Kommune das vom Kreis engagierte Fachbüro zusätzlich mit einem innerörtlichen Radwegeplan beauftragt hat und das Thema damit in den Focus rückt. Das Konzept wird vermutlich bis August im Rathaus vorliegen. Planer Fremer ist vergangene Woche zwei Stunden durch die Stadt geradelt, um einen ersten Eindruck von der Infrastruktur zu gewinnen. Sein Konzept wird die Wege zum Einkaufen, zur Grund- und zur Phormsschule am Stadtwald einbeziehen und ebenso für die Bahnstraße als zentraler Verkehrsader einen Vorschlag machen. Die Planer kümmern sich auch um den Lückenschluss zwischen Nicolaiweg und dem Radweg von der Oberhöchstädter Straße nach Eschborn, der im Sommer endlich begonnen werden soll.

Das große Ganze soll jedoch auf Kreisebene der Generalverkehrsplan für die Radler zusammenführen. Sobald es die Wetterlage zulässt wird sich Paul Fremer „auf das Fahrrad schwingen“, um die Radwege abzufahren, um den baulichen Zustand und die Wegeführung zu bewerten. Er rechnet mit bis zu 250 Baumaßnahmen, die nach Dringlichkeit in die Kategorien A, B und C eingestuft und in einem Zehn-Jahres-Programm bis 2032 realisiert werden. Der Radweg zwischen Steinbach und Oberhöchstadt, das hat der Landrat betont, genießt in jedem Falle Vorrang.

Die Bürger halten die Radverkehrspolitik offenbar ebenfalls für wichtig. An der Online-Befragung bis Ende Dezember, mit der die Kreisinitiative gestartet wurde, haben sich mehr als 700 Personen beteiligt und über 1600 Anregungen gegeben.



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