Steinbach (stw). Gelb, Rot oder auch ganz bunt – die farbenfrohen Regenschirme waren fröhliche Farbtupfer an dem sonst so trüben Tag mit Nieselregen. Doch das Wetter schreckte keinen der 35 Interessierten, die der Einladung der CDU-Ferienfraktion gefolgt waren. Das Thema Wasser war an diesem Nachmittag omnipräsent, schließlich stellte Bürgermeister Steffen Bonk das neue Regenrückhaltebecken in der Waldstraße gegenüber der IG Bau vor.
„Diese Maßnahme ist ein bedeutender Schritt für Steinbach als Klimakommune in Hessen. Wir sind stolz darauf, eine nachhaltige Lösung zur Regenwasserableitung zu realisieren und damit unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, äußerte sich Bürgermeister Bonk.
Es handelt sich bei dem Projekt um das größte Rückhaltebecken der Stadt mit einem Fassungsvermögen von 7050 Kubikmeter Wasser. „Das entspricht etwa 35 000 Badewannen-Füllungen“, so Bonk. Die Größe sei für ein 100-jähriges Hochwasserereignis bemessen, teilte der Bauamtsleiter Alexander Müller mit. Ursprünglich war ein kleineres Becken auf dem jetzt 6000 Quadratmeter großen Areal geplant gewesen. Doch nach der Flutkatstrophe im Aartal am 14. Juli 2021 mit ihren verheerenden Auswirkungen hatte die Stadt die Grundstückseigentümer der Nachbarareale noch einmal angeschrieben und konnte weitere Fläche erwerben. „Dass die Eigentümer bereit waren, uns das Grundstück zu verkaufen, ist ihnen hoch anzurechnen“, so Bonk.
Der Spatenstich für das Projekt erfolgte am Montag, 17. April 2022. Das Becken an der Waldstraße ist das zentrale Element des Konzepts gegen Starkregen, dass die Anwohner im Steinbacher Norden schützen soll. Wasser, das aus Richtung Kronberg kommt, zum Beispiel durch den Zufluss von Oberflächenwasser aus dem Wald und den angrenzenden Feldern und Wiesen sammelt sich in diesem Becken. Ein wasserführender Graben entlang der Waldstraße leitet das Regenwasser in das Becken, während ein Schwimmer das Ansteigen des Wasserzuflusses erkennt und bei Bedarf den Abfluss blockiert, um eine Überlastung des Kanalnetzes zu verhindern. Rund 34 800 Euro hat die Maßnahme gekostet, wobei der Bau zu hundert Prozent durch das Land Hessen gefördert wird, da Steinbach Klimakommune ist. Die Kommune trägt die Kosten für die Planungsleistung – laut Rathauschef ein hoher vierstelliger Betrag.
Das Becken konnte plangemäß Ende Mai Anfang Juni fertig gestellt werden. Als letzter Schritt wird die Fläche begrünt und zwei Mal pro Jahr durch den Landwirt, der die Fläche gepachtet hat, gemäht. Die Mahd kann er zur Fütterung seiner Tiere verwenden. Am Wegesrand sollen überdies noch im Herbst Linden gepflanzt werden, als Ersatz für die gefällten Robinien, die zuvor dort gestanden hatten und im Zuge des Baus weichen mussten.
Doch damit nicht genug. Die Stadt plant weitere Präventivmaßnahmen. Für das Jahr 2025 ist eine weitere Regenwasserrückhalteanlage hinter der Herzbergstraße vorgesehen. Da das Grundstück zur Bahnstraße hin abfällt sollen mehrere Becken kaskadenförmig angelegt werden, so dass ein Überlauf entsteht. Ein Jahr später soll ein weiteres Becken südlich der Industriestraße, neben der neuen Kindertagesstätte „In der Eck“ geplant werden. „Wir wappnen uns mit diesen weiteren Maßnahmen, um die Wohnsiedlungen vor voll laufenden Kellern zu schützen, denn die Starkregen-ereignisse werden voraussichtlich zunehmen“, teilte Bürgermeister Bonk mit. „Zusätzlich wird auch das Kanalnetz durch die Becken entlastet.“ Bereits in der Vergangenheit war Steinbach von Hochwasser betroffen. „Regelmäßig waren Keller in der Obergasse voll Wasser gelaufen, und in den 80er Jahren stand auch einmal der Freie Platz kniehoch unter Wasser“, berichtet Bonk.
Wie sehr das Thema auch die Bürger bewegt, sah man an der hohen Teilnehmerzahl der Ferienfraktion. Viele Fragen drehten sich um die Funktionsweise des Beckens sowie um die Themen Klimaanpassung und Energiewende.
Christian Breitsprecher, Fraktionsvorsitzender der CDU, bedankte sich abschließend bei den Anwesenden für ihr Interesse an diesem wichtigen Projekt und dass sie sich trotz des ungemütlichen Regenwetters nicht von einer Teilnahme an der Ferienfraktion hatten abhalten lassen. „Das Projekt zeigt, dass Steinbach den Klimawandel ernst nimmt und sich für nachhaltige Lösungen einsetzt.“