Plötzliche Fristverkürzung stößt auf Unverständnis

Steinbach (HB). In der Kirchgasse herrschte Unverständnis ob der plötzlichen Anordnung der Behörde. Die vier Männer aus Ostafrika, die das stadteigene Haus Nummer 3 seit vielen Jahren bewohnen, mussten ihr Zuhause vergangene Woche Knall auf Fall verlassen. Die Ausländerbehörde aus dem Bad Homburger Landratsamt gewährte lediglich eine Auszugsfrist von fünf Tagen. Interventionen der Flüchtlingshilfe blieben erfolglos.

Mit dieser Zuspitzung hatten die Betroffenen nicht rechnen können. Im Frühjahr hatte ihnen die Ausländerbehörde nämlich geschrieben, die Kirchgasse und die ebenfalls stadteigene Unterkunft in der Sodener Straße müssten bis Ende September geräumt werden. Adressaten waren insgesamt fünf alleinstehende Männer, die Asylrecht haben und deshalb Flüchtlingsunterkünfte verlassen müssen, die der Kreis angemietet hat.

Doch zweieinhalb Monate vor Ablauf der genannten Frist wurden die Männer in einem weiteren Schreiben nunmehr aufgefordert, die Wohnungen binnen einer knappen Woche zu räumen, diese „besenrein“ zu hinterlassen und das Inventar in einem bereitgestellten Container zu entsorgen. Wem Obdachlosigkeit drohe, der werde in der Gemeinschaftsunterkunft in Friedrichsdorf untergebracht.

Die Betroffenen, so der Eindruck eines Flüchtlingspaten, reagierten geschockt. Pfarrer Herbert Lüdtke, Sprecher der Flüchtlingshilfe, konnte die extrem kurze Räumungsfrist nicht nachvollziehen und erkannte einen „Härtefall“. Wolfgang Möhle, Integrationsbeauftragter in der 2014 gegründeten Flüchtlingshilfe, erfuhr von der politisch verantwortlichen Kreisbeigeordneten Katrin Hechler (SPD), der Auszugstermin sei vorgezogen worden, um Zeit für Renovierungsarbeiten zu haben. Das kann jedoch auf die Kirchgasse nicht zutreffen, denn das Haus soll abgerissen werden.

Die Asylberechtigten fügten sich. Sie standen am Dienstag vergangener Woche mit gepackten Koffern vor der Tür und erklärten den beiden Mitarbeiterinnen der Behörde, sie wollten, mit einer Ausnahme, nicht nach Friedrichsdorf, sondern bei Freunden in Steinbach unterkommen. Kleinmöbel, Bettgestell und Matratze wurden auf einem Rollwagen davongefahren. Auch die Stadtpolizei war für etwaige Zwangsmaßnamen aus Bad Homburg angefordert worden. Bürgermeister Steffen Bonk erklärte, er habe die Aktion nicht beeinflussen können. Im Rathaus war zu hören, eine Frist von 14 Tagen wäre okay gewesen. Die Stadt braucht jetzt bei ihren Abbruchplänen für die Kirchgasse 3 keine Rücksicht mehr auf Bewohner zu nehmen.



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