Schnell zur Schule auf neuen Wegen

Auch für die Schüler, die täglich mit dem Fahrrad in die Schule pendeln, brächte das neue Radwegekonzept viele Vorteile. Nach Schätzung des Planungsbüros erhöht sich deren Zahl von 300 auf mehr als 500 pro Tag. Foto: ADFC/Deckbar

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Der Bürgermeister brachte viel Lesestoff mit. Vergangenen Montag präsentierte Steffen Bonk den Magistratskollegen die Zukunft des Steinbacher Radverkehrs – ein 134 Seiten starkes Konzept, das die Kommune bei einem Frankfurter Fachbüro in Auftrag gegeben hat. Es ist ein Beitrag zur Verkehrswende und sieht innerhalb von zehn Jahren Investitionen von sechs Millionen Euro vor. Auf die Stadt kommen in diesem Zusammanhang Ausgaben von jährlich 75 000 Euro zu. Den Löwenanteil übernehmen jedoch Kreis, Land und Bund.

Paul Fremer kam zur Vorstellung der Fleißarbeit passend mit dem Lastenfahrrad und nicht mit dem Auto ins Rathaus. Der Co-Autor aus dem Planungsbüro RV-K in Frankfurt kennt den Hochtaunuskreis aus der Sattelperspektive wie kein anderer, denn das vom Landrat in Auftrag gegebene Netz für den Radverkehr im Hochtaunuskreis stammt maßgeblich von ihm. Für den Steinbacher Detailplan ist er wochenlang zwischen S-Bahnhof und Rathaus, zwischen Apfelweinbrückchen und Phormsschule unterwegs gewesen. Er hat sich die Beschaffenheit von Wirtschafts- und Feldwegen angesehen, über Netzoptimierung nachgedacht und auch die 14 Unfälle mit Radfahrern ausgewertet, die sich in den vergangenen vier Jahren in Steinbach ereignet haben. Ein Unfallschwerpunkt war aus seiner Sicht jedoch nicht erkennbar. Wenn der Zehn-Jahres-Plan umgesetzt wird, dann könnte der Anteil des Radverkehrs in der Stadt um 20 Prozent auf 35 Prozent wachsen, prognostiziert der Velo-Experte. Damit würde dem Klima nach seiner Einschätzung wirklich geholfen.

Jetzt liegt eine profunde Untersuchung auf dem Tisch, „eine Handlungsanleitung für die Politik“ nennt sie der Bürgermeister. Damit geht er demnächst in den Verkehrsausschuss. Vermutlich im kommenden Jahr werden die Stadtverordneten, die sich beim „Stadtradeln“ mehrfach bewährt haben, über den Plan abstimmen. Die Gutachter geben ihnen 24 Vorhaben an die Hand, die sie nach Wichtigkeit in vier Kategorien aufgeteilt haben. Auf der Prioritätenliste steht ein Radweg ganz oben, der zum großen Teil gar nicht auf Steinbacher Gemarkung verläuft und vom Hochtaunuskreis bezahlt wird. Aber auf diesem 1,6 Kilometer langen Abschnitt rechnen die Planer vor, welches Wachstumspotential eine derartige Neubaustrecke – auf der Westseite der Kreisstraße zwischen Steinbach und Oberhöchststadt – entfalten könnte. Die Zahl der Schüler, die mit dem Rad zur Altkönigschule (AKS) in Kronberg fahren, wächst demnach voraussichtlich von 300 auf mehr als 500 pro Tag. Die Berufspendler sind hier voraussichtlich täglich 425 mal unterwegs, prognostizieren die Frankfurter-.

Die Akzeptanz der Arbeitnehmer in Bezug auf den neuen Radweg hänge nach Meinung Fremers allerdings auch von dessen Weiterführung im Steinbacher Stadtgebiet ab. Die Radler sollen sicher und schnell nach Frankfurt oder Eschborn voran kommen. In der Kronberger Straße sehen die Gutachter jedoch aus Platzgründen für den Radverkehr keine Wachstumschancen. Deshalb lenkt das Wegekonzept die Pedaleure am Rande der Königsteiner Straße auf einen noch zu asphaltierenden Feldweg, der über den Römerweg die Verbindung zum künftigen Radweg nach Niederhöchststadt herstellt.

Den Durchgangsverkehr konzentrieren die Fachleute auf den Nicolaiweg im Norden und die Regionalparkroute im Süden. Radler, die in der Stadt selbst losfahren und hier auch ihr Ziel haben, werden auch nicht vergessen. Sie sollen zukünftig nicht mehr durch Schlamm und Pfützen fahren müssen, sondern würden oberhalb der Kleingärten in der Steinbachaue auf festem Untergrund in die Pedale treten können.

Für die Bahnstraße hat das Frankfurter Büro keinen Königsweg gefunden. Mischverkehr hält es aus Sicherheitsgründen aber nicht für verantwortbar. Deshalb empfiehlt es auf der 900 Meter langen Strecke zwischen Europa kreisel und Freier Platz für die Radfahrer Schutzstreifen sowie eine Nutzung der Gehwege. Die Bornhohl soll verschwenkt und durch Engpässe verkehrsberuhigt werden. Die Waldstraße am Sportpark wollen die Planer zur Fahrradstraße mit Anliegerverkehr umwidmen. Diesen Status soll auch die Königsteiner Straße in Höhe des Nicolaiweges bekommen.

Wer das Radwegekonzept nachlesen möchte, findet es unter www.stadt-steinbach.de in der Rubrik Leben und Wohnen unter Verkehr.



X