Schwindelfreie Männer in Weiß steigen der TuS aufs Hallendach

An der Dachbaustelle der Friedrich-Hill-Halle wird mit Nachdruck gewerkelt. Fotos: HB

Steinbach (HB). Auf dem Dach in der Obergasse, knapp zehn Meter über dem Spielplatz, fielen dieser Tage Männer in weißen Schutzanzügen auf, die an kriminalpolizeiliche Spurensucher aus den Tatortfilmen erinnerten. Doch es waren keine Mordermittler, sondern Dachdecker einer Eschborner Firma, die im Auftrag der Hausherrin, der „Turn- und Spielvereinigung“ von 1885 (TuS), den Dachschaden endlich reparieren. Das alte Eternitdach ist nicht nur porös sondern auch asbesthaltig. Spezialanzüge mit Atemschutzmaske bewahren vor dem Kontakt mit dem Eternit und vor dem dem Einatmen der Fasern.

Diese Halle hat eine einmalige Historie. Der Verein entdeckte und kaufte sie vor 60 Jahren in Frankfurt-Rödelheim, zerlegte sie in ihre Einzelteile und setzte das Puzzle am damaligen Stadtrand zusammen. Seitdem haben unter diesem Dach Generationen Steinbacher Sportfreunde die Muskeln gedehnt und gestreckt und an Geräten geturnt. Das ging gut, bis vor einigen Jahren der Regen nicht mehr in die Rinne floss, sondern durch Ritzen und Löcher auf dem Dachboden landete und sich von dort durch die Holzdecke der Halle fraß. Der Sportbetrieb konnte nur deshalb einigermaßen fortgesetzt werden, weil auf dem Holzboden an den neuralgischen Stellen Wassereimer aufgestellt wurden.

Über den Dachschaden wurde im Verein viel geredet und schlielich auch gehandelt. Vorsitzende Heide Schwab wurde beauftragt, Fördermittel bei der Landesregierung zu beantragen. Als das Sportministerium schließlich die frohe Botschaft verbreitete, die Kosten von 320 000 Euro werde man mit 70 000 Euro subventionieren, herrschte bei den 900 Mitgliedern im größten Verein der Stadt eitel Freude. Auch der frühere Bürgermeister Stefan Naas, der als Landtagsabgeordeneter der FDP nicht immer einig ist mit der Regierung, spendete ausdrucklich Lob. Unter Abzug der Rücklagen muss die TuS nurmehr um die 220 000 Euro über Kredit efinanzieren.

Vergangene Woche sind die Dachdecker aus der Nachbarkommune mit einem fimeneigenen Kran angerückt und haben damit begonnen, die 62 Bauteile von gut 13 Metern Länge und einem Meter Breite auf das spitzgiebelige Dach zu montieren. Zuvor hatten die Männer in Weiß die Asbestteile abgeräumt und einem Spezialentsorger aus Kelheim übergeben.Für den Kran sind die mit Stahlschalen geschützten und mit Dämmmaterial gefütterten Teile aus deutscher Produktion ein Kinderspiel. Er kann bis zu 1,5 Tonnen bugiseren. Diesmal mussten lediglich sieben Zentner bewegt werden. Stefan Brost, Geschäftsführer und Eigentümer der Dachdeckerfirma, glaubt, dass der Steinbacher Auftrag Anfang Juni erledigt ist. Aber danach muss eine andere Firma die Hallendecke austauschen. Sie bekommt eine ballfeste Ausstattung, die bis September montiert wird.

Doch bereits vorige Woche zogen die Kurse wieder in das Sportentrum in der Obergasse ein. Ab 17 Uhr werden Gymanstikgruppen mit reduzierter Teilnehmerzahl hereingelassen. Pro Kurs sind zehn Personen erlaubt. Auch Tanzkurse und Tischtennispieler dürfen wieder. Kursleiterin Heike Schwab bittet die Senioren in den Bewegungsmodus. Handballer und Badintonspieler üben in der stadteigenen Alkönighalle. Die Namen und Kontaktdaten der Sportler werden in Listen festgehalten, damit Infektionswege der Corona-Krankheit verfolgt werden können.



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