Wo Stare nisten, Bussarde jagen und Rebhühner sich verstecken

Manfred Gönsch zeigt einen sicheren, gemütlichen Nistplatz für den Kauz, der geschickt auf einem starken Ast platziert wurde. Fotos: HB

Steinbach (HB) Der Weg führt am Stamm-Hof vorbei. Er knickt nach links ab und 100 Meter weiter steht man vor der wahrscheinlich spannendsten Streuobstwiese der Stadt. Ein Garten Eden nicht nur für den Kauz. Margit Gönsch hat dieses schmale Handtuch in Sichtweite des Wasserwerks an der Stadtgrenze nach Eschborn von ihren Großeltern geerbt. Sie ist damit pfleglich umgegangen und hat durch Ehemann Manfred tatkräftige Unterstützung erfahren.

Die Eheleute haben durchaus Vorbildfunktion. Sie ist Trägerin der Verdienstmedaille des Hochtaunuskreises, gerade mit den meisten Stimmen wieder in den Kirchenvorstand von St. Georg gewählt worden und gleichfalls eine Stütze in der Flüchtlingshilfe. Er wurde sogar mit dem Bundesverdienstkreuz dekoriert, saß für die SPD im Kreistag, war fünf Jahre lang Vorsteher im Steinbacher Parlament Der nachhaltige Umgang mit der Natur ist für die beiden selbstverständlich.

Manfred Gönsch hat nach seinem Rückzug aus der Politik seit Jahresanfang mehr Zeit für Fauna und Flora. Das merkt man auf der Streuobstwiese, deren Entree die Handschrift von Margit Gönsch trägt. Die Walnussbäume hat sie selbst gepflanzt. Die haben sich prächtig entwickelt und sind als Merkmal der Wiese weithin zu erkennen. Manfred Gönsch ist kein Mitglied, aber er schätzt die Kompetenz der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON). Streuobstwiesen sind für den Verein wahre Kleinode, die es zu pflegen und hegen gilt. Gönsch bringt das Rüstzeug mit, um die Vielfalt auf seiner Wiese zu erhalten. Er beherrscht den Baumschnitt, und er pflanzt alte Arten an. Hier gedeihen Apfelsorten wie der Speierling, den Stöffche-Kelterer gerne als Geschmacksveredler benutzen. Das Gras wird erst im Herbst gemäht, damit Fasanen und womöglich auch das selten gewordene Rebhuhn Deckung finden.

Das Biotop ist auch ein willkommener Lebensraum für Vögel. Nistkästen für Stare, Rotschwänzchen und Meisen hängen in den Bäumen, wobei Gönsch kopfschüttelnd anmerkt, von den dreien für die Meisen sei einer doch tatsächlich gestohlen worden. Besonders ins Auge fallen drei „Höhlen“ für den Steinkauz, eine nachtaktive Eulenart, die sich in offenen Holzröhren zu Hause fühlt, die gegen Feuchtigkeit mit Dachpappe umwickelt und auf stabilen Ästen platziert werden Spechte können sich an abgestorbenen Obstbäumen austoben. Einmal pro Woche schaut Manfred Gönsch nach dem Rechten. Bei der Inspektion findet er gelegentlich eine Feder, die ein Bussard bei der Mäusejagd verloren hat.

Kommenden Montag wird die Streuobstwiese auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung stehen. Die Koalition aus FDP und SPD hat einen Antrag formuliert, in dem sie von einem landschaftsprägenden Kulturgut spricht, das zu den „artenreichsten Biotopen in Mitteleuropa gehört“. Für dessen Schutz soll der Magistrat gezielte Maßnahmen ergreifen. Die Stadtverordneten erwarten eine Bestandsaufnahme mit dem Ziel eines Baumkatasters. Das Patenschaftsmodell für die Blühstreifen lässt sich nach Meinung der Mehrheitsfraktionen auf Streuobstwiesen übertragen. Der Magistrat solle mit dem Streuobstbeauftragten des Regionalverbands zusammenarbeiten und eine Weiterbildung städtischen Personals ins Auge fassen.



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