Steinbach im närrischen Rausch mit den Pitschetretern

Die „Mini Rambos“ eröffnen das Programm.

Steinbach (HB). Fastnachter brauchen in diesen Tagen die Kondition eines Triathleten. Zunächst führte er die Oberaufsicht beim Kappenabend, und dann gehörte Frank Görner, der Vorsitzende der Pitschetreter, zur Putzkolonne des Kultur- und Geselligkeitsvereins, die den Saal des Bürgerhauses besenrein machte. Er kam am Sonntagmorgen gegen halb sechs Uhr heim, um zur Mittagsstunde den Rathaussturm zu begleiten. Am Wochenende war in Steinbach Karneval total angesagt.

Zur Sommerzeit werden prominente Steinbacher bei der Bachrechtstaufe auf dem Freien Platz pitschnass gemacht. In der fünften Jahreszeit verlegt der Verein die Gaudi nach drinnen und präsentiert vier Stunden lang gute Unterhaltung. Der Vorstand der „Pitschies“ schickte am Samstag mehr als 100 Aktive auf die Bühne. Nass wurde niemand, denn an der Decke hingen aufgespannte Regenschirme über den Tischreihen.

Im Verein tanzen 45 Kinder und Jugendliche, von denen 35 dabei waren, als die großen und kleinen „Rambos“ und die „Dark Angels“ gleich gemeinsam zur ersten Nummer aufgerufen wurden. Kurz vor der Pause stand auch die Trainerin im Rampenlicht. Simone Rendt gehörte vor 29 Jahren zu den Gründungsmitgliedern des Kultur- und Geselligkeitsvereins (KuG), war zudem Vorstandsmitglied, aber eigentlich immer mit Leib und Seele Übungsleiterin. „Die Simone macht fast alles,“ hörte man über ihren nimmermüden Einsatz Auch dem Magistrat ist die treffliche Jugendarbeit in dem 11l0 Mitglieder zählenden Verein nicht entgangen, und deshalb hat er den vor fünf Jahren gestifteten Verdienstorden an die 48-Jährige verliehen. Bürgermeister Steffen Bonk überbrachte die Auszeichnung im Hawaiihemd, das er im Gegensatz zu einem Kabarettisten aus Westfalen nur in der Faschingszeit anzieht . Die ganz und gar glückliche Simone musste auf ein Dankeschön verzichten, weil sich ihre Stimmbänder eine Auszeit genommen hatten.

Im mit 200 Personen gut gefüllten Saal warteten einige darauf, den Bürgermeister in der Bütt zu erleben. Dazu kam es nicht, aber „der Steffen“ hatte einen Witz im Repertoire, dessen Unterhaltungswert betrtächlich war: Der Bürgermeister und der Erste Stadtrat Lars Knobloch kommen binnen kurzer Zeit in drei Polizeikontrollen. Auch bei der letzten werden sie – obwohl ganz schön beschwippst – nicht aus dem Verkehr genommen, sondern nunmehr energisch aufgefordert, endlich den Kreisel zu verlassen.

Der 28. Kappenabend wurde von den Honoratioren des Karnevals domiiniert, die mit ihren Schiffchen als Elferräte erkennbar waren. Ein Damenhut in Rot machte so viel her, dass er sich auch beim Pferderennen in Ascot behaupten würde. Unter den Kostümträgerin fiel ein quietschgelber Anzug auf, der dem Film „Die Maske“ nachempfunden war.

Als Stimmungsmacher erster Ordnung erwies sich das Büttelborner Männerballett „Dancing Manicas“, das eine reife sportliche Leistung bot und auf die üblichen Muskelspiele verzichtete. Ein Hingucker waren auch die Blasmusiker aus dem Wiesbadener Stadtteil Nordenstadt, die am Ende des 18 Nummern umfassenden Programms die Bühne nahezu komplett einnahmen. „Die Räubers“ beherrschten nicht nur Trompete, Saxophon und Schlagzeug, sie kamen auch mit wunderschönen Gewändern daher. Eine namentliche Erwähnung hat sich Nele verdient, die mit drei Jahren jüngste Solotänzerin.

Der Lausbub und die Frauen

Die weiteste Anreise hatte eine kleine Delegation aus dem fränkischen Ochsenfurth, die den zwölfjährigen Mika in die Bütt schickte, um den Frauen mal so richtig die Leviten zu lesen. Dabei bekamen auch die Lehrer ihr Fett weg von dem frühreifen Verseschmied aus der Region Würzburg. Diese Schelte kommt immer an. Schwester Merrit (14) bewies als Eiskönigin turnerische Qualitäten – Rad und Spagat inklusive.

Büttenredner beweisen in der Fassenacht viel Mut. Das gilt auch für Jürgen Eisenbach, der sich aus dem Frankfurter Gallus mit der Freundesclique zum Ballermann aufgemacht hat. Die Sprachbilder erbrachten nicht viel Neues, aber die Erkenntnis: Wer da hin fährt, dem kann es gar nicht schlecht genug gehen. Dritte im Bunde der Redner war Gaby, die sich ein nachdenkliches Thema ausgesucht hatte. Wie die Narrenkapp aus einem Wicht einen Riesen macht. Das war schwierig und gelegentlich holprig. Nicht zu vergessen Verena und Sven aus Rödelheim, die vor ihrer Musikbox in ständig neuen Klamotten die Discoszene aufs Korn nahmen.

Weitere Artikelbilder



X