Verkehrswende nimmt Fahrt auf

Auf einem Fahrrad mit Schreibplatte sammelt der ADFC am Apfelweinbrückchen Unterrschriften für die Verkehrswende. Im Hintergrund die ADFC-Mitglieder Bernd Köslich und Birgit Voerste. Foto: ADFC

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Nun flattern sie wieder. Der ADFC pflanzt seine Werbesegel auf die Gepäckträger und ist in der Stadt für eine große Sache unterwegs. Der Fahrradclub mobilisiert für eine Aktion zur Sammlung von Unterschrifte, mit der im kommenden Jahr die „Verkehrswende“ eingeleitet werden soll. Die ersten Ergebnisse aus Steinbach sind vielversprechend.

So auffällig wie momentan war die ADFC-Zelle noch nie. Sie gehört zum Ortsverein Oberursel, der sich beim Sammeln der Unterschriften auf strategisch wichtige Punkte wie das Apfelweinbrückchen auf der Re- gionalparkroute konzentriert, an denen Radfahrer aus drei Richtungen vorbeikommen. Bernd Köslich hat sein Rad mit einer Holzplatte ausgestattet, auf der die Formulare mühelos ausgefüllt werden können. Der Rentner aus der benachbarten Ahornstraße bezieht auch am S-Bahnhof Position, an dem die Velofreunde seit Jahren stiefmütterlich behandelt werden.

Aber mittlerweile gibt es Anzeichen, dass die Zeiten der steinzeitlichen Abstellanlage gezählt sind. Das Dach ist demontiert und ein Teil bereits gesperrt. Die Zeit der als Felgenkiller gefürchteten Schienen sind gezählt. Stahlbügel werden sie ersetzen, abschließbare Boxen werden angeboten und ein Servicepoint wird eingerichtet.

Birgit Voerste aus dem Wingertsgrund ist bei der Stadttour ebenfalls dabei. Unlängst ging sie vor der Stadtverordnetensitzung im Bürgerhaus auf Stimmenfang, und es ist kein Geheimnis, dass Stadtverordnete aus allen Fraktionen unterschrieben haben. Insgesamt muss der ADFC bis Mitte nächsten Jahres 45 000 gültige Unterschriften – das entspricht einem Prozent der Wahlberechtigten in Hessen – an die Landesregierung übergeben. Das wird problemlos gelingen, und damit wird die Debatte angestoßen, um den Anteil der umweltfreundlichen Mobilität – Fußgänger, Radfahrer und Nahverkehr – auf 65 Prozent zu steigern. In Steinbach ist man schon ziemlich weit gekommen, denn bis vergangene Woche hatten 120 Personen unterschrieben. Damit nähert man sich bereits der Zwei-Prozent-Marke.

Bernd Köslich fährt kaum noch Auto, dafür aber zwischen 3000 und 4000 Kilometer pro Jahr mit dem Velo. Mit seinem Hänger kann er Getränkekisten transportieren und auch dem Platzbedarf im Baumarkt genüge tun. Arztbesuche sind überhaupt kein Problem, und die Gemarkungsgrenze kann er ohnehin nur mit dem Rad abfahren. Der 67-Jährige ist aber auch ein Langstreckler, hat bereits Touren nach Hamburg und von dort nach Kopenhagen unternommen. Positiv stimmt ihn der Bau eines Radwegs nach Oberhöchststadt, der nur noch eine Frage der Zeit ist. In der Bahnstraße und auf den übrigen Hauptverkehrsstraßen würde Tempo 30 aus Sicht des ADFC für bessere Verhältnisse sorgen. Mit Spannung erwartet der ADFC die Veröffentlichung des Radverkehrskonzepts, das der Magistrat bei einem Frankfurter Planungsbüro in Auftrag gegeben hat. Es liegt mittlerweile im Rathaus vor und wird im kommenden Jahr im Stadtparlament beraten.

Ein Thema wird auch der Radschnellweg sein, der den Vordertaunus mit Frankfurt verbinden soll. Auf einer Breite von vier Metern soll er für Pendler eine Alternative zum Auto sein. Im Steinbacher Stadtgebiet wird die Trasse an den S-Bahngleisen entlang bis zur Bahnbrücke über den Steinbach führen. Auf dieser Route haben Spazierfahrer nichts zu suchen.

Derweil hat die SPD den eifrigsten Pedaltreter beim dreiwöchigen Städteradeln in den Reihen ihres Allwetterteams ausgemacht. Dieter Vogel ist zwar kein Parteimitglied hat den Sozialdemokraten aber 1586 Kilometer gut schreiben lassen. Die Genossen haben auch eine verkehrspolitische Initiative angekündigt, um den Norden der Stadt mit einem Kleinbus zu bedienen. Mit Elektromotor oder Wasserstoffantrieb. Dafür will sich Daniel Gramatte einsetzen, den die Stadtverordneten in die Verbandsversammlung der Verkehrsbetriebe Hochtaunus gewählt haben.



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