„Viele wissen nicht, dass Jesus Zeit seines Lebens Jude war“

Steinbach (jsu). Schön anzusehen, was die Viertklässler der Reli-Klassen von Christof Reusch und Herbert Lüdtke hier präsentieren: Sie haben gemeinsam mit ihren Eltern eine Ausstellung zum Judentum gestaltet. Auf Plakaten findet man, was die Schüler der Geschwister-Scholl-Schule über das Judentum gelernt haben: von der Bedeutung des Davidsterns über die Aufgaben der Rabbis bis hin zu heiligen Stätten der Juden Christen in Jerusalem. Am Sonntag wurde im Rahmen der Familienkirche im evangelischen Gemeindehaus die von den Kindern gestaltete Ausstellung zum Judentum eröffnet. Zum Gottesdienst waren viele Kinder mit ihren Eltern gekommen. Es wurde viel gesungen, getanzt und gelacht.

Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Projekts, wie es in den Religionsklassen schon seit etlichen Jahren Tradition ist. Seit der Adventszeit vorigen Jahres dreht sich der Unterricht um das Thema. Herbert Lüdtke ist es wichtig, die wertschätzende Haltung zum Judentum zu betonen, besonders nachdem Judenhass mit dem Anschlag in Halle am 9. Oktober 2019 wieder besonders drastisch sichtbar wurde. Gleichzeitig liegt die Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau dieses Jahr 75 Jahre zurück – ebenfalls ein Anlass, an die deutsch-jüdische Vergangenheit zu erinnern.

Als Herbert Lüdtke und Christof Reusch von ihrer Arbeit mit den Kindern erzählen, betonen sie die Neugier, die durch solche Projekte immer wieder geweckt werden kann. Für die Schüler sei es wie ein Spiel gewesen, das Judentum besser kennenzulernen und die Plakate zu gestalten. Dabei lernten die Kinder nicht nur zu präsentieren und zu recherchieren, sondern auch, wie nahe der Glauben der Juden und der Christen miteinander verwandt ist. „Selbst viele Erwachsene wissen nicht, dass Jesus Zeit seines Lebens Jude war“, so Lüdtke. „Juden und Christen sind Geschwister.“ Lüdtke wird nicht müde, das zu betonen. Das Thema hat für ihn persönliche Bedeutung, als er erzählt, sein Patenonkel habe früher wissenschaftlich zum „arischen Jesus“ geforscht. Lüdtke wusste das, habe aber nicht darüber gesprochen. Heute wolle er nicht mehr über solche Themen schweigen und stattdessen zeigen, dass Offenheit in der Gemeinde der richtige Weg ist.

Interessierte können noch bis einschließlich Sonntag, 2. Februar, die Ausstellung besuchen. Das evangelische Gemeindehaus, Kirchgasse 5, ist tagsüber geöffnet.



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